Hobo with a Shotgun (Filmkritik)

Der Obdachlose Hobo (Rutger Hauer) springt auf einen Zug auf und fährt damit in eine für ihn unbekannte Stadt. Die Zustände hier sind erschreckend. Die Macht hat ein brutaler Gangster namens Drake, der mit seinen beiden Söhnen die ganze Gegend kontrolliert und dabei sogar öffentlich seine Morde als Spektakel zur Einschüchterung und Unterhaltung für die Bewohner zur Schau stellt. Auch die Polizei steckt mit ihm unter einer Decke.

Als Hobo in einem örtlichen Geschäft sein letztes Geld für einen Rasenmäher ausgeben möchte, mit dem er ein eigenes Geschäft aufziehen will, wird der Laden plötzlich überfallen. Hobo reicht es nun wirklich. Er schnappt sich eine Schrotflinte und schiesst die drei Diebe einfach über den Haufen. Die Verbrecher dieser Stadt werden schon bald seinen Namen fürchten, denn er wird hier aufräumen und das Ungeziefer von den Straßen entfernen und das endgültig.

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„Hobo with a Shotgun“ ist der Gewinner eines von Robert Rodriguez ausgeschriebenen Trailer-Wettbewerbs und wurde als Fake-Trailer während Rodriguez/Tarantinos Grindhouse Double-Feature gezeigt. Wie „Machete“ zuvor kam er dabei so gut an, dass der kanadische Filmemacher Jason Eisener einen abendfüllenden Film daraus machen durfte und so sein Regiedebut abliefern konnte.

Ach ja, die guten alten 60er und 70er Jahre, die Blütezeit der sogenannten Exploitationsfilme. Billig gemacht, mit verkommenen Heldenrollen, einer Minimalhandlung, schlechten Effekten, plakativer Sozialkritik, exzessiven Gewaltdarstellungen und einer tabubrechenden ohne Rücksicht auf Verluste Inszenierung. Genau so kann man auch Hobo beschreiben, der im Vergleich zu „Machete“, „Death Proof“ und „Planet Terror“ völlig ohne Humor auskommt, sich noch mehr traut und daher um einiges konsequenter und irrer daherkommt.

Die herzensgute Prostituierte Abby und der zu ihr in liebevoll-väterlicher Beziehung stehende Obdachlose Hobo, das sind die Antihelden bzw. Identifikationsfiguren hier. Er möchte eigentlich nur genug Geld haben, um eine Rasenmäherfirma aufmachen zu können um vom schneiden fremder Wiesen leben zu können. Sie sieht keine andere Möglichkeit am Leben zu bleiben, ihr Körper bleibt ihr einziges Kapital und eine Flucht scheint selbstmörderisch. Gemeinsam sind sie stark und können vielleicht einen Neuanfang wagen, am Besten weit weg von all dem Horror hier.

Auf der anderen Seite der eiskalt unmenschliche Bösewicht Drake. Er zeigt so gut wie keine nachvollziehbaren menschlichen Regungen oder Gefühle, das Morden und das stetige Wachstum seiner Macht bestimmen sein Leben. Seine beiden Söhne Slick und Ivan sind total überdreht und weltfremd, wirken zusätzlich so als wären sie dauernd auf diversen Drogen. Dazu noch eine Stadt voll mit Schlägern, Mördern, Pädophilen, Vergewaltigern und korrupten Bullen. Hier gibt es einiges zu tun für Hobo.

Was die Gewaltdarstellung betrifft und deren Unberechenbarkeit, kann jeder andere der neueren Exploitationsfilme einpacken. Hier werden Köpfe abgerissen, Gehirne durch die Gegend verteilt, in Blutfontänen wird geduscht, Eingeweide werden aus Bäuchen gerissen, ganze Körper zerquetscht, ein Hals angesägt und eine Hand im Rasenmäher zerstückelt. Alles natürlich mit mittel bis schlechten Bluteffekten inszeniert und immer klar für die Kamera sichtbar. Ein Schulbus voller Volksschulkinder wird von innen mit dem Flammenwerfer abgefackelt und dann wird auch gleich noch eines der verbrannten Skelette während einer Nachrichtensendung, bei der der Kommentator live umgebracht wurde, vor die Kamera gehalten. Alles hier ist zwar extrem „Over the Top“, doch gerade um das geht es ja bei solchen Filmen.

Die authentische Farbgebung, die Inserts beim Vorspann, die trockenen Sprüche, die Musik und die Kulissen passen perfekt zusammen und saugen den Zuseher in diese kranke Welt hinein, die – trotz aller Übertreibungen – in Sachen Grausamkeit sicherlich nicht all zu weit von den Zuständen in manchen Ländern unserer Erde entfernt ist. Darstellerisch füllt Rutger Hauer seine Rolle mit einer unglaublichen Präsenz, daher trägt er den Film locker auf seinen Schultern. Gregory Smith (bekannt aus der „Everwood“-Serie) als Slick geht in seiner Rolle völlig auf, er geniesst anscheinend, dass er endlich mal auch der Böse sein darf. Molly Dunsworth schließt man bereits bei ihrem ersten Auftritt ins Herz, die sympathische Hure kauft man ihr somit sofort ab.

Ein gut gemachter schlechter Film mit guten Darstellern und ohne Bremsen oder Sicherheitsleinen durch ein feiges Studio oder einen inkonsequenten Filmemacher. Dass hier niemand geschont wird und auch die beiden Helden nicht mit allen ihren Körperteilen (oder vielleicht gar nicht mehr) nach Hause gehen am Ende des Filmes, das fand ich besonders gut gelungen weil spannungsfördernd. Für zart besaitete oder Freunde subtiler Filmkunst, ist Hobo wohl der bis jetzt furchtbarste Film des Jahres. Da die gezeigte Gewalt in den Splatter und auch Gore Bereich hineingeht und so manchen Horrorfilm dabei übertrifft bin ich mir übrigens ziemlich sicher, dass nur eine stark geschnittene Version in Deutschland auftauchen wird.

Am Ende noch ein kleines Zitat aus diesem feingeistigen Film, bei dem ich so einiges lernen konnte, hier zum Beispiel den Umgang mit Schmerz:
Hobo:“ I think I’m okay now. I just tell my brain when I know I’m hurting. I just say I got nothing for you buddy… Nothing to make it go away, so just go to hell. And he goes. He’s like a brother to me now and brothers fight sometimes“.
Abby: „Well, I think it’s time to put you and your brother to bed“.

Hobo with a Shotgun bekommt von mir 8/10 albtraumhaft überdreht kranke Empfehlungspunkte.


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