Captain America: The First Avenger (Filmkritik)

Eigentlich möchte Steve Rogers (Chris Evans) nur seinen Dienst im zweiten Weltkrieg leisten, wird aber wiederholt als ungeeignet eingestuft. Nach wiederholten Versuchen bei diversen Rekrutierungsstellen wird man schließlich auf ihn aufmerksam, und er bekommt die Chance an einem Supersoldatenprogramm teilzunehmen. Aus dem kränklichen Steve wird schließlich Captain America der nicht nur die amerikanischen Truppen unterstützt, sondern auch bald gegen eine Hightechabteilung der Nazis, angeführt von Johann Schmidt (Hugo Weaving), kämpft.

Captain-America

Das erste Comic von Captain America erschien 1941 und war zu Propagandazwecken eingesetzt – damals durfte Steven Rogers alias der Captain gegen die damaligen Kriegsgegner antreten. Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges wurde die Figur auf Eis gelegt, nur um in den 60er Jahren wiederbelebt zu werden. Seitdem ist er nicht nur ein fixer Bestandteil der Rächer (oder Avengers) sondern auch deren Anführer. Nachdem alle anderen Charaktere für den im Mai 2012 ins Kino kommenden Avengers-Film bereits im Zuge einer Realverfilmung vorgestellt wurden, ist es zu guter Letzt an der Zeit dies auch mit dem eigentlich ersten zu tun.

Der Mann hinter der Kamera war in diesem Fall Joe Johnston – auch bekannt für seine Arbeit bei Filmen „The Rocketeer“, „Jumanji“ oder zuletzt „The Wolfman“. Auch wenn letzterer finanziell nicht erfolgreich war, hat er mit „The Wolfman“ zumindest bewiesen, dass er Ahnung von seiner Arbeit hat. In „Captain America“ liefert er wieder eine grundsolide Arbeit ab, an der es kaum etwas auszusetzen gibt.

Optisch muss ich leider die Tatsache feststellen, dass es Filme gibt die mehr aus einem Budget von beinahe 150 Millionen Dollar gemacht haben. Während beim erst vor kurzem in den Kinos gelaufenem „Thor“ alles aus einem Guss zu sein schien, wirkt hier im direkten Vergleich alles eine Spur unfertiger. Ob das jetzt wirklich an den Spezialeffekten liegt oder an dem unnötigen, weil im Nachhinein hinzugefügten, 3D-Effekt lässt sich allerdings nur schwer sagen.

Abgesehen davon wirkt die im zweiten Weltkrieg angesiedelte surreale eigene Welt großartig. Einerseits hat man es geschafft auf Seiten der Amerikaner die damalige Stimmung bis ins kleinste einzufangen und andererseits den bösen Hydras eine eigenwillig futuristische Optik zu verpassen. Zwar erinnern deren Laserwaffen schon fast ein wenig an „G.I. Joe“, aber das macht nichts, mir hat es gefallen.

Nachdem wir das geklärt hätten, stellt sich nur doch die Frage wie sich die Realverfilmung des personifizierten amerikanischen Patriotismus für Nicht-Amerikaner ertragen lässt. Durch die überzogen Darstellung der damaligen Rekrutierungsmethoden hat man das Gefühl, dass sich der Film nicht ganz so ernst nimmt wie er es könnte (an dieser Stelle muss ich noch die wirklich schlimmen Gesangseinlagen erwähnen). Zwar schwingt der Patriotismus später stark mit, lässt sich aber ertragen.

Bei der Hauptrolle ging man dieses Mal anscheinend auf Nummer sicher. Chris Evans ist nicht nur ein toller Schauspieler und hat das auch schon mehrere Male unter Beweis gestellt, sondern war auch schon in diversen Comicverfilmunge (z.B. „Fantastic Four“, „Scott Pilgrim vs. the World“) zu sehen. Um aus Steve Rogers den Helden zu machen der er am Ende ist muss er sich zuerst beweisen, und das mehrmals. Zuerst muss er darum kämpfen beim Militär aufgenommen zu werden, dann darum mehr zu sein als nur eine nur eine Propagandafigur und schließlich darf er den Nazi-Hydra-Schergen das Fürchten lehren.

Auch wenn die Idee, dass wenn man als kleiner Mann nie aufgibt und für seine Ziele kämpft großes erreichen kann, wieder einmal typisch amerikanisch ist passt sie hier sehr gut. Evans spielt den ganzen Film über mehr als großwartig und verleiht seinem Charakter Substanz und auch etwas tragisches. Besonders gut ausgesehen hat sein 40kg Alter Ego – an dieser Stelle ein Lob an die zuständige CGI-Abteilung.

Natürlich darf auch ein weiblicher Part nicht fehlen. Hayley Atwell wirkt als Agent Carter stark und selbstbewusst – also nichts für einen Mann mit Beschützerinstinkten. Zwar hat man während des Films schon das Gefühl als würden zwischen Rogers und Carter die Funken fliegen, die halten sich (auch in Anbetracht des eher tragischen Endes) zum Glück eher in Grenzen. Tommy Lee Jones besticht in seiner Rolle als alter Haudegen in erster Linie durch seine direkte Art und seinen trockenen Humor.

Dominic Cooper als Howard Stark fällt neben seinem Können als Ingenieur vor allem als Schwerenöter bei Frauen auf – was im Zusammenhang mit den „Iron Man“ Filmen noch amüsanter ist. Seit „Matrix“ und „Der Herr der Ringe“ ist es ja schon beinahe ruhig um Hugo Weaving geworden. Zuletzt war er in den „Transformers“ Filmen zumindest zu hören. Dabei ist auch der Australier ein toller Schauspieler. In „Captain America“ gibt er wieder den diabolischen Bösewicht der, obwohl er zu kurz kommt, in erster Linie auf Grund von Weavings Performance, trotzdem funktioniert.

Das Avenger-Team ist also vollständig und es heißt warten. Im Mai 2012 können wir uns dann auf ein Wiedersehen mit allen großen Superhelden des Marvel-Universums freuen. Wenn man bedenkt das hier Joss Whedon (Serenity) Regie führt kann eigentlich auch gar nichts schief gehen.

Von mir bekommt „Captain America“ 8/10 patriotisch heldenhafte Empfehlungspunkte.


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