Avengers: Infinity War (Filmkritik)

Nachdem die Avengers sich nach den Ereignissen von „Captain America 3: Civil War“ in alle Winde zerstreut haben, bedarf es eines gemeinsamen Gegners um sie wieder zusammen zu bringen: Thanos (Josh Brolin). Unter anderem Iron Man (Robert Downey Jr), Thor (Chris Hemsworth), Captain America (Chris Evans) und Black Panther (Chadwick Boseman) versuchen die Welt vor dem irren, mächtigen Alien zu beschützen…

Es war kaum möglich, diesem Film zu entkommen. Der Hype rund um „Avengers: Infinity War“ war riesig, ebenso wie die Erwartungen an den Film. Nach 10 Jahren und bisher 18 Filmen musste dies der Film aller Filme sein. Die Regisseure Joseph und Anthony Russo hatten hier immense Verantwortung, unter anderem auch, weil sie mit „Captain America: The Winter Soldier“ und „Captain America 3: Civil War“ sehr gute Arbeit abgeliefert hatten.

Schon bei „The Avengers“ hatte man das Gefühl, es würden viele Charaktere am Bildschirm sein und doch ist das kein Vergleich zu „Avengers: Infinity War“. Die 20 Charaktere rund um die Avengers in einen einzigen Film zu packen ist eine beinahe unmögliche Aufgabe und doch meisterten die Russo Brüder dies scheinbar mühelos. Freilich bekommt nicht jeder Avenger gleich viel zu tun, aber jede/r hat die Möglichkeit seine Stärke auszuspielen und hat einen Moment im Rampenlicht.

Eins gleich vorweg, es ist nicht möglich, eine Kritik zu diesem Film zu schreiben, ohne zu spoilern, da bezüglich Handlung und dem Schicksal unserer Helden nicht viel bekannt ist. Die Russo Brüder gingen sogar so weit, die Kampagne „#THANOSDEMANDSYOURSILENCE“ zu starten, bei der sie Fans dazu aufforderten, den Film für andere Kinogeher nicht zu spoilern, da objektiv gesehen alleine der Plot des Films ein riesiger Spoiler für sich ist.

Der Hauptprotagonist von „Avengers: Infinity War“ ist auf jeden Fall Thanos. Dieser Charakter lauerte schon seit einigen Filmen im Hintergrund und wartete nur auf seinen großen Auftritt. Und man kann nun endlich verstehen, warum man diesen Kriegsherrn fürchtet. Nicht nur wegen seinem erbarmungslosen Handeln, sondern auch wegen seiner imposanten Optik, wobei hier überraschend ist, wie wendig der gute Mann trotz seiner beachtlichen Größe ist. Ein Fakt der nicht nur Zuseher überraschte. Es wundert einen nicht mehr, dass dieser lila Riese überall gefürchtet wird und scheinbar keinen ebenbürtigen Gegner findet.

Im Zentrum des Films steht natürlich seine Suche nach den Infinity-Steinen, von denen bekannter Weise 2 auf der Erde verweilen: der Gedankenstein (Vision) und der Zeitstein (Amulett von „Dr. Strange„). Ganz nebenbei erfährt man auch, dass der Gigant eine ziemlich empfindliche Schwachstelle hat, eine, der er sich wohl selber nicht bewusst war. Josh Brolin (Sicario), der Thanos durch Motion-Capture zum Leben erweckte, trägt mit seiner tiefen Stimme seinen Teil dazu bei, ihn möglichst überheblich und arrogant erscheinen zu lassen und obwohl sein Plan wahnsinnig ist, wirkt Thanos als ob er alles gut durchdacht hätte und sein Plan nur eine einzige Lösung haben könnte.

An seiner Seite hat er noch die Mitglieder des Black Order. Ebony Maw, Proxima Midnight, Corvus Glaive und Cull Obsidian. Wirklich in Erinnerung bleibt allerdings nur Ebony Maw dank seiner recht gruseligen Ansprachen und der Art und Weise, wie er seine Fähigkeiten zeigt.

Sehr hilfreich für die Handlung war die Entscheidung, die Avengers in verschiedene Teams aufzuspalten. So entstanden teilweise recht amüsante, aber auch mehr zweckmäßige Konstellationen.

Mein Favorit war an dieser Stelle eindeutig Team Thor (Chris Hemsworth). Gemeinsam mit Rocket (Bradley Cooper) und Groot (Vin Diesel) zeigte der Gott des Donners wieder mal, dass er zwar der wohl stärkste Avenger, aber keineswegs der schlaueste ist. In diesem Team sind einige der besten Gags zu Hause, unter anderen auch einer, der Rocket und ein gestohlenes künstliches Körperteil betrifft und wie er es geschmuggelt hat. Groot ist als Teenie nicht mehr ganz so süß wie als Baby, doch er erfüllt eine wichtige Rolle.

Der Rest der Guardians trifft auf dem Planeten Titan auf Iron Man (Robert Downey Jr), Spider-Man (Tom Holland hatte einen der emotionalsten Momente des Films), Doctor Strange (Benedikt Cumberbatch) und schließlich Nebula (Karen Gilan). Dort läuft alles auf einen Kampf gegen Thanos hinaus. Erstaunlicherweise ist dies eine recht gute Kombination an Charakteren, obwohl sie eher ein kunterbunter Haufen sind. Vor allem Peter Quill (Chris Pratt) zeigt, dass er Köpfchen besitzt und heckt einen erstaunlich guten Plan aus, sodass sogar Tony erst mal groß schauen muss.

