Burning Bright (Filmkritik)

Seit dem Selbstmord ihrer Mutter kümmert sich Kelly (Briana Evigan) aufopfernd um ihren autistischen Bruder Tom (Charlie Tahan). Da sie ein Stipendium bekommen hat, will sie ihr angespartes Geld dafür verwenden, Tom während der Studiumzeit in einer geeigneten Einrichtung unterzubringen. Ihr Stiefvater Johnny (Garret Dillahunt) macht ihr dabei jedoch einen Strich durch die Rechnung. Er hat das Geld, daß seiner Meinung nach sowieso ihm zusteht, einfach abgehoben und einen Tiger darum gekauft, da er das gemeinsame Haus in eine Safari-Attraktion für Touristen verwandeln will.

Kelly ist verzweifelt und zieht sich resignierend in ihr Zimmer zurück. Als sie wieder erwacht, ist der anstehende Hurrikan bereits im vollen Gange, doch Johnny hat das Haus vorsichtshalber vollständig mit dicken Holzplatten verbarrikadieren lassen, damit keine Gefahr durch den Sturm droht. Die wahre Bedrohung befindet sich jedoch bereits im Haus selbst, da der Tiger gemeinsam mit Kelly und ihrem Bruder im Gebäude eingesperrt ist und das Tier – um ihm zu zeigen wer der Boss ist – seit zwei Wochen kein Fressen bekommen hat und daher dementsprechend hungrig ist.

Burning-Bright

Das ist natürlich als mutig einzustufen. Im Zeitalter der Remakes, Reboots und Franchise-Fortsetzungen, wagt sich der unbekannte Regisseur Carlos Brooks mit wenig Geld, dafür begabten und ambitionierten Leuten vor und hinter der Kamera doch glatt an eine neue Idee. Da hatte ich doch echt die Hoffnung, dass dies ein guter Film werden würde. Ich wurde angenehmerweise nicht enttäuscht.

Dies ist ein kleiner, feiner Film, der die erste halbe Stunde als echtes Familiendrama daherkommt, nur um sich die restliche Stunde als klaustrophobischer Tiersurvivalthriller zu entpuppen. Beide Teile funktionieren zusammen sehr gut, da der Übergang fließend verläuft und perfekt in die Handlung eingebunden ist. Abgesehen von den tierischen Darstellern (insgesamt spielten drei verschiedene Tiger den einen „Bösewicht“ im Film) funktioniert „Burning Bright“ vor allem darum so gut, weil hier echte Menschen bedroht werden und nicht nur irgendwelche völlig austauschbaren Charaktere um ihre Leben fürchten.

Briana Evigan (bekannt aus „S Darko“ und „Sorority Row“) hab ich noch nie so gut wie hier spielen sehen. Ich meine sie war nie schlecht, doch hier musste sie erstens den menschlichen Teil überzeugend rüberbringen und gleichzeitig fast den gesamten Film alleine auf ihren Schultern tragen. Ihr Dilemma sich zwischen der eigenen Karriere bzw. Zukunft und ihrem Bruder entscheiden zu müssen, ist ihr deutlich ins Gesicht geschrieben. Viel mehr braucht man nicht zu wissen um sie sofort ins Herz zu schliessen und um ihr Leben zu bangen.

Dass sie die meiste Zeit des Filmes in der Unterwäsche herumrennt (natürlich sieht sie auch noch gut aus darin) und es trotzdem so gut wie keine voyeuristische Einstellung gibt, dafür muss ich dem Regisseur echt ein Lob aussprechen. Wäre ja nicht das erste Mal, dass ein Film die fehlende Story durch Sex ersetzen will und damit fast immer kläglich scheitert.

Es gibt zwar hier wirklich nicht die megakomplexe Handlung zu bestaunen, die Spannung die aber durch die Kombination außen Tornado – innen hungriger Tiger plus authistischer Bruder, der sich noch unberechenbarer als das Tier verhält – ensteht, ist eine ziemlich gewaltige. Außerdem gibt es ein paar echte Gänsehautszenen, wenn Kelly etwa auf der Flucht vor dem Tier in einen Wäscheschacht klettert und nur mit großer Mühe das Abrutschen verhindert. Der Tiger geht unten vorbei und scheint sie nicht zu wittern, dann tropft jedoch ein Schweißtropfen von ihr ganz langsam hinunter, sofort schleckt die Wildkatze interessiert darüber. Was dann kommt, kann sich wohl jeder selbst denken.

Charlie Tahan spielt seine Krankheit ebenfalls echt überzeugend, einerseits will man ihn beschützen, andererseits ärgert man sich über sein ahnungsloses Verhalten in einer lebensgefährlichen Situation. Garret Dillahunt ist dafür wie so oft zuvor schon eindeutig herrlich schmierig und unsympathisch. Negativ fallen da nur ein paar Effekte auf, die auf Grund des geringen Budgets wohl nicht besser realisiert werden konnten. Wenn der Tiger etwa durch eine Glasscheibe springt sieht das sehr nach Computer aus, oder wenn Tom und das Tier sich Auge in Auge gegenüberstehen, dann kann man den Greenscreen förmlich riechen.

Insgesamt also ein echt spannendes, kleines Filmchen mit einer neuen Idee, mit einer überragenden Hauptdarstellerin, einem beeindruckend animalischen Bösewicht und etwas schwächelnden, den Gesamteindruck aber nicht wirklich beeinflussenden Spezialeffekten.

Burning Bright bekommt von mir 8/10 die Familie über den Egoismus stellende Empfehlungspunkte.


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