Stirb Langsam 4.0 – Live Free or Die Hard (Filmkritik)

Amerika wird von einer neuen Bedrohung heimgesucht und die hat es in sich. Ausgerechnet am Unabhängigkeitstag, dringen Unbekannte in verschiedene Computernetzwerke des Landes ein und bringen die gesamte Infrastruktur auf Knopfdruck völlig zum Erliegen.

John McClane (Bruce Willis) soll darauf hin den jungen Hacker Matthew Farrell (Justin Long) zu einer Befragung des FBI abholen. Was als langweiliger Routineeinsatz geplant ist wird schnell kompliziert, da man Farrell nach dem Leben trachtet. McClane macht daraufhin das, was er am Besten kann: den bösen Jungs in den Allerwertesten treten.

Live Free or Die Hard Film Bruce Willis

Vermutlich hätte es sich nicht einmal Bruce Willis selbst gedacht, als er 1988 den New Yorker Polizisten John McClane das erste Mal verkörperte, dass ihn diese Rolle noch viele Jahre später verfolgen würde. Nachdem er also zum ersten in einem Wolkenkratzer, zum zweiten auf einem Flughafen und zum dritten in New York für Recht und Ordnung sorgte, musste er 2007 noch ein viertes Mal ran.

Wer die Filmreihe kennt dem fällt schnell auf, dass die Verantwortlichen es geschafft haben, sich immer wieder selbst zu Übertreffen (vor allem wenn es um Chaos und Zerstörung geht) und dabei ihren Protagonisten immer größeren Bedrohungen und übermächtigeren Gegnern aussetzen, mit denen er fertig werden muss. Aber wie sagt McClane immer so schön: „Yipikaye, Schweinebacke“!

Bei diesem Teil der bildgewordenen Zerstörungswut führte Len Wiseman (Hawaii Five-0) die Regie, der kurze Zeit vorher den zweiten Teil der Underworld-Saga inszeniert hatte. Hier bekam er ein Budget von 110 Millionen Dollar und die Gelegenheit, sich in jeder nur erdenklichen Hinsicht einmal richtig auszutoben. Auch wenn böse Stimmen gerne behaupten, dass bei einigen seiner Werke der letzte Pfiff fehlt um den Funken zum Überspringen zu bringen (z.B. Total Recall), macht Wiseman seine Arbeit an dieser Stelle sehr gut.

Optisch ist der Film sehr gelungen und beweist, dass man rasante Action auch ohne den massiven Einsatz der Wackelkamera übersichtlich inszenieren kann. Auch wenn Wiseman (zumindest laut eigener Aussage) versucht hat, die Action weitgehend ohne den massiven Einsatz von computergenerierten Effekten zu realisieren merkt man als Zuschauer, dass er dabei schnell auf seine Grenzen gestoßen ist.

Um gewisse Dinge dann doch zeigen zu können, musste dann aber getrickst werden, was gewisse Action-Elemente nicht nur über alle Maßen brachial, sondern auch ein Stück weit surrealistisch wirken lässt. Aber auch die Geschichte hinter dem Film kann durchaus überzeugen und es wird zu keinem Zeitpunkt langweilig. Zwar nimmt die Action an sich hier einen wesentlichen Teil ein, dennoch schafft man es vor allem durch die Inszenierung von McClanes Gegenspielern, eine Menge Spannung in den Film zu bringen.

Die haben nicht nur die Macht mit ein paar Tastenschlägen das ganze Land ins Chaos zu stürzen, sondern auch ein paar extrem gut ausgebildete Söldner auf ihrer Gehaltsliste und vom Gefühl her genug Feuerkraft, um einen kleinen Krieg führen zu können. Dagegen wirkt McClane selbst schon beinahe wie eine kleine Made, die es zu zerquetschen gilt – doch halt, denn diese „Made“ hat es in sich.

Gut, so ganz scheint McClane noch nicht in der Neuzeit angekommen zu sein. McClane beherrscht keine Kampfsportarten wie z.B. Karate und hat auch was den Gebrauch und Einsatz von Computern betrifft, maximal eine äußerst vage Vorstellung. Dafür glänzt er neben einem gewissen Talent für Improvisation vor allem durch seine verbissene Hartnäckigkeit, für die ihn der Zuschauer bereits seit dem ersten Teil gerne hat. Bruce Willis (Das fünfte Element) glänzt hier wieder einmal in seiner Paraderolle und macht den bösen Jungs auf äußerst charmante Art und Weise das Leben schwer.

Bereits im dritten Teil der Reihe hatte McClane Hilfe (damals von Samuel L. Jackson – „The Avengers„). Hier wird er unterstützt von Matthew Farrell, der im Gegensatz zu McClane selbst Ahnung in der Welt der Informationen hat und ihm bei einem Kampf hilft, der eigentlich aussichtslos erscheint. Justin Long (Drag Me To Hell) funktioniert ausgezeichnet in der Rolle des jungen Hackers, wirkt stellenweise herrlich überfordert und ergänzt Willis Part perfekt.

Thomas Gabriel als Anführer der Gegenseite ist ein mehr als würdiger Widersacher. Nicht nur dass er mit seiner Truppe in jeder erdenklichen Hinsicht überlegen ist, ist Gabriel selbst auch noch hoch intelligent sowie skrupellos und exerziert seine Operation auf eine Art und Weise, die entfernt an ein Schachspiel erinnert. Dass für seine Ziele ein paar Bauern fallen müssen, stört ihn dabei nicht weiter. Timothy Olyphant (I Am Number Four) wäre vielleicht nicht meine erste Wahl gewesen, macht seine Sache aber erstaunlich gut.

Ihm zur Seite stehen eine beinahe nie enden wollende Heerschar an Handlangern. Da wären z.B. Maggie Q (Priest), die als Mai Linh so schön und tödlich ist, wie schon lange nicht mehr oder der Franzose Cyril Raffaelli (Ghettogangz), der dank seiner der Schwerkraft scheinbar trotzenden akrobatischen Einlagen, dem Zuschauer in Erinnerung bleiben wird. Erwähnenswert in weiteren Nebenrollen sind noch Cliff Curtis (The Last Airbender) als der Direktor der FBI-Cyberdivision und Kevin Smith (Dogma), der als Hacker mit dem Spitznamen „Warlock“ einen relativ schrägen Charakter (geschmückt mit ein paar Klischees) zum Besten gibt. Zwar scheinen die Rollen nicht immer hundertprozentig perfekt gecastet, dafür erhält man hier aber einen bunten Mix aus guten Schauspielern, was dem Film zum Teil seinen eigenständigen Charme beschert.

Alles in Allem scheint „Stirb Langsam 4.0“ die Frage zu beantworten, wie weit man innerhalb des eigenen Konzeptes gehen kann. Man kann nur hoffen, dass Bruce Willis in der Rolle von Detekive McClane nicht irgendwann die Puste ausgeht und dass noch der eine oder andere Actionkracher des gleichen Kalibers nachkommt.

Der Film „Stirb Langsam 4.0“ bekommt von mir 8,5/10 bis zum bitteren Ende kämpfende Empfehlungspunkte.

Zitat:
Matt Farrell: You just killed a helicopter with a car!
John McClane: I was out of bullets!

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