Der Rest der Avengers trifft schön langsam aufeinander, um schließlich gemeinsam in den großen Kampf vor den Toren Wakandas zu ziehen, den man schon im Trailer sah. Hier haben eigentlich alle eher kleinere Rollen, einfach auch, weil hier eben grad nix zu tun ist außer zu kämpfen. Trotzdem ist es schade, wenn man so wenig Zeit mit Charakteren wie Captain America (Chris Evans), White Wolf (Bucky Barnes – Sebastian Stan) und Black Panther (Chadwick Boseman) verbringt, die allesamt interessante und recht komplexe Charaktere sind.

Die Handlung ist denkbar simpel gestrickt. Man folgt Thanos, bzw versucht man ihm zuvor zu kommen. In „Avengers: Infinity War“ sterben durchaus Helden, aber wann ist bei Marvel schon einmal jemand wirklich gestorben (außer vielleicht Bösewichte)? Selbst Phil Coulson wurde wieder von den Toten auferweckt und Nick Fury lebt auch noch. Dennoch kann man sich nicht zu 100% sicher sein und gerade dieser Nervenkitzel macht den Film trotz eher dünn gesäter Handlung spannend. Wir als Zuseher kennen diese Charaktere nun schon eine gefühlte Ewigkeit und da ist es nur natürlich, dass man nicht möchte, dass der Lieblingsheld stirbt und dementsprechend mitfiebert.

Zwar war die Rede davon, dass „Avengers: Infinity War“ 2 Teile haben sollte, aber die Russo Brüder entschieden sich angeblich dazu, 2 separate Filme draus zu machen. Wobei das meiner Ansicht nach Augen-Auswischerei ist, denn „Avengers Infinity War“ hat kein in sich abgeschlossenes Ende und hört auf wenns gerade wirklich interessant ist. Der zweite Teil, der noch keinen Namen hat (weil dieser angeblich ein Spoiler in sich wäre), kommt Ende April 2019 ins Kino. Wie genau dieser Film die Handlung fortsetzen wird bin ich schon gespannt und hoffe, dass man die Handlung von „Avengers: Infinity War“ nicht durch Feigheit der Studio-Bosse komplett ungeschehen macht und damit entwertet.

Eine große Rolle spielt die Schlacht vor Wakanda, die wirklich episch ist und ihresgleichen sucht. Unter der Leitung von Black Pather kämpfen die Avengers gemeinsam mit den Einwohnern Wakandas gegen die wohl größte Bedrohung, die sie jemals gesehen haben, gegen einen scheinbar übermächtigen Gegner, zuerst eine Horde blutrünstiger Aliens, gegen den Black Order und schließlich gegen Thanos selbst.

Fazit: Die Russo Brüder schaffen mit „Avengers: Infinity War“ das beinahe unmögliche – einen Film der viele Superhelden vereint, allen etwas sinnvolles zu tun gibt, der trotz einer Laufzeit von 149 Minuten niemals langweilig ist. Der Soundtrack trägt hier das seinige dazu bei und schafft eine gute, manchmal Gänsehaut verursachende Atmosphäre. Für alle Marvel-Fans ist dieser Film ein muss und an dieser Stelle möchte ich dezidiert dazu raten, „Thor: Ragnarok“ vorher noch einmal zu sehen, da „Avengers: Invinity War“ direkt an ihn anknüpft.

Dieser Film bekommt von mir 9/10 sehr emotionalen Punkten.


2 thoughts on “Avengers: Infinity War (Filmkritik)

  1. Ich muss hier mal eine Lanze für die beiden Drehbuchautoren Stephen McFeely und Christopher Markus brechen. Diesen Film zu schreiben muss ein Wahnsinn gewesen sein. Hut ab! Ich bin echt beeindruckt, wie geschickt die ganzen Charaktere zusammengewoben wurden. Es fühlt sich einfach alles stimmig an.

    Und eine kleine Randnotiz meinerseits:
    Ich lese überall, der Film hätte kein Ende und es wäre ein Cliffhanger. Ich finde der Film hat ein Ende. Sogar ein ziemlich konkretes Ende. Es ist halt vielleicht kein Ende welches viele Leute zufrieden stellen, sondern eher schockiert, aber es ist definitiv ein Ende. Im Grund könnte die Marvel-Filmmaschine hier einen Punkt machen und die Sache wäre – für mich – rund abgeschlossen.

    Ich hoffe – so wie du – dass sie mit den nächsten Filmen nicht alles kaputt machen und die emotionalen Momente in Infinity War, die es überraschenderweise wirklich gibt, ad absurdum führen.

  2. Teil 3 der Nachholerei und ich muss sagen, dass vor allem die kleinen Fanmomente, also was zwischen Charakteren läuft, die man zusammen zuvor noch nicht gesehen hat – etwa Rocket und Thor oder Tony und Strange – den Film greifbar für mich machen und man noch mehr Bindung zu ihnen hat, als bereits über die Jahre aufgebaut wurde.

    Episch (Schlacht in Wakanda, lustig (Thor: „meine Schwester hat meinen Vater getötet, deshalb musste ich sie töten, Starlord: „mein Vater hat meine Mutter getötet, deshalb musste ich ihn töten“…) tragisch (etwa Gamora und Thanos oder Wanda und Vision) und das Ende ist niederschmetternd.

    Ja, nicht aus Thanos Sicht, der wirkt so, als könnte er endlich mal in Frieden durchatmen. Das sind auch im echten Leben die gefährlichsten Menschen, die völlig überzeugt davon sind, dass ihr Weg der Richtige ist und dafür über Leichen gehen. Ein selbstgerechter, präpotenter Mistkerl, der leider ganz nebenbei eben kaum zu bezwingen ist, was wiederum diese Charakterzüge erklärt.

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