Black Christmas (2019 Filmkritik)

Weihnachten, die Zeit wo viele Studenten nach Hause fahren, um mit ihren Familien etwas Zeit zu verbringen. Einige wollen dies aber gar nicht bzw. haben sie keine Angehörigen mehr und feiern lieber mit ihren Studenten-Schwestern. Riley (Imogen Poots) hat gerade bei einer Aufführungen einen persönlichen Befreiungsschlag geschafft und ist in Feierstimmung.

Bald häufen sich jedoch komische Nachrichten, die diverse Mädchen von einem Account bekommen, der nach dem längst verstorbenen Gründer des College benannt ist. Zusätzlich verschwinden auch immer mehr Mädchen vom Gelände, ohne dass irgendwer das ernst nehmen würde oder etwas unternimmt. Was steckt dahinter und was weiß der sich seltsam benehmende Professor Gelson (Cary Elwes) über die Hintergründe?

Nach dem mittlerweile als Kult gefeierten Original aus dem Jahre 1974 und dem viel gescholtenen und dennoch recht unterhaltsamen Remake aus dem Jahr 2006, kam Weihnachten 2019 das zweite Remake von Regisseurin und Drehbuchautorin Sophia Takal in die Kinos. Ihr Zugang war es nach eigenen Aussagen so feministisch wie möglich zu agieren und dem Zuschauer als „Gesehenen“ zu involvieren, nicht als Beobachter/Voyeur aus der Ferne.

SPOILER folgen nun, denn ich muss schimpfen. Zunächst mal hätte man den Film nicht „Black Christmas“ nennen dürfen, da die Story bis auf das Grundsetting, völlig abgeändert wurde. Es gibt dann auch die eine oder andere Szene, die man als Hommage bezeichnen könnte, doch gerade die Tatsache die „Heldin“ aus dem Original hier als Dummchen zu inszenieren und sie dann natürlich auch noch ganz nebenbei sterben zu lassen, dass ist für mich purer Zynismus und kann Fans einfach nur vor den Kopf stoßen.

Dann muss man ja ganz klar sagen, dass kein Genre Powerfrauen schon gefühlt immer so zelebriert, wie das Horrorgenre. Der Böse (meist männlich) löst Terror aus, missbraucht und mordet und am Ende besiegt ihn die Dame, die danach stärker als je zuvor ist. Ja, ich verstehe schon, sexuelle Gewalt bzw. Machtausübung ist Horror im wahren Leben, aber dann macht man eben ein Drama oder einen Thriller daraus in filmischer Form, keinen Horror-Film.

Es gibt ja immer wieder Spinner wie den kanadischen Akademiker Jordan Peterson, der vom „maskulinen Geist“ predigt und Takal sich mit ihrem Drehbuch, laut Interview klar auch auf ihn bezogen hat. Wer nun denkt, dass ich das falsch verstanden habe, da das alles ja klar als Satire angelegt ist, der irrt sich. Wenn nämlich Satire nicht als Satire verstanden wird, dann hat die Macherin etwas falsch gemacht.

Es gibt auch eine Szene, bei der es der Freund einer der Hauptdamen wagt zu sagen, dass nicht alle Männer Vergewaltiger sind. Was ist ihre Reaktion? Sie sagt ich kenne dich nicht und wirft ihn einfach aus dem Haus hinaus. Ja, wie kann er es nur wagen. Für mich kommt dabei sehr schön der Feminismus herüber, denn Emanzipation heißt für mich Gleichberechtigung in allen Bereichen, jedoch glaubt eine Feministin, dass sie besser ist, als es je ein Mann sein könnte.

Das hat jetzt so keine Allgemeingültigkeit, ich teile mir das so ein um zu trennen, zwischen richtig und falsch. Denn wenn ich Männer alle als furchtbar bezeichne, dann hab ich das selbe Niveau wie die Herren, die ihre Damen nur als Spielzeug benutzen und sie unterdrücken. Bei „3 Engel für Charlie“ konnte man da ja noch darüber lachen, aber hier kommt man aus dem Kopfschütteln so gar nicht mehr heraus.

Die wahre Satire, ist dann der sogenannte Horror in diesem Film. Maskenmänner mit Pfeil und Bogen, das ist vielleicht auf dem Papier eine coole Idee und sieht auch nicht schlecht aus als Einstellung auf der Leinwand, doch effektiv ist es außer im ersten Überraschungsmoment, nicht wirklich. Und der dunkle Magie-Schleim aus der Büste, der das „Alpha-Gen“ aller Männer aktiviert, das ist schon irgendwie witzig aber nur, weil es einfach so doof ist.

Was die Moral der Geschichte ist? Nun, was macht man denn mit all diesen Frauen mordenden Spinnern? Richtig, man verbrennt sie. Alle zusammen und nicht einfach aus Notwehr, sondern weil ethnische Säuberung von minderen Wesen einfach das Richtige ist. Feine Sache, hoffe die jungen Mädchen, die als Zielgruppe laut Takal über sexuellen Missbrauch an Universitäten nachdenken sollten, nehmen diese Lösung auch eins zu eins so an. Und sorry, not sorry, ist ja eine Satire, meine Schuld.

Schade für Imogen Poots (Fright Night, Centurion), die wie eigentlich immer ihre Sache hier richtig gut macht und auch lächerliche Dialoge, beinahe schon wieder lässig rüber bringt. Cary Elwes (The Princess Bride) als manipulativer Professor ist auch schön schräg, ansonsten kann man die ganzen Darsteller ziemlich vergessen. Genau wie die Suspense- bzw. Mordszenen, das hat man alles schon mal besser gesehen und war offensichtlich auch kein Schwerpunkt hier.

Insgesamt hat der Film somit den falschen Titel, denn als Remake versagt er auf ganzer Linie. Zweitens finde ich das Genre für die Art von Statement das Falsche und drittens ist das auch als Satire eher bedenklich als lustig, aber so wie es rüber kommt, einfach nur dumm und Gewalt als Lösung verherrlichend. Für alle Feministinnen (wie ich sie definiere) da draußen: sorry, ich hab den Film nicht verstanden, bin ja nur ein Mann.

„Black Christmas“ bekommt von mir 2/10 den Wunsch nach nur einem Geschlecht auf der Erde sehr deutlich vermittelnde Empfehlungspunkte.


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