The Dressmaker – Die Schneiderin (Filmkritik)

Australien, 1951 – Tilly Dunnage (Kate Winslet) kehrt in ihre Heimatstadt Dungatar zurück, um sich um ihre kranke Mutter Molly (Judy Davis) zu kümmern und nebenbei ihre skandalöse Vergangenheit zu erforschen. Angeblich hat sie in ihrer Kindheit einen Jungen namens Stewart Pettyman böswillig getötet und wurde danach aus der Stadt verbannt. Ihre Erinnerungen daran hat sie verdrängt…

The dressmaker

„The Dressmaker“ ist einer der Filme des Jahres 2015, der mich dank einem recht witzigen Trailer interessierte, dann hörte ich nichts mehr von dem Film. In Australien war er der erfolgreichste Kinofilm aller Zeiten und auch in Neuseeland schlug sich „The Dressmaker“ gut an den Kinokassen.

Der Film basiert auf dem Roman „The Dressmaker“ der australischen Autorin Rosalie Ham und beschreibt die Geschichte von Tilly Dunnage, die nach einer erfolgreichen Karriere als Schneiderin und Designer in ihre Heimatstadt zurück kehrt, um sich wieder an einen bestimmten Vorfall aus ihrer Vergangenheit zu erinnern. Ihr wurde als Kind der Mord an einem Buben unterstellt, worauf hin sie aus der Stadt verbannt wurde und subsequent die Geschehnisse aus ihrer Erinnerung verdrängte.

Schräg beschreibt den Film wohl am ehesten. Die Story ist eigentlich einzigartig und wenn man Wikipedia glauben kann, hält sich der Film ziemlich nah an das Buch (das ich mir wohl kaufen werden muss). Der Film selbst erinnerte mich ein wenig an die Filme von Wes Anderson, denn auch seine Filme werden von sehr schrägen Charakteren bevölkert.

Womit der Film allerdings ein Problem hat, ist, dass er wirkt, als ob er nicht genau wisse, was er nun sein wolle. Mal ist er eine Komödie, mal ein Drama, mal ein Liebesfilm und dann versteckt sich auch noch ein Kriminal-Fall. Regisseurin Jocleyn Moorhouse versteht es sich hier nicht darauf, aus allem einen homogen wirkenden Film zu machen.

Optisch ist der Film schön anzusehen und ich habe noch jetzt das Bild von Tillys Abschied von ihrer Heimatstadt vor Augen (noch nie war roter Stoff so heiß). Die Kostüme sind eines der Highlights des Films und zu Recht gewann Costume-Designer Marion Boyce dafür einen australischen Film-Preis.

Kate Winslet (Steve Jobs) mit ihren 40 Jahren ist nach wie vor eine Schönheit, aber in diesem Film hat sie anscheinend das gleiche Alter wie Liam Hemsworth (er ist 14 Jahre jünger!). Es beeinflusst die Qualität des Filmes an sich keineswegs, aber für mich zerstörte es ein wenig die Illusion. Winslets Performance ist nuanciert und sie zeigt eine große Bandbreite von Emotionen. Sei es verzweifelt, verliebt, rachsüchtig, selbstbewusst, eitel – all das schüttelt sie mit links aus dem Ärmel.

Liam Hemsworth, vielen bekannt durch das erfolgreiche „Hunger Games“ Franchise (oder als „Thor“s kleiner Bruder), spielt Teddy McSwiney, Tillys Love-Interest. Ich bin ja der Meinung, dass Hemsworth kein extrem guter Schauspieler ist und auch hier lebte seine Rolle mehr von seinem unbestreitbar guten Aussehen, als von seinem Talent. Oft scheint er mitten in einer Szene zu vergessen, dass er schauspielern soll und wechselt von einer Emotion in einen leeren Gesichtsausdruck.

Wirklich genial war allerdings Judy Davis (Marie Antoinette) als Molly Dunnage. Schon lange habe ich keine derart faszinierende Performance mehr gesehen und jedes Mal wenn sie am Bildschirm erschien, stahl sie fast allen anderen die Show. Zum Glück hatte sie mit Winslet eine ebenbürtige Kollegin, wodurch die Szenen der Beiden eine gute Dynamik bekamen. Die Wandlung von der verwahrlosten und verbitterten Hexe zu einer Frau, die doch noch einen Sinn im Leben sieht, ist eine gelungene Transformation und wirkt glaubwürdig.

Sergeant Horatio Farrat wurde von Hugo Weaving (The Hobbit: The Battle of the Five Armies) gespielt, der seine helle Freude mit dieser Rolle zu haben schien und zeigte sich als Polizist, der einen sagen wir „exquisiten“ Kleidunggeschmack hat, von einer eher femininen Seite.

Fazit: Ein Film, der sich schwer beschreiben lässt, da er versucht so viele Genres zu vermischen und dabei aber nur teilweise erfolgreich ist. Die talentierten Schauspieler heben ihn von der breiten Masse ab und machen „The Dressmaker“ durchaus sehenswert.

Dieser Film bekommt von mir 7,5/10 perfekt gekleidete Punkte.

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One thought on “The Dressmaker – Die Schneiderin (Filmkritik)

  1. So viel Böses und gleichzeitig so vieles von den entgegen gesetzten Charakterien und derart starke Darsteller – besonders die Mutter von Lilly – das ist schon sehenswert. Spannend und hart zu verkraften die Wendungen. Kaum glaubt man an ein Happy end, holt einem der dramatische
    Fluch des Schicksals wieder ein. Spannend vom Anfang bis zum flammenden Ende.

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