The Last House on the Left (Filmkritik)

John (Tony Goldwyn) und Emma Collingwood (Monica Potter) fahren gemeinsam mit ihrer Tochter Mari (Sara Paxton) zu ihrem weit abgelegenen Ferienhaus. Kurz nach ihrer Ankunft besucht Mari ihre alte Freundin Paige und gemeinsam gehen sie mit einem schüchternen Jungen names Justin in sein Hotelzimmer mit, um etwas Gras zu rauchen. Justins Vater Krug (Garret Dillahunt) ist jedoch ein Schwerverbrecher und als er, sein Bruder und seine Freundin unerwartet bald in das Hotelzimmer zurückkommen, beginnt für die beiden Freundinnen ein Martyrium. Paige kommt dabei ums Leben aber Mari kann schwer verletzt und misshandelt flüchten.

Die vierköpfige Chaostruppe sucht daraufhin während eines Unwetters ausgerechnet im Haus der Collingwoods Zuflucht. Als sich Mari schließlich mit letzter Kraft zurückschleppen kann ins elterliche Haus, kann ihr ihr Vater der Arzt ist, gerade noch das Leben retten. Als John und Emma klar wird, dass die Leute, die in ihrem Gästehaus übernachten verantwortlich für das sind, was ihrer Tochter zugestossen ist, beschliessen sie mit allen Mitteln die Familie zu schützen und wenn nötig auch brutal zurückzuschlagen. Krug und seine Freunde haben sich definitiv das falsche Haus als Herberge ausgesucht.

The Last House on the Left Film

The Last House on the Left ist das Remake des gleichnamigen Debutfilms von 1972 des grossen Horrorfilmaltmeisters Wes Craven. Regie führte der Grieche Dennis Iliadis, der 2004 mit seinem Debut Hardcore international auf sich aufmerksam machte. Da ich vom Original nur ein paar Szenen kenne (und die wirkten eher unfreiwillig komisch), ist meine Kritik völlig eigenständig und die Änderungen bezogen auf das Original interessieren mich hier nicht wirklich.

Wow. Selten so einen subtilen, intelligenten Thriller gesehen. Dabei beziehe ich mich vor allem auf die Machart und weniger auf die schnell erzählte Geschichte.

Als erstes viel mir sofort der sehr eigene, erdige Kamerastil auf. Alles wirkt so echt und nicht gekünstelt, wegen der düsterern Grundstimmung würde ich einigen Szenen sogar eine gewisse schrecklich anmutende Schönheit zusprechen. Iliadis versteht es wirklich, den Zuseher mit seinen eigentümlichen Einstellungen und Schnitten einzufangen, vor allem die sich sehr nahe am Geschehen befindliche Kamera erzeugt einen gewissen Gänsehautfaktor. Für diese Filmweise braucht man natürlich auch sehr gute Schauspieler und die sind hier zahlreich vertreten. Das Ensemble spielt wirklich toll, ich kann nicht einmal einen bestimmten Darsteller hervorheben, da sich alle so gut ergänzen.

Dies ist auch eine weitere Stärke des Filmes. Er zerfällt nie in einzelne Szenen, wirkt perfekt wie aus einem Guss. Einzelne Bilder stechen zwar hervor, doch man darf bzw. soll sie nie außerhalb ihres Zusammenhangs betrachten.

Das The Last House das Gegenteil eines Partyslashers wie etwa „Friday the 13th“ ist, wird schon in den ersten Minuten klar. Man könnte diesen Film aber auch als einen Anti – Hostel oder Anti – Saw bezeichnen. Kein einziger Mord ist irgendwie schön zu betrachten oder löst ein Gefühl von Freude beim Betrachten aus. Es geht auch nie rein um die physische Gewalt, sie ist nur Teil der schrecklichen Spirale und verkommt nie auch nur ansatzweise zum Selbstzweck. Die Hintergründe für die Taten der Gangster werden dabei erfreulicherweise überhaupt nicht gezeigt.

Toll ist auch, dass hier sehr viel über Mimik passiert und nicht alles ausgesprochen werden muss um es verstehen zu können. Auch psychologisch hab ich einige interessante filmische Tricks geortet, z.b. wenn man Mari am Anfang des Filmes beim Umziehen und Schwimmen sieht, die sehr nahe Kamera ein nicht yoyeuristisches aber trotzdem körperlich anziehendes Gefühl beim Zuseher erzeugt, nur damit man sich bei der später folgenden Vergewaltigungsszene noch angewiderter bzw. sogar mitschuldig fühlt.

Die Frage nach der Moral könnte man sich natürlich auch noch stellen, doch angesichts der eiskalten Vorgehensweise der Verbrecher und deren 100 prozentigen amoralischen Art Menschenleben zu zerstören (die scheinen ja nicht einmal Spass daran zu haben, die machen einfach was sie machen), bin ich in diesem Fall der Selbstjustiz eindeutig auf der Seite der sich rächenden Familie.

Insgesamt hat dem Film wohl auch sehr gut getan, dass hier kein gewaltgeiler Amerikaner (jaja, nicht alle Amis sind so) Regie geführt hat, sondern ein Europäer, von dem ich sehr gespannt bin was er so in Zukunft an Filmmaterial abliefern wird.
Die Bestie Mensch wird hier in ihrer ganzen Dummheit gezeigt, ein triebgesteuertes Wesen eben, auf den eigenen Gewinn bedacht ohne Rücksicht auf Verluste.

Ein ungutes, intensives, in wunderschöne Bilder (ja das ist paradox) gekleidetes Filmerlebnis, dass Freunden von schön anzusehender Gewalt sicher nicht gefallen wird.
Sicher auch kein Film so einfach für zwischendurch oder zum immer wieder Anschauen.
Eindeutig einer der besten Remakes die es gibt (kann ich auf Grund der Qualität dieses Filmes beurteilen auch ohne das Original zu kennen).

Am Ende noch ein kleines Gespräch, dass den psychischen Zustand der beiden männlichen Hauptcharaktere ganz gut umschreibt.
Krug: „Do you want to hear what I did to Mari? I bet you do. Pervert. You want to hear how tight your little homecoming queen was“?
John Collingwood: „No. I want to hear you beg for your fucking life“.

The Last House on the Left bekommt von mir 8/10 unbequeme, menschlich spannende Empfehlungspunkte.


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