Imaginary (Filmkritik)

Kinderbuchautorin Jessica (DeWanda Wise) ist mit Musiker Max (Tom Payne) verheiratet, der seine beiden Töchter Taylor (Taegen Burns) und Alice (Pyper Braun) mit in die Beziehung bringt. Jessica hatte nach einem Zwischenfall in ihrer Kindheit mit ihrem psychisch kranken Vater kein leichtes Leben und trotz Therapien, plagen sie noch immer Alpträume, die sie mit ihren Büchern verarbeitet.

Als Jessica mit ihrer neuen Familie in ihr Elternhaus zurückkehrt, beginnt Alice schon bald, die meiste Zeit mit ihrem neuen imaginären Freund zu verbringen. Was Jessica nicht weiß, ist dass auch sie eine Bindung genau zu diesem Wesen hat und es alles andere als freundlich darauf reagiert, in Vergessenheit zu geraten.

Achja, das gute alte Phänomen, bei dem Hollywood im selben Jahr zwei Filme zum selben Thema heraus gebracht hat (wie etwa White House Down und Olympus Has Fallen oder Hercules und Legend of Hercules). Während „IF: Imaginäre Freunde“ mit Ryan Reynolds das Thema später dieses Jahr als Komödie bzw. Familienfilm angeht, versucht Jeff Wadlow die Story, im Horror-Kleid zum Erfolg zu führen. Dafür hat er auch am Drehbuch mitgeschrieben, immerhin ist er nach Truth or Dare und Fantasy Island ja fast schon ein Profi darin, mittelmäßige und schnell wieder in Vergessenheit geratene Genre-Beiträge zu produzieren.

Als Zuschauer ist man da nicht böse, immerhin bleibt im Gedächtnis dann mehr Platz für andere Dinge (abgesehen von besseren Filmen), aber imaginäre Freunde finden so etwas scheinbar nicht so nett. Zumindest wenn du mehr Fantasie als andere Kinder in dir trägst und die Beziehung zu deinem IF, abrupt beenden möchtest. Hoffe der fünfte Teenage Mutant Ninja Turtle, den ich als Kind als IF hatte, kommt mich nicht bald besuchen. Sorry, ich schweife ab und ab jetzt spoile ich ein wenig.

Was man hier vollkommen verpasst, ist es ein wenig Humor in die Sache zu bringen. Das ist sicherlich nicht immer nötig, schon gar nicht bei Horror-Storys, aber hier schwenkt man als Zuseher wegen der extrem ernsten Inszenierung gedanklich immer zwischen „ist das jetzt noch langweilig, oder schon eher lächerlich“ hin und her. Die Effekte den Bären betreffend, wenn der IF dann seine monströse Form zeigt, sind nicht CGI, sondern ein Typ, der in einem Kostüm steckt.

Also eh schön handgemacht, aber so gar nicht gruselig (digital schlecht, wäre hingegen trashig lustig gewesen). Ich verstehe aber durchaus, dass mieses CGI derzeit Hollywood-Blockbuster gepachtet haben. Wenig Gewalt um ein breites Publikum zu erreichen, kann gut funktionieren, wie zuletzt etwa bei M3gan oder Five Nights at Freddys vom selben Studio. Dann muss aber handlungsmäßig etwas passieren.

Leider zieht sich die Sache nach einem Alptraum-Einstieg über eine halbe Stunde so dahin. Sorry, ich meine man lernt die Klischee-Figuren kennen (ich habe bewusst nicht lieben geschrieben). Die kreative Hauptfigur mit dem Trauma, die rebellische Teenagerin mit dem guten Herzen, das einsame Mädchen, dass sich durch ihre Fantasie ablenkt, der fürsorgliche Vater, der alle drei starken Damen unterstützt, die seltsame alte Lady, die mehr zu wissen scheint.

Alles nett und bekannt und man kann es auch subversiv finden, wenn ein dummer Nachbarsjunge, der in jedem anderen Genrefilm gestorben wäre, hier überlebt, aber es zeigt einfach auch, dass man hier um Niemanden Angst haben muss. Liegt das jetzt an der Atmosphäre oder der Figurenzeichnung, nun, das kann jeder für sich entscheiden (wieder ein Spoiler: beide Lager haben recht). DeWanda Wise (Jurassic World Dominion) ist sympathisch als Hauptfigur, Taegen Burns (Blue Ridge) schön bissig ohne nervig zu werden und keiner könnte netter sein als Tom Payne (The Walking Dead) als Vater, aber keine Performance kann diesen Film auf ein anderes Level heben.

In Summe also ist das Ergebnis genau so, wie wir Regisseur Wadlow kennen, nicht schlecht gemacht werden hier bekannte Versatzstücke so angeordnet, wie wir sie bereits kennen und somit kaum involviert. Die Schauspieler sind sehr solide, die Stimmung ist jedoch im besten Fall ein wenig gruselig und über die Kreatur an sich, kann man eigentlich nur lachen (ohne dass es einem dann bei seinem Besuch, im Hals stecken bleiben würde). Leider inszeniert Wadlow als nächstes die Verfilmung der „Danger Girl“ Comics, die ich früher sehr gerne mochte, ich hab jetzt schon Angst (viel mehr als bei Imaginary).

„Imaginary“ bekommt von mir 4,5/10 sich mit der Kreativität extrem zurückhaltende, imaginäre Empfehlungspunkte.


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