96 Hours – Taken (Filmkritik)

Der zeitaufwendige Job als Spion hat Bryan Mills (Liam Neeson) bereits die Ehe mit Lenore (Famke Janssen) gekostet. Um verlorene Zeit mit seiner Tochter Kim (Maggie Grace) wieder gut machen zu können, begab sich Bryan daher in den vorzeitigen Ruhestand. Langsam nähert er sich seitdem seiner etwas fremd gewordenen Tochter an, wobei er dabei durch seinen alten Job oft übervorsichtig reagiert und mögliche Gefahren wittert. Auf einem von ihrem Vater mit grosser Skepsis betrachteten Ausflug nach Paris, werden Kim und ihre Freundin Amanda überfallsartig von albanisch sprechenden Mädchenhändlern entführt, während Bryan mit seiner Tochter telefoniert. Nun ist es an der Zeit alle als Spion gesammelten Fähigkeiten wieder hervorzuholen, denn nach 96 Stunden sinkt in solchen Entführungsfällen die Chance das Opfer jemals wiederzufinden auf 0 Prozent.

Taken

Taken ist der erste englischsprachige Film des Franzosen Pierre Morel, der vor einigen Jahren mit Bezirk 13 seinen ersten sehr unterhaltsamen Actionfilm abgeliefert hat, nachdem er bei zahlreichen weiteren Produktionen (unter anderen bei „The Transporter“, „Unleashed“ oder „War“) für die Kameraarbeit zuständig war. Der ganze Film kommt erfrischend europäisch daher, nicht zuletzt da er die meiste Zeit in Frankreich spielt und Luc Besson für das Drehbuch mitverantwortlich war. Die Optik ist hier wie zu erwarten war einwandfrei.

Obwohl man hier eindeutig einen modernen Film präsentiert bekommt, ist die Grundstimmung doch herrlich altmodisch. Ein Vater, der für die Rettung seiner Tochter alles tun würde, egal ob er dafür zahlreiche Bösewichte umbringen oder sogar foltern muss. Auf der Seite der Bösen agieren scheinbar emotionslose Männer aus dem Ausland, die Mädchen als Ware sehen und bei denen Mord zum Alltag gehört. Mischt man diese wohlbekannten und wohlschmeckenden Zutaten des Actionfilms wie hier gekonnt zusammen, dann kommt ein spannendes, wuchtiges, dynamisches Filmerlebnis dabei heraus, wobei hier eindeutig schwarz gezeichnete Bösewichte auf einen durchaus grauen Helden treffen.

Grau ist auch ein weiteres Stichwort für das Alter und die daraus folgenden Handlungen des Hauptcharakters (obwohl Liam Neesons Haare sichtlich gefärbt sind). Bryan Mills ist ein Mann um die 50. Er gerät außer Atem bei Verfolgungsjagden, springt von keinen Gebäuden oder Brücken wenn er es vermeiden kann und sein Kampfstil ist nicht hübsch anzusehen oder mit zahlreichen akrobatischen Sprüngen verbunden sondern von tödlicher Effizienz. Nett hier mal nicht einen der zahlreichen jungen Hüpfer in Aktion zu sehen. Taken ist schauspielerisch eine „Ein Mann Liam Neeson“ Show, der hier wieder mal in Topform ist, sowohl körperlich als auch was seine nuancierte Spielweise betrifft.

Maggie Grace als seine Tochter Kim liefert die einzige andere erwähnenswerte schauspielerische Leistung, vor dieser Rolle wusste ich nicht, dass sie wirklich so gut spielen kann.
Ihre Emotionen – egal ob voller Freude herumhüpfend oder vor Angst in Tränen ausbrechend – sind für den Zuseher immer spürbar und kommen derart sympatisch daher, dass man nur mit Neeson mitfühlen kann und sie umbedingt retten möchte. Die restlichen Schauspieler liefern eine solide Leistung, haben aber nicht wirklich viel zu tun.

Insgesamt also ein Film der bestens unterhält und sogar zum Nachdenken anregt z.b. wie weit der Werteverfall in Hinsicht auf „der Mensch als Ware“ bereits fortgeschritten ist.

Hier noch ein netter Dialog der das Vater Tochter Verhältnis in Taken gut beschreibt.
Kim: „You don’t have to worry“.
Bryan: „That’s like telling water not to be wet, sweetie“.

Taken bekommt von mir 8/10 nicht zu stoppende Empfehlungspunkte.


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