Die Schöne und das Biest – The Beauty and the Beast (2017 Filmkritik)

Belle (Emma Watson) lebt gemeinsam mit ihrem gutmütigen Vater und Uhrmacher Maurice (Kevin Kline) in der Nähe von Paris. Ihre große Liebe gilt Büchern und den Geschichten die sie erzählen und vor allem Shakespeare hat es ihr angetan. Eines Tages landet ihr Vater durch Zufall in der Eingangshalle eines mächtigen Schlosses. Er spürt, dass hier etwas nicht stimmt, doch beim Versuch zu fliehen, nimmt ihn ein schreckliches Biest (Dan Stevens) gefangen. Das Biest, ein verwunschener Prinz, will als Strafe Maurice ein Leben lang einsperren, doch Belle bietet an, den Platz ihres Vaters einzunehmen….

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„Es war einmal“ – so begannen früher alle meine Lieblingsfilme. Seien es schlafende Prinzessinnen, die von tapferen Prinzen gerettet werden, fliegende Elefanten, sprechende Löwen, Waisen die im Dschungel aufwachsen oder ein Bücherwurm, der sich in ein Biest verliebt. Darum habe ich auch nichts gegen die neue Strategie von Disney, alte Klassiker als Realverfilmung ins Kino zu bringen. „Die Schöne und das Biest“ ist nach „The Jungle Book“, „Cinderella“ und „Maleficent“ nun schon die vierte Realfilm-Neuauflage dieser Art und bis jetzt wurde ich von keinem dieser Filme so richtig enttäuscht.

Die Schöne und das Biest“ war 1991 ein wahrer Meilenstein des Hauses Disney. Warum mögt ihr euch fragen. Nach 29 animierten Filmen (z.B. Peter Pan, Bambi, Dornröschen, Cinderella) war „Die Schöne und das Biest“ der erste animierte Spielfilm, der bei den Oscars nicht etwa in der Kategorie „bester animierter Spielfilm“ nominiert wurde, sondern als „bester Spielfilm“, verlor aber im Endeffekt gegen „Das Schweigen der Lämmer“ (ebenfalls ein großartiger Film).

Letzten Endes sprach aber die fantastische Filmmusik, die von Howard Ashman und Alan Menken erschaffen wurde, für sich und so gewann der Film in der Kategorie „beste Filmmusik“ und „bester Filmsong“ (The Beauty and the Beast – in der OV von Angela Lansbury gesungen). Auch für diesen Film konnte Alan Menken wieder verpflichtet werden, der diesmal mit Tim Rice auch neue Nummern für diesen Film schrieb.

Wie vielleicht manchen bekannt ist, basiert das Märchen auf der französischen Sage „La Belle et la Bête“ von of Jeanne-Marie Leprince de Beaumont, wobei sich Disney, wie bei eigentlich allen Märchen-Adaptionen, in Punkto Handlung einige Freiheiten nahm und die Geschichte dadurch „Disney-tauglich“ machte.

Die Optik des Films ist wahrhaft märchenhaft. Die Kulissen sind detailverliebt und vor allem die zu Dingen gewordenen Menschen sind extrem gut animiert. Das Schloss ist ebenfalls ein Hingucker. Man sieht stellenweise noch Reste der einstigen Pracht des Gebäudes und wie es jedes Mal mehr zerbröckelt wenn ein weiteres Blütenblatt der Rose fällt. Wo es ein wenig hapert, ist die Animation des Biests. Nachdem man in „The Jungle Book“ schon gesehen hat, wie fotorealistisch man Tiere animieren kann, stinkt hier das am Rechner entstandene Biest ein wenig ab. Leider weicht man vom Look des Originals ab, das meiner Meinung nach um einiges imposanter aussah.

Viele murrten, „Die Schöne und das Biest“ Regisseur Bill Condon halte sich viel zu nah an den Original-Film und es stimmt, er folgt der Geschichte fast bis ins Detail. Hier kann ich allerdings Disney verstehen, die nach 26 Jahren mit diesem Film auch bei einer komplett neuen Generation von Kinogehern punkten wollen. Außerdem – wozu sollten sie eine Strategie ändern, die ihnen haufenweise Kohle einbringt.

Mich persönlich störte dies nicht, vielmehr freute ich mich über Details, die dem Plot mehr Tiefe gaben. So avanciert Belle zu einer Feministin, deren einzige Beschäftigung nicht nur das Lesen von Büchern ist. Gaston mutiert zu einem waschechten Bösewicht und Le Fou ist homosexuell (wenngleich dies die Handlung null beeinflusst, aber vor dem Kinostart in den Medien breit getreten wurde). Und es wird deutlicher, warum sich Belle in das Biest verliebt.

