Static – Bewegungslos (Filmkritik)

Nach dem Tod des eigenen Kindes, kann das Leben der zurückbleibenden Eltern nie mehr so sein, wie es einmal war. Jeder verarbeitet die Ereignisse auf seine Weise. Der erfolgreiche Buchautor Jonathan Dade (Milo Ventimiglia) nutzt die Ruhe seines ländlich abgelegenen Hauses und stürzt sich in die Arbeit an einem neuen Buch. Seine Frau Addie (Sarah Shahi) hingegen fristet ihr Dasein im vegetierenden Zustand, ständig zurück blickend und unter dem Einfluss von Tabletten und Alkohol.

Als eines Nachts plötzlich eine Dame namens Rachel (Sara Paxton) an die Türe klopft und behauptet, dass sie von Männern mit Gasmasken verfolgt wird, endet die Lethargie der beiden trauernden Eheleute jedoch ziemlich abrupt. Doch was genau wollen diese maskierten Eindringlinge eigentlich von der nächtlichen Besucherin oder hat ihr Erscheinen vielleicht doch mehr mit der Familie Dade zur tun, als ihnen lieb ist?

Static

Das Regiedebut von Autor Todd Levin wirkt nicht nur von der Machart her so, als wäre jemand mit einiger Erfahrung für diesen Film verantwortlich gewesen, auch die Story klingt vertraut. Das Horror-Subgenre mit dem bezeichnenden Namen „Home-Invasion“ Thriller, hat ja gerade auch in jüngster Zeit wieder einige erfolgreiche Vertreter hervorgebracht (siehe „The Purge“ oder „You´re Next„). „Static“ geht hier jedoch ganz eigene Wege, spielt mit der Erwartung des Zuschauers und kann am Ende von sich behaupten, etwas wirklich Eigenständiges in ein zuletzt von etwas zuviel Sarkasmus durchtränktes Genre eingebracht zu haben.

Zunächst mal muss ich Fans, die handlungsbedingt auf viel Gewalt und einen hohen Bodycount hoffen, enttäuschen. Hier entsteht die Spannung vor allem darum, weil zwei beeindruckend echt und authentisch wirkende Menschen, plötzlich in eine Extremsituation geworfen werden. Keiner mutiert aus heiterem Himmel zum Überhelden, nein, das eigene Trauma über den Verlust des Sohnes ist sogar so stark, dass es immer wieder dazu führt, dass die unmittelbare Gefahr in den Hintergrund rückt.

Überhaupt sind die besten Szenen in diesem Thriller mit hohem Drama-Anteil die emotionalen Momente zwischen den beiden Hauptfiguren. Jetzt nicht falsch verstehen: Die Suspense-Szenen kommen atmosphärisch dicht daher, die Schocks sind rar gesät aber gekonnt platziert und halten ein paar wirklich ungemütliche Momente bereit. Was aber diese Produktion aus dem Einheitsbrei heraushebt, sind sicherlich nicht diese Sequenzen, sondern rein die Verlagerung des Schwerpunktes ganz auf die Psyche der Opfer.

Das einzig unnötige an diesem nur circa 80 Minuten dauernden, dafür ohne jegliche Längen auskommenden Film ist wieder mal der 3D-Effekt, der wohl für ein gesteigertes Trip-Erlebnis sorgen soll, doch im Endeffekt nur erreicht, dass die passende, in blau-grau Tönen gehaltene Farbgebung des Filmes, wieder mal dunkler ist, als es sein müsste. Musikalisch bzw. akustisch hat man mit den titelgebenden, statischen Rauschgeräuschen dafür einen Weg gefunden, die unangenehme Atmosphäre noch weiter zu verstärken und in eine leicht surreale Richtung zu lenken.

Unglaublich facettenreich und glaubwürdig sind die Darsteller. Milo Ventimiglia (Killing Season) als Vater, der nach außen hin Stärke beweisen will, innerlich jedoch am Boden zerstört ist, glänzt vor allem in den Momenten, wo er versucht zu seiner auf Distanz gehenden Ehefrau eine Bindung aufzubauen. Die wird erstaunlich natürlich, ohne Make-up, mit tiefen Augenringen und ohne jeglichen Antrieb oder Lebensfreude von Sarah Shahi (Person of Interest) gespielt. Das Gefühl, dass sie schon längst zerbrochen ist und nur täglich diesen Prozess wieder von Neuem durchlebt, ist dabei allgegenwärtig und ziemlich bedrückend.

Was die in verschiedensten Horror-Beiträgen (z.b. „The Innkeepers“ oder „The Last House on the Left„) erfahrene Sara Paxton auf den Plan ruft, bei der als einzige der drei Hauptakteure nicht sofort klar ist, wie sie tickt bzw. was ihre Absichten sind. Zunächst scheint klar, dass sie ein Opfer ist, doch immer wieder werden verspielte Blicke von ihr gezeigt und Fragen gestellt, die einiges an Hintergrundwissen verlangen, dass sie eigentlich nicht haben sollte. Sie in die eindeutige Kategorie gut oder böse einzuteilen, ist nicht nur schwierig, sondern hat sich bei mir auch mehrere Male im Laufe des Filmes geändert.

Insgesamt ein Erlebnis, über das man nicht allzu viel schreiben kann, ohne die Pointe zu verraten und das wäre doch ziemlich schade. Auf jeden Fall ist dies ein Film geworden, der innerhalb seines Genres für frischen Wind sorgt, spannend, dicht und vor allem gefühlvoll inszeniert ist und das handlungsbedingt zu erwartende hohe Potential an gezeigter Gewalt, auf ein Minimum reduziert. Hinzu kommen drei Schauspieler, die voll bei der Sache sind und ein Debüt-Regisseur, von dem ich mir auf Grund seines hier gezeigten Könnens, gerne auch seinen nächsten Film ansehen werde.

„Static“ bekommt von mir 8/10 alle Probleme einer Familie in einer Nacht lösende Empfehlungspunkte.

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One thought on “Static – Bewegungslos (Filmkritik)

  1. Ich muss gestehen, ich war tatsächlich absolut positiv überrascht. Trotz deiner (gottseidank SPOILERFREIEN) Kritik und der mystischen Andeutungen hat mich die Story dann doch unerwartet erwischt.

    Einzig das „amerikanische“ Ende (soll heißen: Ein Charakter summiert nochmals alles was passiert ist zusammen, damit es auch jeder Depp versteht) geht mir auch den Keks. Ansonsten: Wow.

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