The Avengers (Filmkritik)

Loki (Tom Hiddleston), seines Zeichens Halbgott und Adoptivbruder von Thor (Chris Hemsworth), verbündet sich mit Aliens, um die Erde zu unterjochen. Dazu benötigt er eine Energiequelle namens Tesserak, die es ihm erlaubt, ein Tor zur Alienheimat zu öffnen, und eine Armee auf die Erde loszulassen. Dieser Tessark ist in den Händen von S.H.I.E.L.D., einer geheimen Einsatztruppe unter der Leitung von Nick Fury. Als Loki den Tesserak in seine Hände bekommt, einige von Furys (Samuel L. Jackson) Leuten durch Gedankenkontrolle unter seine Herrschaft bekommt und damit beginnt Vorbereitungen zum Öffnen des Tores zu treffen, sieht Fury nur noch eine Hoffung.

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Die Figuren der Superhelden in jeweils eigenen Filmen vorzustellen (im Falle von Iron Man und Hulk sogar bereits zwei Filme) war nicht nur ungewöhnlich sondern hat sich spätestens jetzt bezahlt gemacht. So fühlt sich „The Avengers“ nicht an, wie ein neuer Film, bei dem man lang Charaktere einführen muss, sondern es ist so als würde man nach Hause kommen und alte Freunde wieder treffen. Gleich vorweg: Der Film ist eindeutig eine der besten, wenn nicht sogar die beste, Marvelverfilmung überhaupt. Verantwortlich , sowohl für das Drehbuch als auch die Regie, zeichnete sich Joss Whedon („Buffy – The Vampire Slayer“, „Angel“, „Firefly“ und „Serenity“). Und in beiden Fällen hat er auf jeden Fall erstklassige Arbeit abgeliefert – seine Begeisterung für das Thema/die Charaktere hat ihren direkten Weg auf die Leinwand gefunden.

Whedons größtes Talent: großartige Ensemblearbeit. Zwar wurde jeder Charakter bereits in einem (oder) mehreren Filmen vorgestellt – dennoch bekommt jeder der Avengers genügend Screentime zur Charakterentwicklung. So lernt man die Beweggründe der einzelnen Superhelden kennen, bekommt aber auch allerhand Background-Info darüber woher sie kommen, oder einfach was sie seit dem letzten eigenen Film so getrieben haben. Auch einige Nebencharaktere bekommt man wieder zu sehen, wie Pepper Potts und Agent Coulson (dessen Vorname Phil ist und nicht wie gemutmaßt wurde Agent) und neue Nebenfiguren wie Agent Maria Hill (gespielt von Colbie Smoulder aus „How I met your mother“) wurden vorgestellt. Und das alles passiert in nicht einmal 2 ½ Stunden und noch dazu auf eine Art und Weise, die nicht überhastet wirkte, sondern gut durchdacht und sehr fein strukturiert.

Der Film lebt natürlich von den Eigenheiten der einzelnen Helden: Tony Stark, der neben Iron Man noch ein Philanthrop, Genie, Playboy und Millionär ist und nebenbei noch eine riesige Klappe hat, kommt eindeutig am Witzigsten rüber. Stark bekommt zwar nicht mehr Screentime wie seine Kollegen, sticht aber dennoch durch seine große Klappe heraus. Eine Rolle die für Robert Downey Jr. wie geschaffen scheint.

Chris Evans als Captain America darf sich auf eine ziemlich herzliche Art im neuen Jahrhundert nicht auskennen (Tony Stark: „Öffne diesen Sicherheitskasten! Was siehst du?“ Captain America: „Es scheint durch eine Art Elektrizität angetrieben zu sein“), wenngleich sich seine mangelnde Erfahrung in dieser neuen Welt nicht lange als ein Hindernis für ihn erweist. DIe Menschen funktionieren eben noch immer gleich und mit denen kennt sich unserer Captain aus. Er ist einer der ernstesten Charaktere im Film, was mit der Tatsache zu erklären ist, dass er eingefroren wurde und er nicht nur in einer neuen Zeit, sondern auch alleine ist. Thor (Chris Hemsworth) hadert ein wenig damit, seinen Adoptivbruder Loki (Tom Hiddleston) bezwingen zu müssen und glaubt noch immer an dessen gute Seite. Loki selbst wirkt so schmierig wie eh und je, wobei der Wahnsinn noch sichtbarer durchzubrechen scheint (aber ganz ehrlich – wie fühlt man sich wenn man von einem Wurmloch im Nirgendwo ausgespuckt wird).

