Freaky (Filmkritik)

Am einem Mittwoch dem 11 dringt der als Blissfield Butcher bekannte Serienkiller in ein Gebäude ein, tötet vier Teenager und stiehlt einen antiken Dolch mit dem Namen La Dola. Am nächsten Tag wird die Highschool Schülerin Millie (Kathryn Newton) wie immer von ihren Mitschülern schikaniert, natürlich auch während sie bei einem Football-Spiel wieder mal als Maskottchen arbeitet. Als sie nach dem Spiel einsam vor dem Gebäude auf ihre Mutter wartet, steht plötzlich ein maskierter Mann mit einem Dolch vor ihr.

Millie flüchtet, wird jedoch eingeholt und der Butcher (Vince Vaughn) sticht ihr mit La Dola in die Schulter. Gleichzeitig mit ihr bekommt er eine Wunde an der Schulter und flüchtet verwirrt. Am nächsten Tag stellen er und Millie fest, dass sie beide den Körper getauscht haben und nach genauer Recherche durch Millie und ihre beiden besten Freunde steht fest, dass La Dola an der Sache Schuld ist und sie genau 24 Stunden Zeit haben, bevor der Körpertausch permanent wird.

Es ist schon eine eigene Kunst eine Horror-Komödie zu machen. Da muss einfach die Balance stimmen, sonst machen die lustigen Momente die spannenden lächerlich und am Ende sind Fans beider Genres enttäuscht. Regisseur und Drehbuchautor Christopher Landon (Scouts vs Zombies, Happy Death Day) ist ein Mann, der offensichtlich ein Händchen hat für genau diesen Mix. Sein neuester Film „Freaky“ ist einerseits ein Liebesbrief an Slasher-Fans und andererseits eine witzige Hommage an Bodyswitch-Komödien.

Schon zu Beginn fühlt man sich als Fan wie zu Hause. Vier Jugendliche beim Feiern, zwei Tage vor dem Freitag dem 13, das Morden kann beginnen. Dabei sind die Morde zwar in typischer Weise im „Over the Top“ Stil inszeniert, dafür jedoch in keiner Weise zimperlich. Dieser Start ist eindeutig ernst und vermittelt auch im weiteren Verlauf des Filmes und trotz all der Momente wo man lachen muss das Gefühl, dass der Killer hier eiskalt ist, Freude hat bei seiner „Arbeit“ und man ihn nicht unterschätzen sollte.

„Du bist schwarz, ich bin schwul, wir sind so tot!“ Das Spiel mit den Regeln darf natürlich auch nicht fehlen, wobei freilich sowieso alles auf den Kopf gestellt wird, da Millie ja eindeutig das Final Girl wäre, doch der Killer ja in ihrem Körper steckt. Was sagen die Regeln wohl über so eine Situation? Mindestens genau so unterhaltsam wie das Spiel mit der Slasher-Mechanik, ist die Art und Weise, wie der Körpertausch inszeniert und gespielt wird.

Vince Vaughn (Fighting with My Family) spielt das Teenager-Mädchen nie als billige Kopie oder abgedroschenen Running Gag. Wie er sich bewegt, auf Dinge reagiert, einfach die gesamte Gestik und Mimik, es ist schon erstaunlich wie sehr er wie ein Mädchen agiert, ohne wie eine Parodie zu wirken. Ja, da gibt es natürlich auch die hysterisch überdrehten Augenblicke, doch gerade das Gespräch zwischen ihm und Millies Mutter oder wie er Millies Schwarm näher kommt, das ist herrlich „down to earth“ und dennoch sehr schräg zu beobachten.

Kathryn Newton (Pokémon Detective Pikachu) als Millie mag man einfach vom ersten Moment an. Umso spannender ist es wie unheimlich sie wirkt, nachdem der Killer mit ihr Körper getauscht hat. Ihre Blicke, wie sie sich bewegt oder eine Kastentüre aufmacht, das ist einfach männlich. Besonders wenn der Killer versucht ein ängstliches Mädchen zu sein (was er/sie völlig übertreibt) sieht man dabei das Bild, das er von jungen Damen hat, die er ja nur als kreischende und vor ihm weglaufende Opfer kennt.

Dass der Killer in ihrem Körper bei Kämpfen an seine Grenzen stoßt und dies ihm zunächst nicht so bewusst ist und Millie Vorteile in der Kraft ihres „starken Männerkörpers“ entdeckt, sind ebenfalls Tatsachen, die völlig natürlich vermittelt werden und niemals peinlich sind. Vaughn und Newton machen das wirklich großartig und nuanciert und werden von einem sehr spielfreudigen Supporting-Cast unterstützt.

Insgesamt daher ein Film von einem Fan für Fans, mit zwei herrlich aufspielenden Stars (Newton darf übrigens als nächstes für Marvel die Tochter des Helden in Ant-Man 3 spielen), zahlreichen Anspielungen für Horror-Freunde, trotz des Wahnsinns einer Reihe von echt wirkenden Gefühlen und einem leichten, spaßigen Umgang mit der Weiblichkeit/Männlichkeit an sich. Ich wurde bestens unterhalten und bin gespannt, was sich Landon als nächstes einfallen lässt. Nach Happy Death Day und Freaky, habe ich ihn in Zukunft fix auf meinem Radar.

„Freaky“ bekommt von mir 8,5/10 das Beste aus dem jeweiligen Körper heraus holende Empfehlungspunkte.


One thought on “Freaky (Filmkritik)

  1. Meine Erwartungshaltung nach „Happy Death Day“ und „Happy Death Day 2U“ war allerdings eine Ecke höher als das, was der Film dann geliefert hat. Ich sehe hier tatsächlich verschenktes Potential, aber nichtsdestotrotz war der Film wirklich unterhaltsam (und unerwartet brutal), aber auch – und das muss man mal schaffen – wirklich lustig.

    Und die beiden Hauptdarsteller*innen liefern einen großartigen Job ab. Vince Vaughns Gestik und Mimik sind der Hammer und Kathryn Newton ist richtig spooky. Ich fand vor allem die beiden „Aufwachen als der andere“-Szenen extrem witzig.

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