M3GAN (Filmkritik)

Seit Cady (Violet McGraw) bei einem Autounfall ihre Eltern verloren hat, lebt sie bei ihrer Tante Gemma (Allison Williams). Diese ist Robotikingenieurin in einer Spielzeugfirma, lebt für ihren Job und ist mit der privaten Situation überfordert bzw. kann sie Cady nicht aus ihrem verständlichen Tief heraus holen. Gerade arbeitet sie an einem neuen Modell einer lebensechten Puppe und dabei kommt ihr eine Idee.

Gemma wird M3gan – so die abgekürzte Bezeichnung aka der Name der Puppe – einfach an Cady testen. Schon bald freunden sich die beiden an, das junge Mädchen öffnet sich und hat wieder Freude am Leben. Was zunächst wie ein gelungenes Experiment wirkt und Gemma auch in ihrer Firma weiterbringt, entwickelt sich schon bald zu einem Alptraum. M3gan hat nämlich eigene Vorstellungen wie weit sie gehen kann, um Cady vor Schaden jeglicher Art zu bewahren…

Zuletzt war James Wan bei Malignant ja wieder selbst als Regisseur in seinem Lieblings-Genre unterwegs, hier fungiert er als Produzent und hat zusätzlich die Geschichte hierfür beigesteuert. Regie führte erst zum zweiten Mal Gerard Johnstone (Housebound). Ursprünglich sollte der Film ab 18 Jahren freigegeben werden, doch die Produzenten bemerkten während den Dreharbeiten, dass sich ein PG13 (bei uns ist er ab 16 Jahren freigegeben) ausgehen würde, also haben sie einige Szenen neu gefilmt und dieses Rating für diesen Film als effektiver eingestuft.

Warum der Film funktioniert, ist sowieso nicht die Gewalt, aber dafür muss ich jetzt noch mal schnell etwas ausholen. Hier sieht man Figuren und weiß sofort, wer sterben wird. Man weiß wie die Sache ausgeht, wer sich für wen entscheidet und auch der obligatorische Schlussgag ist klar. M3gan arbeitet nicht mit klassischer Krimi-Spannung, viel mehr ist es das typische Phänomen der Menschheit etwas zu tun, obwohl man genau weiß, dass es schlecht für einen ist.

Warum habe ich denn ein Kind nur um dann Dinge (aka M3gan) zu entwickeln, die mir dann „alles“ abnimmt, was doch eigentlich ich als Elternteil übernehmen sollte? Ein Kind will ich schon, aber keine Arbeit mit ihm/ihr oder Einschränkungen meiner Freizeit? Geht das bzw. soll das überhaupt gehen? Wie entwickelt sich dabei die Beziehung zwischen Eltern und Kind und wie wird dieses selbst agieren, wenn es erwachsen ist?

Natürlich geht es im Film nur um die Tante-Nichte Beziehung und man kann das auch anders sehen, aber ich habe den Film mit einem Freund gesehen und unabhängig von mir hat er diesen selben Gedanken als am Stärksten erlebt. Zusätzlich kann das „Technik entwickelt sich ständig weiter und wendet sich am Ende immer gegen die Menschen“ Prinzip (kurz das Terminator-Prinzip) noch so ausgelutscht sein, es passt einfach immer, wahrscheinlich weil es doch ziemlich nahe an der realen Wahrheit dran ist.

M3gan selbst ist dann unheimlich und faszinierend zugleich, was immer eine gute Kombination für einen Gegenspieler ist. Bezeichnend ist, dass ich sie in netten Szenen, wenn sie ihre Bindung zu Cady aufbaut und verstärkt, noch viel unangenehmer erlebt habe, als in aggressiven Augenblicken. Bei den Effekten gibt es nichts zu beanstanden und auch die Morde sind zwar eben nicht blutig, aber schnell und effektiv und nicht ohne scheinbar integrierten, bösartigen Spieltrieb der Mörderpuppe inklusive.

Schauspieltalent liegt ja öfters auch in der Familie, was wohl das Können der erst elfjährigen Violet McGraw (Black Widow) erklärt. Die drei Jahre ältere Madeleine McGraw ist nämlich ihre Schwester und die war richtig großartig in The Black Phone. Allison Williams (The Perfection) als Gemma ist ebenso vollkommen authentisch als Arbeitsmensch und Wissenschaftlerin, die ihre sozialen Fähigkeiten bisher nicht wirklich als Priorität eingestuft hat.

Man weiß also was los sein wird, dennoch macht es Spaß und wird nie langweilig. Wer Innovation sucht, der ist natürlich falsch hier (was fast schon wieder ironisch ist) und zu zahm ist das sicherlich für Freunde der blutigen Unterhaltung. Dennoch ein gut gemachter und gespielter Film, der durchaus cleverer wirkt, als er hätte sein können. Finanziell hat es sich scheinbar ausgezahlt, denn 2025 folgt mit M3gan 2.0 eine Fortsetzung, bei der auch McGraw und Williams wieder dabei sind.

„M3gan“ bekommt von mir 7/10 sich den Feind freiwillig ins Haus holende Empfehlungspunkte.


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