The Black Phone (Filmkritik)

Im Jahr 1978 treibt ein Kindesentführer (Ethan Hawke) in einer kleinen Vorstadt in Denver sein Unwesen. Finney (Mason Thames) ist eine junger Mann, der in der Schule ständig gehänselt und von drei anderen Schülern verprügelt wird. Seine Schwester Gwen (Madeleine McGraw) hat eine sehr enge Beziehung zu ihm und steht ihm wo immer es geht zur Seite. Eines Tages trifft Finney auf einen Mann, der gerade aus seinem Van aussteigt.

Ein kurzes Handgemenge später, wacht er gefangen in einem Keller wieder auf. Als Gwen davon erfährt, setzt sie alles daran, ihn wieder zu finden. Dafür ist sie bestens geeignet, denn sie hat wie ihre verstorbene Mutter Fähigkeiten und zwar sieht sie in Träumen Visionen, die sich schon oft bewahrheitet haben. Währenddessen klingelt das schwarze Telefon, dass sich neben Finney in seinem Gefängnis befindet, obwohl dieses schon Jahrzehnte kaputt ist…

Joe Hill ist der Sohn von Stephen King und ebenfalls seit Jahren als Horror-Autor erfolgreich. Im Jahr 2004 hat er eine Kurzgeschichte namens „The Black Phone“ verfasst und dieser hat sich nun Scott Derrickson (Sinister) gewidmet, der sich ebenfalls seit Jahren auf das Inszenieren von Horror-Abenteuern konzentriert hat. Wobei dieses aktuelle Werk angeblich nur entstanden ist, weil er sich nach Dr. Strange mit den Disney-Studios nicht einigen konnte, was die Richtung der Fortsetzung anbelangt.

Die Story von Hill kenne ich nicht, doch ich habe mir sagen lassen, dass dieser Film sehr nahe am Ausgangsmaterial ist. Was ich hier vor allem gespürt habe und auch einem Interview entspricht, dass ich mit Derrickson gesehen habe, ist dass dies ein sehr persönlicher Film für den Regisseur ist und wie eine Aufarbeitung von Kindesmissbrauch in der eigenen Vergangenheit wirkt. Auch ohne diese Ebene sind diese Elemente jedoch klar die unangenehmsten im gesamten Film.

Man muss da auch gar nicht viel sehen, es reicht eine Szene zwischen Gwen und ihrem Alkohol abhängigen Vater, wie er sie mit einem Gürtel verprügelt. Das tut einfach emotional weh und ist schlimmer als alles, was der „wahre“ Bösewicht im Film macht. Der ist nämlich durchgehend furchteinflössend durch seine Präsenz, nicht wegen seinem gewalttätigen Verhalten. Überhaupt ist dies eindeutig ein Film für erwachsenere Horrorfans, wobei fast der gesamte Film über die vorherrschende Atmosphäre funktioniert.

Ethan Hawke (24 Hours to Live) hat ja ständig in irgendeiner Form eine Maske auf, weswegen er seine gesamte Performance auf die Stimme, die Augen und seine Bewegungen aufbaut. Ich kann euch hier nur wieder mal die OV-Version empfehlen, denn wie er sich mit seiner affektierten Stimme in die Gehörgänge säuselt, das ist unheimlich und einfach unangenehm. Mason Thames (Boys of Summer) in seiner ersten Hauptrolle macht seine Sache auch durchgehend gut, weil er nie übertreibt und trotz verzweifelten Momenten, immer fokussiert wirkt.

Eine kleine Naturgewalt und mein persönliches Highlight ist hier dann aber Madeleine McGraw (The Harbinger) als Gwen. Von den emotionalen Szenen mit ihrem Vater, über den rotzfrechen Umgang mit den Polizisten bis hin zu der uneingeschränkten Liebe zu ihrem Bruder, nie wirkt sie als würde sie hier spielen, ich hab ihr jede Sekunde geglaubt, dass sie einfach so ist. Die wird erst 14 Jahr alt und wenn die schon jetzt so gut ist, sollte man sie auf jeden Fall im Auge behalten.

Was der Film übrigens nicht macht, ist irgendwelche Erklärungen liefern. Warum der Täter hier Kinder entführt und umbringt, wird nicht mal ansatzweise gezeigt. Nötig finde ich dies hier auch nicht, denn es geht um die Entwicklung zwei junger Menschen und der Mörder ist hier ja ein zwar Schrecken erzeugender, aber dennoch austauschbares Gesicht für den allgemeinen Horror, als den man das schlechte Behandeln von Kindern in jeglicher Form bezeichnen kann. Ob gestört oder einfach nur böse ist da egal, fix ist nur die Feigheit, deshalb wohl auch die Masken des Täters hier.

Insgesamt ein von der Stimmung her sehr dunkler Film, bei dem sich dennoch immer wieder Momente der Hoffnung durchsetzen. Der sehr reale Horror wird über die Träume von Gwen und die Anrufe des „Geister-Telefons“ um eine übernatürliche Ebene erweitert, die sich aber nahtlos einfügt und ein stimmiges Ganzes ergibt. Hinzu kommen dann noch die Darsteller – vor allem die jungen – die trotz ihres Alters mehr als überzeugen können. Kein Killer-Thriller, eher Drama und sicherlich nicht spektakulär, doch seien wir uns mal ehrlich (sollten andere Ebenen hier als Anreiz nicht reichen): wer will nicht einen Killer sehen, der wie eine Mischung aus Pennywise und Willy Wonka daher kommt?

„The Black Phone“ bekommt von mir 7,5/10 den Erwachsenen ein schlechtes Zeugnis ausstellende Empfehlungspunkte.


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