Best Of Worst Case: Pillow Party Massacre (Filmkritik)

Auf dem Abschlussball lassen sich vier Freundinnen eine gemeine Sache einfallen: Sie legen eine Freundin rein, die sie das gesamte Jahr immer wieder mit schlechten, praktischen Scherzen aufs Kreuz gelegt hat. In diesem Fall: Der Junge, an dem sie Interesse hat und der sich ihre Zuneigung mehr oder weniger erschlichen hat, will mit ihr „allein sein“. Aber als sie halbnackt am WC wartet, da kommt die halbe Klasse und filmt das Ding auch noch. Das führt dazu, dass Ashley (Savannah Raye Jones) durchdreht, Schüsse fallen – Drama.

Zwei Jahre später verabreden sich die Freundinnen, um wieder in das alte Haus zu fahren, in welchem sie – damals noch mit Ashley – gemeinsame Zeiten und Feiern verbracht haben. Zum Teil, um endlich mit der Vergangenheit abschließen zu können, zum Teil, um einfach einen netten Sommer zu haben.

Aber wie es das Schicksal will: Jemand wartet dort auf sie. Jemand, der oder die, es darauf anlegt, die Mädchen – scheinbar aus Rache – ins Jenseits zu befördern. Als dann auch noch im Radio durchgesagt wird, dass aus der nicht weit entfernten Irrenanstalt jemand ausgebrochen ist, denken alle Ashley sei zurück und würde sich rächen wollen …

Calvin Morie McCarthy, der mir bis dato unbekannt war, dürfte einer von jenen sein, die ganz gut damit oder davon leben, andere, bekannte und erfolgreiche Filme aufzugreifen und billigere Versionen davon herzustellen. Sicher nicht auf einem so schlechten Niveau wie „The Asylum“, aber auch nicht gerade preisverdächtig. So auch „Pillow Party Massacre“. Wer zu jung ist, um das zu wissen: Es gab eine Reihe von drei Filmen, die Anfang der 1980iger durchaus trashige Hits waren namens „Slumber Party Massacre“. Inhaltlich kann man es kurz zusammenfassen: Hübsche Damen in wenig bis leichter Kleidung (oder auch gar keiner) werden von einem Killer verfolgt, der sie nach und nach über den sprichwörtlichen Jordan schickt. Alles in einem Haus und ja, es waren diese typischen „Studentinnenverbindungen“ bzw. Sorrorities. Was am meisten davon hängen geblieben ist, ist die Tatsache, dass ein Killer mit einem Bohrer(!) herumgelaufen ist. Soweit ich mich erinnere war das im ersten Teil der Fall, aber es kann auch sein, dass es in allen der Fall war. Meine Erinnerung vermischt die drei Filme gern. Vermutlich weil sie einfach so ähnlich sind bzw. waren.

Jedenfalls ist „Pillow Party Massacre“ natürlich ein Rip-Off dieser Filme, auch wenn man sich fragen muss, ob im Jahr 2023 noch irgendjemand diese alten Filme kannte. Nun, Calvon Morie McCarthy offensichtlich schon, denn sein Film folgt dem Muster relativ gut und ja, es wird auch wenig „Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast“ reingemischt. Ein blöder Plan, ein Toter, Schuldgefühle, Jahres später Wiedervereinigung und ein bisschen Rache.

Und tja, sollte man denken, das kann ja auch 2023 gut funktionieren. Allerdings müsste man einen politisch herrlich unkorrekten Film machen mit Kamerapositionen, welche die jungen Damen sehr klar von ihrer körperlichen Seite her betonen und dann müsste die Sache auch noch sowas wie Spannung aufbauen, ein bisschen brutal (gerne auch nur angedeutet – ich denke an die Szene von „Slumber Party Massacre“, als man sieht, dass an der Decke der blutige Bohrer herauskommt) und natürlich mit einem kreativen Gimmick.

Aber das scheint 2023 eben nicht mehr möglich zu sein oder McCarthy (der für das Drehbuch und die Regie verantwortlich zeichnet) wollte das nicht. Also haben wir hier einen Film, der sich ganz viel um Dialoge dreht, die tatsächlich gegen Ende des Films nirgendwo hinführen. Das hier ist ein Film von der Stange mit einem Pseudo-Twist am Ende, der emotional genau Null auslöst und den man sich auch hätte sparen können. Da wäre so ziemlich jede andere Auflösung spannender gewesen.

Das Schauspiel ist in Ordnung, würde ich mal sagen, auch wenn es nicht per se gut ist. Außerdem ging das Casting meiner Ansicht daneben. Sam (Laura Welsh) als Hauptfigur zu nehmen war ein Fehler. In der Rolle als auch im Casting. Alle drei anderen Figuren sind potentiell interessanter als sie, auch wenn ich das Wort „interessanter“ sehr weit fasse, denn interessant per se ist hier niemand. Einzig vielleicht die Park Rangerin Cunningham (Stephanie Leet), die aber zu kurz vorkommt.

