The Innkeepers (Filmkritik)

Claire (Sara Paxton, „The Last House On The Left“ oder „Shark Night 3D“) und Luke (Pat Healy, „Magnolia“ oder „Rescue Dawn“) sind das letzte lange Wochenende im „Yankee Pedlar Inn“ im Nachtdienst eingeteilt. Meistens herrscht die Langeweile vor, aber Luke weiß sich zu helfen. Er hat nämlich ein sehr ungewöhnliches Hobby: Er nimmt Geistergeräusche auf und wittert seine Chance, die Legende von Madeline O’Malley (die im Hotel umgekommen ist) endlich ans Tageslicht bringen zu können.

Als Claire Klavierspiel aufnimmt, obwohl niemand vor dem Klavier sitzt, beginnt die Sache ernst zu werden. Zum Glück befindet sich die ehemalige Schauspielerin und mittlerweile als Medium arbeitende Leanne Rease-Jones (Kelly McGillis, „Top Gun“ oder „Der einzige Zeuge“) gerade aufgrund eines Kongresses in der Stadt und nächtigt im Hotel. Diese nimmt Kontakt zu den Geistern auf … und ahnt Schlimmes …

The Innkeepers Film

Der Trailer zu „The Innkeepers“ hat mich nicht gerade scharf darauf gemacht den Film auch wirklich zu sehen, wirkt das Ding doch wie eine absolut ideenarme und uninspirierte Version der alten „Geist spukt im Kellerhotel“-Geschichte. Umso besser, dass ich mir den Film dann dennoch angesehen habe, denn der Film ist eine kleine, feine Spannungsperle, die unaufdringlich die Spannungsschraube anzieht und immer damit spielt, was der Zuseher jetzt glaubt und was nicht. So gibt es zum Beispiel eine Szene, in der Claire und Luke mit der toten Madeline O’Malley Kontakt aufnehmen wollen und Claire Luke (der ihr gegenüber sitzt) erschrocken schildert, wie Madeline sich hinter Luke aufbaut, dieser aber zu viel Angst hat, um sich umzudrehen. Eine kleine, sehr feine Szene, die den Film perfekt widerspiegelt. Ähnliche wie es M. Night Shyamalan in vielen seiner Filme geschafft hat (zB in Signs), zeigt die Kamera nicht direkt das Geschehen, sondern nur die Gesichter von Luke und Claire. Was hinter den beiden passiert sieht man nicht. Dem Zuseher steht es frei, zu glauben was Claire Luke erzählt, oder das ganze als schlechten Scherz abzutun. Dank der hervorragenden Mimik von Pat Healy und Sara Paxton ist diese Szene extrem spannend geworden.

Apropos Schauspieler: Der ganze Film ist eigentlich eine One-Man-One-Woman-Show, da die größte Aufmerksamkeit klarerweise auf den beiden Nachtportiers liegt. Pat Healy spielt den leicht desinteressierten und ein wenig resignierten, aber immer noch sarkastischen und sympathischen Luke absolut glaubwürdig und einige seiner Szenen (siehe oben) sind einfach unglaublich gut geworden. Von Sara Paxton war ich hingegen einfach nur begeistert. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich „Shark Night 3D“ nicht gesehen habe, werde das aber alleine aufgrund Sara Paxton nachholen müssen. „The Last House On The Left“ ist der bis dato einzige Film den ich mit ihr gesehen habe. Und das ist ja wohl ein Film, den – obwohl ich den emotionalen Einschlag, den er bei mir verursacht hat, dem Film hoch anrechne – ich mir kein zweites Mal ansehen werde. In Erinnerung ist mir Sara Paxton auf jeden Fall aufgrund ihrer Rolle (und dem dazu gehörenden Mut) geblieben. Die Rolle der Claire ist absolut gegensätzlich. Claire ist ein Teenager. Claire ist gelangweilt. Claire zickt immer wieder ein wenig herum. Und Claire ist eine Person, die man (als Mann zumindest) nach nicht mal zehn Minuten ins Herz geschlossen hat. Die Rolle hätte schon Potential gehabt, dass Claire nach kurzer Zeit zu nerven beginnt, aber Paxton kriegt selbst die kurzen Zickenmomente dermaßen toll hin, dass man sie in diesen Phasen sogar ziemlich „lieb“ findet. Ich bin schwer beeindruckt, was die junge Frau da an Mimik und Körpersprache zustande bringt.

Der Film selbst ist sehr langsam erzählt, immer wieder kommen lange Kamerafahrten durch die Korridore des Hotels zum Einsatz, meist über die Schulter von Claire – herrlich altmodisch und atmosphärisch. Einen oder zwei der „Twists“ in der Story kann man zwar mit ein wenig Filmerfahrung bereits voraussehen (bildet sich Claire alles nur ein? Passiert es wirklich? Ist Leanne eine Schwindlerin?), aber das kümmert aufgrund der sehr guten Atmospähre kaum, zumal die Frage, ob man mit den vermuteten Wendungen Recht behält, ebenfalls Spannung mit aufbaut, denn nach einer Weile traut man dem Film alles zu. Ich habe mich mehrmals dabei ertappt, während des Films meine Meinung zu ändern (Alles nur Einbildung. Nein. Doch nicht. Das ist alles WAHR! Ha. Ich wusste es Mist – doch Einbildung! … oder?).

Regisseur Ti West ist auch kein völlig Unbekannter – sein Film „The House Of The Devil“ hat viel Kritikerlob eingeheimst und eine Kult-Fanbase geschaffen (ich fand den Film gut, war aber auch nicht völlig begeistert) und „Cabin Fever 2: Spring Break“ ist laut meinem Kollegen Spideragent ein ziemlich abartiges, krankes Stück Filmgeschichte, von dem man Mal lieber die Augen lassen sollte. Umso mehr freut es mich, dass „The Innkeepers“ ein leichter, solider, unterhaltsamer und sehr guter Mysteryfilm geworden ist, bei dem es nicht nötig war auf die Splatter/Ekel-Schiene zu setzen.

Eigentlich ist „The Innkeepers“ fast so etwas wie ein Kammerspiel, dessen Kammer eben das gesamte Hotel ist und mit ein, zwei Nebencharakteren, die nicht weiter wichtig sind, aber doch immer wieder für nette Momente sorgen (ich sage nur: Kleiner Junge, junge Frau in Unterwäsche, Mutter, die entsetzt ist). Für mich auch sehr unerwartet ist, wie witzig der Film streckenweise geworden ist. Einige Szenen grenzen an Slapstick – und doch funktioniert der Film als Ganzes. Was, wie bereits erwähnt, in meinen Augen zu einem riesigen Teil an Sara Paxton und Pat Healy liegt, die sich bei den Dialogen die Bälle gekonnt zuspielen.

Der deutsche Untertitel „Hotel des Schreckens“ ist übrigens wieder einmal mehr als nur peinlich. Es handelt sich hier um einen Horrorfilm, sondern maximal um einen Mysteryfilm, da Blut (fast nicht) und Gore (überhaupt nicht) bei Horrorfilmen dazugehören, hier aber kein Thema sind.

Alles in allem ist „The Innkeepers“ für mich eine absolut positive Überraschung gewesen und bekommt 8 von 10 möglichen, die Wahrheit und die Einbildung vermischende Punkte


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