Let Us Prey (Filmkritik)

Rachel Heggie (Pollyanna McIntosh) hat es nicht leicht. Versetzt in eine kleine Stadt arbeitet sie auf einer Polizeistation. Nicht genug damit, dass sie von ihren Kollegen nicht gemocht wird und ihr Chef Sgt. MacReady (Douglas Russell) ein seltsam unsympathischer Zeitgenosse ist. Nein, ausgerechnet sie musste auch noch einen Autounfall beobachten, bei der das Opfer (Liam Cunningham) vor ihren Augen spurlos verschwunden ist.

Je weiter die Nacht voranschreitet, desto schräger werden die Ereignisse und desto voller die Zellen in der Station. Als der Mann der angefahren wurde, endlich gefunden ist, glaubt Rachel zunächst, nun etwas Licht in die Sache bringen zu können. Der seltsame Kerl hat jedoch eine ganz eigene Aura an sich und einen Plan, der alle sich in dem Gebäude befindlichen Personen betrifft. Eines wird dabei schnell klar, ob auch nur eine(r) von ihnen diese Nacht überleben wird, ist eine sehr unsichere Sache.

Let Us Prey

Dies ist das Regiedebüt von Brian O’Malley, der bis jetzt nur mit seinen beiden, von vielen gelobten Kurzfilmen „Screwback“ und „Crossing Salween“, auf sich aufmerksam machen konnte. Die Handlung beschränkt sich dabei großteils auf die verschiedenen Räume der Polizeistation, was der klaustrophobischen Grundatmosphäre, sehr entgegen kommt. Ein bedrohliches Gefühl zieht sich auch durch die gesamte Inszenierung und entlädt sich beim Finale dann in einem blutigen Amoklauf.

Gleich der Start des Filmes ist wirklich sehr gut gelungen. Die düster, irgendwie nihilistischen Bilder, die schrecklich schönen Charme versprühen. Die Gewissheit, dass da etwas Mächtiges auf uns bzw. die Protagonisten zukommt. Man weiß dann im Laufe der weiteren Handlung durchaus, in welche Richtung es wohl weitergehen wird, doch als Zuschauer kann man sich dieser eigentümlichen Sogwirkung, die auch die Hauptfiguren spürbar beeinflusst, nur schwer entziehen.

O’Malley lässt sich dabei Zeit, damit man sich ein eigenes Bild von den Beteiligten machen kann. Natürlich ist es unwahrscheinlich, dass ein Haufen von ziemlich gestörten Individuen, sich auf einem so kleinen Raum zusammenfinden, doch erstens zeigt ja die Realität, dass es noch viel schlimmere Menschen gibt und zweitens dürfte dabei ja der unheimliche Typ, das Unfallopfer, den sie einfach nur Six nennen, seine Finger im Spiel haben. Wer er übrigens sein soll wird zwar ziemlich klar angedeutet, doch nie wirklich ausgesprochen, folgt diese Interpretation des Charakters, doch der eigenwilligen Sichtweise des Regisseurs.

Alle Effekte sind durchgängig im handgemachten Oldschool-Stil gehalten, was besonders beim Showdown sehr schön explizit zur Geltung kommt. Die „Over the Top“ Entladung und die Gewalt, die hier gezeigt wird, finde ich sehr passend als logische Konsequenz, was die von Anfang an aufgestaute Spannung betrifft. Dass man für den uneingeschränkten „Genuss“ dafür auf die Uncut-Fassung zurückgreifen sollte, muss ich dem geneigten Genre-Fan wohl nicht extra ans Herz legen, weil es eine klare Sache ist.

Darstellerisch stechen vor allem zwei Personen heraus. Da wäre zunächst Liam Cunningham (Harry Brown, Centurion), der ja leider oft nur in Nebenrollen auftritt und dort meistens einen jähen Filmtod stirbt. Als Six hat er eine unheimlich faszinierende Ausstrahlung, strahlt Wissen und Sicherheit aus und scheint auf alles eine Antwort zu haben. Seine Abgebrühtheit und seine unerschütterliche Sicherheit seine Ziele betreffend, machen ihn zu einer extrem interessanten Figur, die man in dieser Form sicher nicht als Feind haben möchte.

Pollyanna McIntosh (Filth) ist die klassische Horror-Heldin Rachel, eben die Dame von der man genau weiß, dass sie zumindest bis zum Ende überleben wird. Ihr Charakter ist dabei aber keineswegs das unschuldig brave Mädchen, sondern sie ist eine Kämpferin, die in ihrer Vergangenheit schon schreckliche Dinge erlebt hat, was bis heute ihren täglichen Alltag bestimmt. Auch Six behandelt sie mehr oder weniger subtil anders als die restlichen Leute in der Station, was eine gewisse Bindung von beiden – in der Vergangenheit oder Zukunft – impliziert, was glücklicherweise auch aufgeklärt wird.

Insgesamt für mich daher ein zunächst langsamer, doch am Schluß explodierender Horror-Thriller, der teilweise von der Musik und der Atmosphäre an frühe Werke eines John Carpenter erinnert und in seiner Gesamtheit sicherlich nicht jedermanns Sache ist. Cunningham und McIntosh sind großartig und die rohe Direktheit der ganzen Sache, hat schon was klar Eigenständiges. Nach Filmgenuss unbedingt zu erwarten, gute Laune zu haben oder die Welt für einen besseren Ort zu halten, ist dabei übrigens ausgeschlossen.

„Let Us Prey“ bekommt vo mir 8/10 sich bei der gegenseitigen Selbstzerstörung anstachelnde Empfehlungspunkte.

[amazon template=multinational&asin=B00S8XJMLY,B00S8XJLBU]


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.