In the Land of Saints and Sinners aka Saints And Sinners – Heilige und Sünder (Filmkritik)

Es ist das Jahr 1974 und wir befinden uns in Irland. Finbar Murphy (Liam Neeson) ist gerade wieder mal bei der Arbeit. Nachdem sein aktueller Auftrag selbst sein Grab geschaufelt hat, redet er bevor er stirbt, Finbar ordentlich ins Gewissen. Der hatte schon zuvor Zweifel daran, seinen Job als Auftragskiller noch weiterhin ausüben zu wollen, weswegen er seinem Boss Robert (Colm Meaney) auch kurz darauf mitteilt, dass er sich zur Ruhe setzt.

Finbar nimmt anschließend die Einladung seiner Nachbarin zum Essen an, startet einen Gemüsegarten, geht ins örtliche Pub und viel spazieren. Durch das wiederholte Treffen mit einem sichtlich verängstigten Mädchen, bei dem es sich um die Tochter der Kellnerin handelt, sieht er seine Chance, ausnahmsweise mal etwas Gutes in seinem Leben zu tun. Seine darauffolgende Aktion setzt jedoch Ereignisse in Gang, die ihn und die Leute rund um ihn herum, in große Gefahr bringen…

Nach The Marksman aus dem Jahr 2021, ist dies die zweite Zusammenarbeit von Regisseur Robert Lorenz und Hauptdarsteller Liam Neeson. Dabei gibt es von der Geschichte her, klare Parallelen, denn bei beiden Storys geht es um einen älteren Herren, der das was er tut, hinter sich lassen will, selbst wenn das „nur“ das Leben an sich ist. Ebenfalls ähnlich ist hier die Herangehensweise, denn es handelt sich um ein Drama mit Action-Momenten und nicht umgekehrt. Stellenweise kommt man sich auch wie in einem Western vor.

Dabei ist dieses zweite gemeinsame Projekt für mich das eindeutig überlegene. Ein klarer Pluspunkt ist schon einmal die Landschaft. Es handelt sich ja um eine irische Produktion mit zahlreichen irischen Schauspielern und diese über die hügelige Landschaft langgezogenen, schmalen Straßen mit all den endlos erscheinenden Wiesen und Feldern und wiederkehrenden, kleinen Waldstücken sind eine perfekte Kulisse, um über sein Leben nachzudenken.

Einfach spazieren, abschalten und die Eindrücke genießen. Im Vergleich zu einigen seiner letzten Produktionen, wo man doch sein Alter schon bemerkt hat, ist diese Tatsache bei dieser angenehm unaufgeregt erzählten Geschichte, sogar ein klarer Pluspunkt. Schon jahrelang nur das Dasein eines Killers kennend, versucht Finbar etwas Gutes zu tun. Was kann er am Besten? Richtig, töten. Also Jemanden Bösen zu töten, ist demnach eine gute Sache, oder?

Diese Entwicklung finde ich beinahe schon ironisch, jedoch ist ein weiteres ansprechendes Detail, wie besonnen Finbar außerhalb seines Jobs (und selbst da zeigt er Respekt), mit seinem Umfeld umgeht. Die alterskluge Nachbarin, das kleine Mädchen der Kellnerin, der beste Freund der Polizist, alle haben sie Charakter und die Beziehungen wissen zu gefallen, weswegen man auch involviert wird in die Story, weil man Angst hat, Finbar könnte sie alle verlieren.

Liam Neeson (Memory) als Finbar agiert vom Leben gezeichnet, aber durchgängig konzentriert und vor allem kontrolliert. Einen perfekten Gegenpart hat er in dem von Jack Gleeson (wer hat ihn damals in Game of Thrones nicht gehasst als Joffrey) gespielten aufstrebenden Killer. Irgendwie kann man ihn zunächst nicht leiden und er agiert wie eine tickende Zeitbombe, zum Finale hin, steigen seine Sympathiewerte dann um einiges.

Ciarán Hinds (Die Frau in Schwarz) ist ja auch im echten Leben schon lange mit Neeson befreundet und als Cop bringt er hier zusätzlich Ruhe in die Sache. Ganz im Gegensatz zu Kerry Condon (Three Billboards Outside Ebbing, Missouri), der man bei ihrem „Kampf für die Sache“, so ziemlich jede unmenschliche Tat zutraut. Obwohl man im Kern noch die Emotionen der Dame vor ihrem Werdegang als Terroristin spürt.

Ein streckenweise elegisch ruhiges, doch niemals zu langsam erzähltes Thriller-Drama, mit einem souveränen Liam Neeson, wunderbaren Landschaftsaufnahmen, interessanten Nebenfiguren und einer Hauptfigur, die eine klare Entwicklung durchleben darf. Neesons jüngste Werke können wie bereits erwähnt sehr beliebig sein und peinliche Momente enthalten, doch das ist hier in keiner Weise der Fall. Wer es an einem kalten Wintertag wieder mal ruhiger braucht, der kann hier durchaus einen Blick riskieren. Highlights erlebt man keine, aber für Neeson ist es wieder ein Schritt in die richtige Richtung.

„In the Land of Saints and Sinners“ bekommt von mir 6,5/10 sehr spät aber doch noch einmal einen Neustart wagende Empfehlungspunkte.


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