Dazu ist der Film mit Szenen gefüllt die vermutlich Spannung oder Sympathie für die Mädchen schüren sollen, dabei aber kläglich versagen. So treffen sie bei einem Zwischenstopp eine Veteranen vom Vietnam-Krieg, dem sie dann Erdnüsse und Bier schenken, was dazu führt, dass dieser ihnen eine „Danke“-Münze schenkt, die mit einer tragischen und vermutlich Mitgefühl erzeugen sollenden Story überreicht wird. Hat keine Konsequenz, auch der Veteran kommt nie wieder vor. Auch hier: Verschenktes Potential.

Generell ist im Film ganz viel Gerede von wegen Schuldgefühlen und „Ach, ich sehe Ashley überall“ und was weiß ich noch, was am Papier vielleicht gut zu lesen ist, im Film aber einfach keine Emotion weckt. Das sind schon Dialoge, die man mit guten Schauspieler:innen fühlen hätte können. Den Zwist zwischen den jungen Damen spüren und so weiter. Hier dachte mir, dass mir jemand vorliest, was jemand anderer denkt, dass ich sagen soll. Und die „Eskalation“ (ein wenig später) sieht so aus, dass es seine Polsterschlacht gibt, weil das scheinbar die Art und Weise ist, wie junge Frauen ihre Streitigkeiten beilegen. Während dieser Polsterschlacht zieht auch eine der Damen völlig ohne Grund ihr Oberteil aus. Sinnfreie Szene. Ich sehe, was sie hätte bedeuten sollen (die Polsterschlacht, nicht das ausziehen), aber erneut: Emotion nicht vorhanden.

Was mich dann tatsächlich überrascht hat, war wer am Ende aller stirbt. Ich hatte halb damit gerechnet, dass alle vier Damen überleben, einfach weil sie dann doch irgendwie sympathisch rüberkommen, aber nein. Alle bis auf eine sterben und wenn ich euch jetzt sage, dass die Überlebende jene ist, die am uninteressantesten ist, dann ist das auch kein Spoiler. Aber scheinbar dürfen nur jene überleben, die ständig Schuldgefühle haben. Alle anderen sind ja per se schlechte Menschen. Ich fand ja Miles (Allegra Sweeney), Barbra (Chynne Rae Shurts) und Alana (Jex Kellington) viel besser im Schauspiel als auch in ihren Rollen.

Die Morde passieren dann relativ rasch und man bemüht sich so etwas wie Brutalität hineinzubringen (Köpfen, auf Ast aufspießen, Gesicht in heiße Kohlen drücken), aber einerseits ist es schlecht gemacht (optisch) und andererseits passt der Sound teilweise nicht zur Optik (wenn man jeamnden mit dem Gesicht auf heiße Kohlen drückt, dann glaube ich nicht, dass ich diese Person gurgeln(!) höre) und außerdem erneut: keine Emotion. Naja, stimmt so nicht. Ich dachte mir schon drei Mal „schade, hätte gehofft, dass sie überlebt“, aber das waren eher kurze Millisekunden und nichts, was mich jetzt irgendwie tief getroffen hätte. Dazu ist der Film zu platt.

Was super funktioniert ist der Einstieg mit 8oiger Jahre Synthie-Sound und Optik. Und von Ashley hätte ich gern mehr gesehen – die hätte auch als Figur spannend sein können. Aber alles in allem: Nein. So geht das nicht. Tut mir leid.

„Pillow Party Massacre“ bekommt von mir 3 von 10 möglichen, an der Pillow Party genauso wie am Massace scheiternde, Punkte.

Best Of Worst Case-Urteil: Trashfaktor (Schauspiel, Effekte, Drehbuch)

Leider nicht schlecht genug um witzig zu sein. Nicht gut genug um spannend zu sein. Und nicht gut genug gespielt um den zentralen Plot der Reue und Vergebung zu vermitteln. Und wenn ich ganz ehrlich bin: Wer einen Film mit diesem Titel macht, der braucht mehr Frauen mit viel weniger Kleidung und weit mehr Ausstrahlung als diese hier. Ich mag den Ansatz bzgl. „normaler Schönheit“, aber ohne Ausstrahlung geht gar nichts. Und was die Kills, die ja der zweite Punkt sind, warum Leute sich sowas hier ansehen, betrifft: Ja, da sind Ideen drin (ich sage nur: Steine, Sack und Gesicht), aber alles in allem: Zu Handzahm für Gore-Freunde und zu schlecht gemacht für alle anderen.

Fazit: Sorry, kann man sich sparen.


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