Jane Got A Gun (Filmkritik)

Als Bill Hammond (Noah Emmerich) schwer verletzt kurz bevor er bei seinem Haus ankommt vom Pferd fällt eröffnet er seiner Frau, dass der gesuchte Gangster John Bishop (Ewan McGregor) und seine Jungs auf dem Weg sind, um ihn zu töten. Jane pflegt seine Wunden, bringt ihre kleine Tochter zu einer Freundin, kauft Waffen und Dynamit in der Stadt ein und wendet sich Hilfe suchend an den einzigen Kerl, der verrückt genug dafür ist, gegen die Übermacht der bösen Jungs anzutreten, nämlich ihren Ex-Freund Dan Frost (Joel Edgerton).

Der lehnt zunächst ab, entschließt sich aber schließlich doch Jane und ihrer Familie zu helfen. Die kommenden Ereignisse werden dabei nicht nur zum erwarteten Überlebenskampf sondern führen auch zu einer Aufarbeitung vergangener Erlebnisse, die damals zur Trennung von Jane und Dan geführt haben. Dabei erkennen beide, dass es oft gar nicht so schlecht ist, über den Horizont der eigenen Version der Story hinwegzusehen.

Jane Got a Gun

Manchmal fliegen hinter der Produktion eines Filmes mehr Kugeln als vor der Kamera, selbst wenn es sich dabei um einen Western handelt. Zunächst sollte bei „Jane Got A Gun“ nämlich Lynne Ramsay (We Need To Talk About Kevin) Regie führen, Michael Fassbender hatte die Rolle des Helden und Joel Edgerton war der Bösewicht. Fassbender musste aussteigen wegen Verzögerungen bei „X-Men Days of Future Past“ und so wurde Edgerton umgecastet als Held und Jude Law sollte John Bishop spielen. Danach warf die Regisseurin das Handtuch und auch Law ging wieder, da er mit ihr arbeiten wollte.

Gavin O’Connor (Warrior) übernahm den Regiestuhl und Bradley Cooper wurde das neue Gesicht des Bösen. Doch nur kurz, denn dann musste er doch wieder wegen seinen Verpflichtungen bei American Hustle aussteigen. Ein ganzes Jahr hat dieser „Hin und Her“- Prozess gedauert, bis schließlich Ewan McGregor der finale Schauspieler für die Rolle wurde. Eine chaotische Vorgeschichte hatte ja schon so manche Produktion hinter sich, doch hier konnte ich auf Grund der eben aufgezählten Namen während der Sichtung dieses Filmes nicht anders und musste daran denken, was gewesen wäre wenn doch Fassbender (oder einer der anderen) mit dabei gewesen wäre.

Was ich den Leuten hinter der neuen Western-Welle des Jahres 2016 klar zugestehen muss: sie wiederholen sich nicht und wissen durchaus das Sub-Genre zu variieren, von Horror über Drama bis hin zu (ich nenne es mal einfach) Psycho-Thriller, war schon einiges mit dabei. Gemeinsam haben all diese Filme eine grundsätzlich langsame Erzählweise, genau wie Jane, die auch eine große Portion Drama mitbringt doch auch eine klare Liebesfilm-Ebene hat, die storybedingt keinen Raum für jeglichen Kitsch enthält.

Die Spannung entsteht dann auch nicht durch die Schusswechsel, denn Actionfans werden hier sicherlich enttäuscht werden, da außer dem explosiven Finale, in diese Richtung nicht viel los ist. Interessant ist es hingegen diese Figuren zu beobachten, wie sie sich vorbereiten auf die Konfrontation und selbst nicht genau wissen, auf welcher Ebene sie diese auch gegenseitig führen werden und wo das Konfliktpotential sie hinführen wird. Dan soll seine große Liebe beschützen, die jedoch einen Anderen geheiratet hat und mit ihm ein Kind hat. Er selbst war im Krieg und sie hat nicht gewartet. Ende (seiner Version) der Geschichte. Bis sich Jane und Dan dann gegenseitig die ganze Story erzählen, werden einige schöne Erlebnisse aus der Vergangenheit vor dem inneren Auge wieder ausgegraben.

Für romantische Verklärung ist dabei kein Platz, denn jeder hier hat schon Fehler gemacht und ist enttäuscht worden und hat das eigene Herz, das etwas anderes will als der Verstand, unter Kontrolle. Natalie Portman (Black Swan) war ja seit Anfang an bei dieser Produktion dabei und fungierte auch als Produzentin. Ihre Jane ist klar eine starke Frau, die an ihrem Schmerz nicht zerbrochen ist, die jedoch nicht zu stolz ist um Hilfe zu erbitten, auch wenn diese Person der auf sie wütende Ex-Freund ist. Joel Edgerton (The Gift), das zweite Standbein dieses Filmes, hatte seine Finger auch beim Umschreiben des Drehbuches im Spiel.

Sein Dan ist zynisch, trinkt gerne und häufig starken Alkohol aus der Flasche und versteckt seine Enttäuschung unter seinem Hut und hinter seinem grimmigen Blick. Überzeugend ist dann auch die Wiederentdeckung seines Kampfgeistes, als er sich emotional öffnet und sein und Janes Leben auf dem Spiel steht. Ewan McGregor (Son of a Gun) schließlich als Schurke John Bishop ist oberflächlich ruhig und freundlich doch offensichtlich nur, um seine Geldgier zu verstecken, für die er über Leichen geht. Wenn man ihn betrügt oder etwas nimmt dass (angeblich) ihm gehört, dann sollte man sich richtig gut verstecken.

Insgesamt daher ein klarer Fall von elegischem Schauspieler-Western, mit einigen tollen Landschaftsaufnahmen und wie immer wunderschöner und emotionaler Musik von Lisa Gerrard (Gladiator). Die Figuren selbst und die Dialoge stehen im Vordergrund, Schießereien und die dabei gezeigte Gewalt dient klar nur als Rahmen für die Story von zwei Menschen, die trotz der Dinge die zwischen ihnen stehen, versuchen zusammen zu arbeiten. Was nun mit anderen Darstellern draus geworden wäre? Keine Ahnung, wir werden es nie erfahren.

„Jane Got A Gun“ bekommt von mir 6,5/10 sich äußerlich und innerlich für die finale Konfrontation vorbereitende Empfehlungspunkte.

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