24 Hours to Live (Filmkritik)

Travis Conrad (Ethan Hawke) war der beste Mann, wenn es darum ging für eine mächtige Firma ungeliebte Menschen zu beseitigen. Seit er jedoch vor einem Jahr seine Frau und seinen Sohn verloren hat, hat er sich eine Auszeit aus seinem schmutzigen Job genommen. Als sein alter Freund Jim (Paul Anderson) auftaucht und ihm ein verlockendes Angebot unterbreitet, kehrt er für diesen Auftrag einmalig wieder zurück.

Er ist jedoch ein gebrochener Mann und kein eiskalter Killer mehr, deshalb lässt er eine Interpol Agentin am Leben und ist als Reaktion deshalb kurz darauf tot. Doch sein Auftraggeber Wetzler (Liam Cunningham) holt ihn mittels einer neuen Prozedur zurück ins Leben, um essentielle Informationen von ihm zu bekommen. Freude an seiner zweiten Chance hat Travis jedoch keine, denn er wird wieder sterben, spätestens in 24 Stunden…

In seiner Funktion als Regisseur, ist dies erst der zweite Film von Brian Smrz. Als Stuntman und später Stunt-Koordinator, war er jedoch bereits seit den frühen 80er Jahren an zahlreichen bekannten Produktionen (unter ihnen Zurück in die Zukunft 2, Face/Off, Minority Report oder Stirb Langsam 4.0) beteiligt. Sein neuestes Werk ist sozusagen eine Variation von „Crank„, nur weniger irre, dafür mit mehr Drama gefüllt und um mehr Realismus bemüht.

Ich muss gleich mal sagen, dass ich Ethan Hawke einfach mag. Der Kerl kann in jedem Genre alles spielen und ich glaube es ihm auch. Wie er hier als gebrochener, getriebener und von Halluzinationen geplagter Kerl auf sein sicheres Ende zustürmt, das hat was. Schon klar, was er alles getan hat für Geld, da hat er den Tod sicherlich verdient, aber dieses Wissen wird nicht durch ein Gefühl unterstützt, da man ihn im Film niemals dabei sieht, wie er „unschuldige“ Menschen verletzt oder tötet.

Zynisch wie die Art die er an den Tag legt, seit er seine Familie verloren hat, ist auch das Grundthema. In Visionen sieht er Frau und Sohn, ist wieder vereint mit ihnen, die Musik ist schön, das Szenario friedlich und dann plötzlich wird er wieder in diese kalte, raue Welt zurück gerissen, voller Schmerz und Leid. Was bleibt ist die Rache an seinen Auftraggebern und der Versuch, das aktuelle Ziel der Killer zu schützen. Einfach gestrickt, ja, aber die Emotionen fühlen sich unmittelbar und echt an.

Zur Wucht der Gefühle passen auch die Action-Sequenzen und da merkt man die jahrelange Erfahrung des Regisseurs im Stunt-Bereich eindeutig heraus. Egal ob nun ein Mensch durch die Wucht eines Autos oder eines Projektils eines Sniper-Gewehres weggeschleudert wird oder Hawke im Nahkampf seine Feinde erledigt, das ist roh und direkt und ohne typische „der kann das nicht wirklich, darum schneiden wir viel“ Hollywood Schnitte. Natürlich, wäre man dank der Hautfiguren nicht involviert, würde diese technische Seite auch nicht viel retten.

Aber Ethan Hawke (In a Valley of Violence) als Travis ist voll bei der Sache und vor allem die Zerrissenheit seines Charakters, kann man sehr schön von seinem Gesicht ablesen. „Ich will nicht aufgeben“ vs „ich bin wieder vereint mit meiner Familie“, aktuelle Fehler abschwächen solange er noch Zeit hat, da gibt es eben kein richtig mehr, nur mehr weniger falsch. Mit dem von Paul Anderson (The Revenant) ambivalent gespielten Jim, hat er eine spannende Freundschaft, einerseits spielt die Ehre unter Soldaten mit, andererseits zählt nur das eigene Überleben.

Die Chinesin Quing Xu (Looper) ist als Interpol Agentin sowohl ein effizienter Killer als auch eine liebende Mutter und sie und Travis, haben einige intensive Momente miteinander, bei denen er mehr spürt, als sonst in seinem grauen Alltag. In kleinen Nebenrollen sind dann noch zwei ältere, sehr charismatische Herren zu sehen. Liam Cunningham (Let us Prey) ist der eiskalte und verabscheuungswürdige Bösewicht und Rutger Hauer (Blade Runner) der abgebrühte, jedoch sehr liebevolle Schwiegervater von Travis.

Insgesamt ein vom Thema her nicht neuer, dafür jedoch ein intensiver, allgemein schneller, doch sich auch für einige ruhigere, reflektierende Momente Zeit nehmender Thriller, der ansprechend inszenierte Action-Szenen mit Figuren füllt, die weder Übermenschen noch Helden sind, dafür dem Zuschauer umso weniger egal sind. Auch die Darsteller sind voll bei der Sache, fertig ist das perfekte „Sonntag-Nachmittags-Programm“ für Genre-Freunde.

„24 Hours to Live“ bekommt von mir 7,5/10 das Beste aus seinen wenigen verbleibenden Stunden machende Empfehlungspunkte.


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