Emma Watson (Harry Potter and the Deathly Hallows) als Belle ist wirklich die perfekte Wahl. Die auch im echten Leben blitzgescheite und gebildete Schauspielerin schafft es mit Leichtigkeit die vom Dorfleben gelangweilte Schönheit zu spielen, die ihrer Zeit weit voraus ist. Ihr Gesang ist okay, wenngleich stellenweise auch deutlich zu hören ist, dass mit Autotune nachgeholfen wurde. Ich bin wirklich beeindruckt von ihrer Performance und von deren Bandbreite.

Dan Stevens (The Guest, Legion – Serientipp) spielt das Biest. Ich tue mir ein wenig schwer etwas über seine Performance zu sagen, da außer seinen Augen die meiste Zeit nicht viel zu sehen ist. Wenngleich er es schafft Emotionen über seine Augen zu transportieren, was ein Stück weit beeindruckend ist. Dass der Look nicht besonders überzeugend ist, habe ich ja schon erwähnt. Doch Stevens macht das Beste aus den Szenen, in denen er als Mensch zu sehen ist. Anfangs als eingebildeter Prinz der eine Rose verschmäht und dann als transformierter Mann, der sein Happy End bekommen hat und vollkommenes Glück ausstrahlt. Sein Solo-Stück „Evermore“ ist wahrlich herzzerreißend.

Weiters mit dabei ist Kevin Kline (No Strings Attached) als Maurice, der im Gegensatz zum Original nicht ganz so seltsam ist, sondern seiner verstorbenen Frau nachtrauert und Spieluhren repariert. Luke Evans (Furious Seven) als Gaston ist genial. Vor allem am Anfang, als er noch nicht ein grausamer Psychopath ist, zeigt er sein komödiantisches Talent (das Selbstgespräch, bei dem er sich selbst Komplimente macht, ist zum Schießen).

Die bereits erwähnten Menschen die zu Dingen wurden, können hier zum größten Teil nur durch ihre Stimmen überzeugen. Ewan McGregor (Jane got a Gun) als Lumière hat natürlich mit „Be my Guest“ einen großen und sehr gelungenen Auftritt. Sein französischer Akzent, den er mit seiner Ehefrau trainierte, ist für meine Ohren allerdings nicht sehr überzeugend. Was mich sowieso zu der Frage führt, warum der Kerzenleuchter in einem Film der in Frankreich spielt, als einzige Person einen französischen Akzent hat.

Dieser Film bekommt von mir 9/10 durch Liebe verwandelte Empfehlungspunkte und ist im Handel ab sofort als Blu Ray und DVD erhältlich.

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(Szenenbild: © Disney Home Entertainment)

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Neben dem Hauptfilm in gewohnt hochwertiger Bild- und Tonqualität, finden sich noch allerhand Extras auf der Blu Ray.

„Zauberhafte Drehbuchlesung“ zeigt den Cast beim Problelesen und zwischendurch sieht man auch Artwork und Szenen aus dem Film. „Ein zeitloses Märchen in neuem Gewand“ ist ein klassisches ca 30 Minuten dauerndes Making-Of und streift Themen wie die Songauswahl oder Motion-Capture. In „Die Frauen hinter `Die Schöne und das Biest`“ stellt Hauptdarstellerin Emma Watson einige Frauen vor, die an der Entwicklung des Films beteiligt waren. Neben „Vom Song zur Filmszene“, der durch einen Blick hinter die Kulissen zeigt, wie die großen Gesangsnummern des Films entstanden, finden sich noch weitere, interessante Extras auf der Blu Ray.

 

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One thought on “Die Schöne und das Biest – The Beauty and the Beast (2017 Filmkritik)

  1. Ich bleib beim Zeichentrick – einen Lachkrampf hab ich bekommen, als man am Ende sieht, wie das Biest tatsächlich aussieht und der erste Gedanke war: „Als Biest war er hübscher“.

    Oder als Belle ihn an seinen Augen erkennt … die aber als Biest VÖLLIG anders ausgesehen haben. Logik? Nein, danke.

    Schmalz und Kitsch und Farben und so? Willkommen.

    War nett. Ich fand nur Belle am Anfang als hochnäsige Schnepfe nervig (witzigerweise kam mir das im Zeichentrick nicht so vor), die zuerst von allen im Dorf komisch angestarrt wird, weil sie primär immerzu singt wie sehr nicht besser sei als der Rest der ihr bekannten Welt.

    Kam mir schräg vor. Und die „Belle“ erfindet die Waschmaschine-Szene hätte man sich zu 100% sparen können.

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