Infini (Filmkritik)

Seit dem Übergang zum 23sten Jahrhundert, leben die meisten Menschen an oder bereits unter der Armutsgrenze und nehmen daher gerne gefährliche Jobs an, die aber viel Geld einbringen. Genau so eine Arbeit ist der interplanetare Bergbau. Weite Strecken werden dabei durch Slipstreaming zurück gelegt, wobei hier Materie in Datensignale umgewandelt wird und so an fixe Koordinaten geschickt werden kann.

An der abgelegensten Station überhaupt mit dem Namen Infini kam es dabei zu einem plötzlichen Unfall, der zum Tod zahlreicher Menschen führte. Nur ein einziger Mann namens Whit Carmichael (Daniel MacPherson), der ausgerechnet seinen ersten Tag im neuen Job hatte, hat überlebt. Eine Spezialeinheit wird geschickt, um neben Datensammlung und der Verhinderung eines bestimmten Transportes, Whit zu retten. Die zunächst überschaubare Mission, wird dabei schnell zum Selbstmordkommando.

Infini

Acht Jahre nach seinem beachtlichen Low-Budget Debutfilm Gabriel – Die Rache ist mein, meldet sich der Australier Shane Abbess in seiner Funktion als Drehbuchautor, Produzent und Regisseur mit diesem Scifi/Horror-Thriller nun endlich zurück. Wer sein Erstlingswerk kennt und noch in guter Erinnerung hat, dem wird schnell auffallen, dass er zahlreiche seiner damaligen Darsteller, auch hier wieder mitspielen hat lassen, was eine sympathische Sache ist. Dies soll nun aber keinesfalls heißen, dass sich die Neuzugänge im Cast, vor ihren Kollegen verstecken müssten.

Was hier sehr schön zu sehen ist, ist die Tatsache, dass es nicht immer eine neue Idee sein muss, sondern vielmehr auf die Zusammensetzung der bekannten Zutaten ankommt. Ähnlich wie etwa in Event Horizon, versuchen hier die Mitglieder einer Rettungstruppe, so schnell und glatt wie möglich ihren Auftrag zu erledigen, müssen aber bald schon froh sein, wenn sie die Sache überhaupt lebendig überstehen. Dabei sind sie selbst ihre größten Feinde, denn irgendetwas bringt sie dazu, auf unterschiedliche Art und Weise auszuflippen und sich gegenseitig umzubringen.

Vor allem die starke Grundatmosphäre zieht den Betrachter hier schnell in seinen Bann und erzeugt diese unangenehme Sicherheit im Hinterkopf, dass man zwar nicht stehen bleiben kann, aber mit jeder Bewegung, dem Abgrund näher kommt. Als dann das Geheimnis hinter dem scheinbaren Virus bekannt wird, ist der Sieg ausgeschlossen und eine Flucht sehr unwahrscheinlich. Besonders gelungen finde ich übrigens das Ende, denn das hätte ganz leicht nach hinten los gehen können, billig oder einfach nur kitschig wirken, ist aber in seiner Gesamtheit auf eine irritierende Art und Weise schön und befriedigend in seiner Auflösung (ja, diesen Mix gibt es, wusste ich auch noch nicht).

Als emotionaler Anker fungiert dabei Daniel MacPherson (The Shannara Chronicles) als Whit, dessen kurze gemeinsame Szene, mit seiner von Tess Haubrich (Wolverine: Weg des Kriegers) gespielten Frau Lisa zu Beginn des Filmes, zu einer starken gefühlsmäßigen Bindung mit den Zuschauern führt. Selten habe ich in so kurzer Zeit auf natürliche Weise vermittelt bekommen, dass sich zwei Menschen lieben. Er muss einfach zu seiner Frau zurückkommen, Whit weiß es, seine Ehefrau weiß es, wir wissen es, so muss es sein.

Die anderen Schauspieler verkommen dann teilweise zu Kanonenfutter, haben aber fast alle ihre starken Momente und lassen vor allem durch ihre inneren Konflikte, ihre Individualität durchscheinen. Luke Ford (Ghost Machine) wandelt zwischen amüsanten und bösartigem Wahnsinn hin und her, Grace Huang (The Man with the Iron Fists) ist vor allem in den Szenen, in denen sie ganzheitlich ihren Schmerz ausstrahlt wirklich stark und Luke Hemsworth (The Anomaly) darf so richtig schön ausflippen. Und das sind nur einige Beispiele, aber genug davon, schaut es euch einfach lieber selbst an.

Die Effekte sind durchgehend gelungen und auf CGI wurde bis auf ein paar Ausnahmen verzichtet, diese Szenen können dann aber auch ihre Herkunft aus dem Computer, nicht verleugnen. Die Ideen mit dem Slipstreaming und der Zeitanomalie sind nette Zutaten, die das SciFi-Setting unterstützen, jedoch nie in den Vordergrund gelangen. Hier geht es wieder mal um die Abgründe in uns Menschen selbst, wie stark sie sind und ob es nicht doch auch einen Weg (nicht nur in Extremsituationen) gibt, sich gegen sie zu entscheiden.

Ein rundum gelungener Retro-Trip also, entstanden mit wenig Geld, dafür mit umso mehr Engagement des Regisseurs und aller Beteiligter. Trash der Weltraum-Sorte gibt es ja wirklich genug und auch seelenlosen Hochglanz findet man nicht selten, doch dieser Trip ist irgendwo dazwischen, ohne sich klar Schwächen zu erlauben oder irgendwie langweilig zu werden. Für nächstes Jahr hat Abbess seinen dritten Film „SFv1“ angekündigt, den werde ich mir auf jeden Fall auch wieder gerne anschauen.

„Infini“ bekommt von mir 8/10 beim Aufgeben siegende Empfehlungspunkte.

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