Girlhouse – Töte, was Du nicht kriegen kannst! (Filmkritik)

Kylie (Ali Cobrin) ist ein braves Mädchen. Sie ist eine gute Studentin und unterstützt ihre Mutter wann immer sie kann, nach dem Tod ihres Vaters. Doch das Leben kostet eben Geld und wer seine Ausbildung fertig finanzieren möchte und dabei keine Erwartungshaltungen enttäuschen will, der ist plötzlich auch dazu bereit, den eigenen moralischen Kodex zu erweitern. So entschließt sich Kylie, in das sogenannte „Girl House“ einzuziehen.

Hier wohnen ausschließlich hübsche junge Damen in einem Haus, dass von zahlreichen Kameras überwacht wird und die Bilder 24 Stunden live im Internet gezeigt werden. Ausgedehnt duschen, strippen, Sex mit dem Freund oder ein privater Chat? Das alles bringt mehr Geld ein, muss aber nicht sein, jede entscheidet hier selbst was sie bereit ist zu tun. Einen Kunden namens Loverboy zu verärgern, war jedoch eine sehr dumme Idee, denn er ist Psychopath und nebenbei Hacker, findet den geheimen Ort an dem das Haus steht heraus und schnell bekommen die Kunden im Netz mehr zu sehen, als ihnen lieb ist.

Girl House

Den kanadischen Regisseur Trevor Matthews kannte ich bis jetzt nur als Hauptdarsteller, Produzent und Drehbuchautor von „Jack Brooks: Monster Slayer„. Nun feiert er mit dem Slasher „Girl House“ sein Regiedebüt und sorgt vorsorglich mit dem weiblichen Teil seiner Darsteller, der ausschließlich nur aus schönen und sexy Damen besteht, gleich mal dafür, dass man mögliche Schwäche nicht wahrnimmt oder gerne über sie hinweg sieht. Das gelingt auch phasenweise ganz gut und da es ja handlungsmäßig genau um Äußerlichkeiten und das Aussehen geht, verkommt diese Tatsache nie zum manipulativen Selbstzweck und wenn doch, dann nur soweit es der Zuschauer zulässt.

Ein dicker junge, der von zwei Mädchen blamiert wird. Kommt ständig vor so etwas, Kinder können grausam sein. Wer sich aber revanchiert wie der spätere Bösewicht in diesem Film, der hat entweder schon viel mehr erlebt oder ein psychisches Problem. Mehr über seine Hintergründe erfährt man nie und das ist gut so, entspricht es doch der durchaus vorhandenen Sozialkritik des Filmes, eben dass Oberflächlichkeit groß geschrieben wird und als Projektionsflächen der eigenen Wünsche, die Körper anderer Menschen dienen.

Wer als Genre-Fan neue Gewaltspitzen erwartet, der wird enttäuscht, wohl genau wie die Kunden des Girl House, die ständig „Porno-Momente“ erwartet haben. Die Morde an sich sind aber durchaus kreativ (an einem Dildo ersticken ist keine schöne Sache) oder zumindest effektiv (Kopf absägen hat noch jedes Mal funktioniert). Die Spannung entsteht dann auch vor allem daraus, dass der Killer auf sämtliche Kameras Zugriff hat und die Bewohnerinnen so eine nach der anderen ausschalten kann, was ein ziemlich unfaires Katz und Maus Spiel ergibt.

Von den Schauspielern bleibt vor allem Ali Cobrin (Bad Neighbors) im Gedächtnis, denn ihre Rolle verlangt außer den optischen Anforderungen, auch klar eine gewisse Natürlichkeit, Verletzlichkeit und Echtheit und diese Qualitäten vermittelt sie sehr gekonnt. Ansonsten machen auch die anderen Damen ihre Sache gut, gehen aber in der Fülle des überfüllten Internet-Fleischbeschaus, ziemlich unter (klingt ironisch, soll wohl auch so sein). Slaine (The Town) als Loverboy bringt hingegen eine krankhafte Sehnsucht mit in seine Rolle hinein, die nach ausreichender Demütigung, schnell in blutrünstige und eiskalte Gewaltausbrüche ausartet.

Was dann eben diesen Film über das Mittelmaß hinaushebt, ist die richtige Mischung und sind die Grenzen, die verschwimmen. Hab ich kein eigenes Leben und lebe darum „gemeinsam“ mit den Mädchen online? Bin ich nur Voyeur oder auch Täter, wenn ich dabei zusehe, wie Menschen vor laufender Kamera getötet werden und ich nichts dagegen versuche zu tun? Kann ich das Angebot als verwerflich bezeichnen, wenn ich selbst Konsument bin? Das alles kann man sich im Laufe des Filmes fragen, auch wenn er manchen Menschen wohl einfach nur als Fun-Slasher mit schönen Menschen zugänglich ist.

Besonders eine bestimmte Szene fand ich aber sehr bezeichnend, wo das besser „tot als hässlich“ Motto von einer Dame beinhart durchgezogen wird und ich unweigerlich an meist anonyme Postings aus dem Internet denken musste, wo Menschen, die von ihren Fotos her nicht dem eigenen Schönheitsideal entsprechen, dazu aufgefordert werden, der Welt doch bitte einen Gefallen zu tun und sich lieber einfach umbringen sollen. Der Killer der dieses Phänomen tötet, dem würde ich übrigens jederzeit und gerne zujubeln.

Insgesamt daher ein Slasher, der vor allem dann funktioniert, wenn er dich so erwischt, dass du zum Nachdenken anfängst. Auch sonst aber gut gemacht, spannend und von den beiden Hauptfiguren (sowohl gut als auch böse, was immer das dann auch sein mag) sehr überzeugend gespielt. Wieder mal ein Beweis für mich, dass gute Horrorfilme in letzter Zeit vor allem dann entstehen, wenn sie nicht aus Amerika stammen. So und jetzt mache ich Schluss und logge mich ins Girl House ein, immerhin findet ja nur genau dort, das wahre Leben statt.

„Girlhouse“ bekommt von mir 7/10 den Einzug in das schrecklich nette Traumhaus bereuende Empfehlungspunkte.

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One thought on “Girlhouse – Töte, was Du nicht kriegen kannst! (Filmkritik)

  1. Von diesem Film war ich echt positiv überrascht. Bis zur Minute 83 benimmt sich keine der Personen irgendwie dumm oder klassisch wie in einem Horrorfilm (danach wird es leider klischeebeladen). Bis dahin war er auch extrem spannend und das eindringliche Spiel vom „Killer“ Slaine ist gerade bevor er kippt wirklich super anzusehen, die Sehnsucht (wie Spideragent das nennt) kommt wirklich gut rüber.

    Sicher ist „Coconut“ ein einfaches Storytool um die Sache eskalieren zu lassen, aber alles in allem war ich wirklich vor dem TV gefesselt und zwar bis zum Ende.

    Vor allem Ali Cobrin spielt extrem gut und (auch wenn ihre Motive mehr Vorwand sind als wirklich ein Grund) an glaubt ihr einfach die ganze Zeit über, dass sie ein nettes Mädchen ist 🙂

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