The Boys: Staffel 3 (Serienkritik)

Seine Geliebte ist offiziell tot und jene, die ihn betrogen haben, muss er im Fernsehen nach dem Mund reden. Homelander (Antony Starr) hatte wahrlich schon bessere Zeiten hinter sich. Sein Sohn ist versteckt und wird vor ihm geheim gehalten. Langsam, aber sicher, bricht etwas in ihm und seine Wut und seine Kompromisslosigkeit zeigen sich immer öfter auch im Scheinwerferlicht der Medien.

Währenddessen bemüht sich Butcher (Karl Urban) mit den den Boys ein halbwegs normales Leben zu führen. Was im Grunde genommen bedeutet, dass sie irre „Superhelden“ aufhalten und einbuchten. Alles offiziell. Alles im Auftrag der Regierung. Nur M.M. (Laz Alonso) ist raus. Er hat wieder Kontakt zu seiner Familie und will diesen auch beibehalten. Vor allem mit seiner Tochter. Aber MM hat ein Problem, ein Trauma. Und dieses Trauma hat zu tun mit einem alten, totgeglaubten Superhelden der ersten Stunde: Soldier Boy (Jensen Ackles).

Dumm nur, dass Butcher auf der Suche nach einem Weg um Homelander aus dem Verkehr zu ziehen genau diesen aus einem ewigen Koma aufweckt. Und das ist noch lang nicht alles, immerhin arbeitet Hughie (Jack Quaid) jetzt für die Regierung und Annie (Erin Moriarty) bzw. Starlight ist immer noch Teil der „Seven“.

Was soll man über eine Serie sagen, die in der dritten Staffel mit einem Superhelden beginnt, der sich auf Minimalgröße verkleinern kann und der dies auch macht. Er macht sich so klein, dass er in die Samenleiter seines Geliebten reingehen(!) kann und ihn dort erregend streichelt. Dumm nur, dass er voller Kokain ist und deshalb mehrmals niesen muss. Und noch viel dümmer, dass das letzte Niesen ihn dazu bringt, sich in der aktuellen Position (siehe oben) auf seine normale Größe aufzublasen. Das Ergebnis? Eine Mischung aus Eingeweiden, Blut und – sind wir ehrlich – ganz viel Ekel.

Und ja, das ist die allererste Szene in der dritten Staffel von „The Boys“. Das wirklich schräge daran ist, dass es nicht die ekeligste Szene der dritten Staffel ist. Da gibt es noch ganz andere Kaliber. So zum Beispiel das „Herogasm“. Ein Ort und eine Zeit, an welcher sich Super“helden“ treffen, um dort nun, ihrer Triebe zu fröhnen. Und das ist etwas, was ich tatsächlich niemals sehen wollte, allerdings – und auch das muss ich den Machern zugute halten – wird nie mehr gezeigt als notwendig ist, um den Witz und den Irrsinn zu verstehen (und ja, das ganze ist ein Witz, genau wie die ganze Serie an sich ein Witz ist).

Aber – und das ist erneut das geniale an den Macher:innen – diese Staffel ist auch jene mit den absolut emotionalsten Momenten der gesamten Serie bis jetzt. Es gibt so viele Momente – gerade jene mit Butcher – die ich so nicht kommen gesehen hatte und die wirklich – wie ich finde – den richtigen Ton und den richtigen Moment finden, dass es fast nicht zu glauben ist. Wenn man diesen Typen, den man ja schon fast nicht mehr als sympathisches A****loch, sondern nur noch als A****loch bezeichnen kann, dermaßen vermenschlichen kann, dann hat man schon was auf dem Kasten.

Nun, die Frage bei Butcher ist halt immer, ob er auch was daraus lernt oder nicht, nicht wahr? Aber okay. Das sei jetzt mal dahingestellt.

Was mir an Staffel 3 auch wunderbar gefallen hat, war in zwei Worten: Jensen Ackles. Ja, ich fand ihn schon bei Supernatural super, muss aber auch sagen, dass er hier nochmals in einer eigenen Liga spielt. Die Kaltschnäuzigkeit mit welcher er hier agiert – das ist schon richtig, richtig cool.

Oh – und noch eine Sache, die ich in dieser Staffel cool fand: Das temporäre V, welches normalen Menschen Superkräfte gibt und die Tatsache, dass Butcher nicht merkt, dass er langsam zu dem wird, was er hasst. Das passt einfach. Und auch, wie Hughie da mit hineingezogen wird und überhaupt – die Interaktionen der Charaktere untereinander, die Verzahnungen, die Vergangenheit(en) und in Summe … ach. Wer hier bei Staffel 3 angelangt ist, der ist es aus dem selben Grund wie ich: Die Figuren sind toll und man will einfach sehen, wie sie miteinander interagieren und voneinander abprallen und wie sich die Karten neu mischen. Und was das alles auf die Welt rundherum wirkt.

Wenn man die Sache genauer durchdenkt, dann kann man sich schon mal die Frage stellen, wohin das alles führen soll, wohin es laufen wird und was eigentlich das Ziel bzw. der Höhepunkt der Handlung sein soll? Bis jetzt hat man ja das Gefühl, dass hier die Staffeln aufeinander aufbauen und da ich die Comics nicht kenne (sind die abgeschlossen? Gibt es einen Endpunkt? Halten sich die Macher der Serie überhaupt dran?) weiß ich nicht, ob es überhaupt sowas wie einen Endpunkt gibt, aber wenn die Stimmung auch im Umfeld bzw. in der Gesellschaft in der Serie weiter so eskaliert wie es das innerhalb dieser Staffel tut, dann haben wir in spätestens Staffel 5 einen Bürgerkrieg an der Hand. Mit Superhelden, die involviert sind … also, ja, ich kann mit Sicherheit sagen: Ich bin gespannt und freue mich auf die nächste (irre) Staffel.

Auch wenn der Schlusskampf vielleicht nicht jener war, den man erwartet hatte, aber ehrlich gesagt: Wer ein Monster holt, um ein Monster zu töten, sollte vielleicht vorher überlegen, welches Monster das größere Monster ist. Ergibt das Sinn?

„The Boys: Staffel 3“ bekommt on mir 8,5 von 10 möglichen, alles noch weiter eskalierende, Punkte.


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