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Etwas, dass Bruce Banner nicht mehr tut. „Der Andere“, wie er sein Alter Ego nennt, schlummert in ihm, immerzu bereit auszubrechen und damit ist er eine permanente Gefahr für alle anderen um ihn herum. Was ich eigentlich gar nicht erwartet habe, war, dass „Der Andere“ für so viele Lacher verantwortlich sein würde. Dass Mark Ruffalo Edward Norton als Hulk ablöste, erwies sich als Glücksgriff, da man ihm den extrem schlauen Kerl mit Angermanagementproblemen wirklich abkaufte. Ruffalo spielt Banner als den Menschen, der sich ständig unter Kontrolle haben muss, weil er weiß das sonst etwas schlimmes passiert. Nur gut das sich der gute alte Hulk auch gerne mal etwas sagen lässt (und wenn es nur ist: Hulk – draufhaun!)

Was Joss Whedon mit seinem Drehbuch wunderbar geschaffen hat, ist eine beinahe perfekte Balance von zwischenmenschlichen Szenen (Tony Stark und Bruce Banner freunden sich an), witzigen Slapstick-Momenten (die Szene, als Thor mit seinen Bruder schimpft und Iron Man dazu kommt, muss man gesehen haben!), emotionalen Wendepunkten in der Geschichte und super gefilmter Action (der Tracking-Shot, als die Avengers gegen die Armee antreten und von Person zu Person über das Schlachtfeld geführt wird ist genial), die nicht langweilig wird.

Die größte Stärke von Whedon war schon immer, dass er seine Figuren liebt und auch erklärter Fan der Comics ist – und das merkt man „The Avengers“ auch an. Selbst die Avengers ohne Superkräfte „Black Widow“ (Scarlett Johansson) und „Hawkeye“ (Jeremy Renner) bekommen ihre großen Momente und genug Hintergrundgeschichte verpasst, dass man sie einfach auch mögen muss. Vor allem Johanssons Art wie sie ihre Ausstrahlung und ihre überlegene Coolness ausspielt, machen sie zu einer der besten weiblichen Actionhelden der letzten Zeit. Sie ist sich zwar genau bewusst was sie tut und setzt ihre Fähigkeiten eiskalt ein, doch behält sie immer auch diese Ebene im Auge, wo sie sich selber nicht ganz so ernst nimmt.

Die Actionszenen sind gewaltig und super anzusehen, haben aber gegenüber z.B. Transformers 3 den großen Vorteil, dass bei all den Kämpfen und den Explosionen die ruhigen Momente nicht vergessen werden und es so geschafft wird, dass sie nicht langweilig werden – im Gegenteil: zum ersten Mal seit langem dachte ich mir bei Actionszenen: Da hätte ich gern länger zugesehen – und das obwohl sie mindestens das letzte Drittel des Films für sich beanspruchen. Das liegt zu einem daran, dass man das Geschehen aus den verschiedenen Perspektiven der Helden zu sehen bekommt, man sieht wie sich dort Allianzen formen, wo vorher nicht viel mehr als Toleranz vorhanden war.

Alles in allem kann man „The Avengers“ wohl nur ein Kompliment aussprechen: Wer nach diesem Film nicht mit einem breiten Grinsen das Kino verlässt, hat vermutlich einfach mit Superheldenfilmen keine Freude. Für alle anderen ist „The Avengers“ für Superheldenfilme das, was „Serenity“ für Firefly-Freunde war. Die perfektionierte, höchst willkommene und lang erwartete Rückkehr von guten Freunden. Teil 2 kann kommen. Am besten schon morgen.

Also „Assemblet“ möglichst bald wieder, auch wenn es bedeutet, dass die Welt wieder mal in Schwierigkeiten ist.

Der Film „The Avengers“ bekommt von uns 9,5/10 Empfehlungspunkte.

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