Thanksgiving (Filmkritik)

Ein „gewöhnlicher“ Black Friday sollte es werden in der Stadt Plymouth in Massachusetts, dem Geburtsort des berüchtigten Freitags. Doch die Massen stürmen das Gebäude und es sterben Menschen. Jessica (Nell Verlaque) und ihre Freunde befanden sich dabei vor der Öffnung dank des Schlüssels ihres Vater im Gebäude, was mit zu der Tragödie beigetragen hat. Konsequenzen gab es für die jungen Leute dafür keine.

Jessica hat die Sache jedoch sichtlich mitgenommen, weswegen sie ein Jahr später keinerlei Lust hat, der Normalität eines Black Fridays beizuwohnen. Als es plötzlich zu einem brutalen Mord kommt und Jessica und ihre Freunde auf ihren Handys alle die selben Nachrichten bekommen, wird klar, dass dies eine Reaktion auf die Vorfälle vor einem Jahr ist. Ist der örtliche Sheriff Eric Newlon (Patrick Dempsey) der Aufgabe, den Killer zu fassen, gewachsen?

Manchmal dauern Dinge einfach ein wenig länger. Im Jahr 2007 liefen beim Grindhouse Double-Feature von Rodriguez/Tarantino einige Fake Trailer, die es zu echten Spielfilmen geschafft haben. 2010 kam mit Machete der erste, ein Jahr später mit Hobo with a Shotgun der zweite. Bei Thanksgiving von Eli Roth (Hostel, Cabin Fever), hat es bis 2023 gedauert, dafür gehört der Film mittlerweile zu den am Positivsten aufgenommenen seiner Karriere. Finanziell hat es auch funktioniert, weswegen er bereits an einer Fortsetzung arbeitet.

An Slashern habe ich schon immer dieses gewisse Grundgefühl, einfach eine Situation des puren „over the top Wahnsinns“ geschätzt, bei dem sich die Protagonisten in einer tödlichen Situation befinden, damit überfordert sind, sich gegenseitig verdächtigen und man abgesehen vom Final Girl nicht genau weiß, wer die Sache überleben wird. Die Slasher-Serie oder zuletzt Sick, sind für mich starke Vertreter des Genres.

Thanksgiving liefert dann genau das ab, inklusive diesem schmutzigen Grindhouse-Feeling und der damit verbundenen, sehr blutigen Darstellung der Morde. Dabei muss ich aber gleich klarstellen, dass es sich nicht um Torture-Porn wie bei einem der schlechteren Saw-Filme handelt und sich auch nie wie reines Abschlachten der Marke Terrifier 2 anfühlt. Stellt euch einfach eine weiße Leinwand vor, auf die Jemand plötzlich Blut und Eingeweide spritzt, so fühlen sich die Morde hier an.

Teils schreckt man sich dabei, teils entbehrt es nicht einer gewissen Coolness, man schüttelt den Kopf oder muss schmunzeln. Was das Wichtigste dabei ist, es passt hundert prozentig zur Grundstimmung an sich. Auch die Kritik an unserem Kaufverhalten und wie einige Menschen dafür (zumindest in Gedanken) über Leichen gehen würden, ist für mich kein erhobener Zeigefinger, sondern eine Erinnerung an sich, dass wir Menschlein so sind bzw. mindestens so sein können.

Auch mit der Krimi-Ebene, wenn es darum geht den Killer zu finden, bevor die Auflösung kommt, kann man hier seinen Spaß haben, denn es werden einige falsche Fährten gelegt. Was die Figuren betrifft gibt es sicherlich Seher, die hier „typisch austauschbare jugendliche Opfer für den Killer“ als Aussage tätigen werden, ich stimme da nur teilweise zu. Einfach weil das Verhalten, wenn jemand von ihnen seinen/ihren Partner verliert und sie sich nach einer kurzen Schock-Phase darauf konzentrieren, die noch lebenden Freunde zu unterstützen, sympathisch und doch auch überraschend empfunden habe.

Von den Jungen hebe ich dennoch nur Nell Verlaque (Big Shot) als Jessica hervor, sie hat eine frische, unverbrauchte Ausstrahlung, ist neugierig und kämpferisch und lässt sich nicht zu sehr beeinflussen von Theorien anderer Leute. Patrick Dempsey darf Jahre nach Scream 3 auch wieder mal im Genre vorbei schauen und ist dabei charismatisch mit einem gewissen Twist und Rick Hoffman (Suits) als reicher Vater von Jessica, ist herrlich unausstehlich, ohne dass er es jemals sein will.

Von den praktischen Effekten, den Übertreibungen, dem Schauspiel und der Atmosphäre her also ein sehr gelungener Slasher-Film, bei dem ich mir auch gerne wieder den nächsten Teil ansehen werde. Nicht immer scheinbar offensichtliche Dinge mit objektiven Wahrheiten zu verwechseln ist dann ein Satz, den ich mir hier mitnehmen kann, was durchaus auch für das Drehbuch spricht. In Summe bin ich hiermit als Genre-Fan einfach sehr zufrieden.

„Thanksgiving“ bekommt von mir 8/10 den Black Friday zum Red Friday umgestaltende Empfehlungspunkte.


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