Oldies but Goldies: May – Schneiderin des Todes (Filmkritik)

Es ist eine alte Geschichte, aber nicht weniger tragisch. Wenn eine an sich nette, aber mit der Umwelt und sozialen Kontakten leicht überforderte, Person – in diesem Fall eine junge Frau namens May (Angela Battis) – versucht dazu zu gehören, dann geht es meist gehörig schief.

Primär, weil sie halt einfach oft die falschen Menschen trifft oder jene Menschen trifft, die zuerst nett erscheinen, es vielleicht sogar gut meinen, sich aber irgendwann als verlogen herausstellen, oder vielleicht einfach als unfähig mit all den Seltsamheiten, welche im Laufe der Jahre unweigerlich dazukommen, umzugehen. Und das führt üblicherweise zu Zurückweisung.

Und manchmal, manchmal reicht das, um die tragische Figur im Zentrum der Geschichte über die Klippe zu schubsen und was dann passiert, nun … das ist nicht immer schön.

Ich habe ja wirklich lange gebraucht, bis ich mir endlich mal „May“ angesehen habe, obwohl ich schon viel von dem Film gehört hatte. Ein Klassiker. Ein Kult-Hit. Eine vergessene Perle. Naja, ich weiß nicht, ob ich so weit gehen würde. Was auf jeden Fall stimmt und dem Film einen eigenen Reiz gibt ist die Hauptfigur May.

Ja, eine Außenseiterin, die dazu gehören will ist nicht sonderlich neu und auch nicht sondernlich innovativ, aber May ist, nun … May ist anders. Denn im Regelfall hat man eine Außenseiterin, die grundlos von ihrem Umfeld verstoßen wird und dann irgendwann durchdreht. Üblicherweise hat diese auch sonderbare Kräfte (siehe „Carrie„) und dann wird es schlimm.

May hat nichts davon. Sie ist jetzt auch keine Schneiderin per se und auch wenn sie ein verdammt nettes Mädchen ist – sie hat einfach ein Rad ab. Und das merkt man relativ schnell. Sicher, ihr Umfeld ist nicht das beste Umfeld und die Leute die sie trifft – vor allem der Kerl, den sie anhimmelt – ist auch nicht ganz astrein, aber es nimmt nie „Carrie“-Züge an.

Trotzdem kann May mit Zurückweisung nicht besonders gut umgehen und hört die falschen Worte im falschen Moment von der falschen Person und – Tja, dann passiert es halt.

Der Film wird langsam erzählt und verlässt sich zu einem großen Teil auf die Angela Bettis, die May wirklich wundervoll spielt. Natürlich hilft es auch, dass die junge Dame wunderschön ist und noch dazu wirkt sie so zart und zerbrechlich und ist so wunderbar unbeholfen (anfangs), dass man als Mann schon rasch einen gewissen Beschützerinstinkt entwickelt. Dass sie wirklich, wirklich extrem schielt ist im ersten Moment zwar unerwartet, aber – Hand aufs Herz – sie ist dadurch nicht entstellt oder hässlich oder ähnliches.

Ihr Sozialverhalten ist es dann auch eher, welches die Probleme bereitet. Allein die sich anbahnende Sex-Szene ist schon ein wenig … seltsam anzusehen und warum die Szene dann endet und der Sex definitv kein Thema mehr ist, nun … das hat man so noch nie gesehen.

Es wäre nicht fair zu spoilern, deshalb gehe ich nicht weiter auf die Details im Film ein. Was Regisseur und Drehbuchautor Lucky McKee jedenfalls wunderbar hinbekommt ist, eine morbide Grundstimmung zu erzeugen, die sich durch den ganzen Film zieht und im Finale – das jetzt nicht so extrem blutig ist, wie man annehmen würde, aber sehr, sehr morbid – dann klarerweise seinen Höhepunkt erreicht.

Ich bin mir auch nicht sicher, ob alle das Ende des Films als zufriedenstellend erleben werden. Mir hat es gefallen. Sicher kein Film für jedermann/-frau, aber auch nichts für Gore-Freunde. Ich kann nur wiederholen: Morbid. Das trifft es am besten. Und Angela Bettis – nun, die trägt den gesamten Film auf ihren zarten Schultern.

Lucky McKee hat nach „May“ dann auch noch „The Woods“ (fand ich super und ebenso ein „Slow-Burner“ und mit Bruce Campbell) und auch den nicht sehr subitlen, aber sehr gelobten (ich habe ihn nicht gesehen) „The Woman“ gedreht.

„May – Schneiderin des Todes“ bekommt von mir 7,5 von 10 möglichen, einen reißerischen deutschen Untertitel tragende, aber primär morbid seiende, Punkte.

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