Diablo (Filmkritik)

Winterbeginn irgendwo in der Gegend von Colorado im Jahre 1872, sieben Jahre nach dem Bürgerkrieg. Alexsandra (Camilla Belle), die Frau von Exsoldat Jackson (Scott Eastwood), wird von einer Gruppe von Männern (scheinbar Mexikaner) entführt. Sein Haus und der Hof verbrennen, doch sein Pferd kann Jackson retten und so bricht er am nächsten Morgen auf, um die Verfolgung der Entführer aufzunehmen.

Auf der beschwerlichen Reise, stösst er dabei nicht nur an seine physischen Grenzen, er kommt auch in die Gesellschaft von Indianern, liefert sich mehrere Schusswechsel und trifft zufällig auf einen eiskalten, charismatischen Typen namens Ezra (Walton Goggins), der zu ihm eine gewisse Bindung zu haben scheint und ihm immer wieder über den Weg läuft, um ihm das Leben schwer zu machen. Kann Jackson seine Frau tatsächlich finden, oder läuft er nicht viel eher Gefahr, sich selbst zu verlieren?

Diablo

Scott Eastwood spielt in seinem ersten Western mit! Angeblich bekommt er ja monatlich bis zu 50 Drehbücher zugeschickt, die alle aus diesem Genre stammen, nur damit er endlich in die Fussstapfen seines berühmten Vaters Clint treten kann. Es benötigte aber schließlich die gemeinsame Story von Carlos De Los Rios und Regisseur Lawrence Roeck (The Forger), um Scott aus der Reserve zu locken. Was ihn hier gereizt hat? Angeblich die interessante, neuartige Annäherung an einen bereits etablierten Stoff.

So ist dann auch die Ausgangslage so klassisch, wie sie nur sein kann. Strahlender Held wird von den Bösen überrascht, die seine Frau entführen. Nach der spannenden Verfolgung, ist er am Ende wieder mit ihr vereint, noch ein besserer weil reiferer Mann als zuvor und die Schurken wurden allesamt zur Strecke gebracht. Und sie lebten glücklich…aber Moment, so läuft das hier eben nicht ab. Das Gesehene ist zwar filmtechnisch insgesamt nicht neu, doch in diesem Genre eindeutig schon (für mich zumindest).

Je weniger man von der Handlung weiß (vom Grundgerüst abgesehen), desto mehr Spaß wird man haben. Darum werde ich später, der Part der auf die Story eingeht, mit einer Warnung versehen. Zunächst mal zu den Landschaftsaufnahmen, die wirklich wunderschön sind. Ein bisschen wirkt es so, als hätte Regisseur Roeck eine Drohne zu Weihnachten geschenkt bekommen und daher filmte er mit einem Leuchten in den Augen, einfach drauf los. Soll heißen etwas exzessiv eingesetzt (zu Beginn) sind die Bilder aus der Luftperspektive schon, aber atmosphärisch stark und für einen Western ungewöhnlich.

Die knapp 90 Minuten Laufzeit werden mit erstaunlich wenig Schießereien gefüllt – wenn man das Finale mal außer Acht lässt – großteils geht es um die Reise von Jackson, um die Menschen die ihm begegnen, die Rückschläge die überwunden werden müssen und die bewusste Suche nach seiner Frau und die unbewusste nach sich selbst. Scott Eastwood (Herz aus Stahl) kann dabei beweisen, dass er einiges von dem kantigen Charisma seines Vaters geerbt hat und der Cowboyhut am Kopf und der Sattel unter dem Hintern, einfach perfekt zu ihm passen.

Er durchlebt auch eine ziemliche Bandbreite an Gefühlen, vor allem in dem Momenten in denen mehr Emotionen von ihm gefordert werden, fand ich ihn sehr überzeugend und irgendwie einfach lässig. Walton Goggins (American Ultra) mimt seinen Gegenspieler Ezra als smarten, überheblichen kleinen Sadisten, der ihm immer einen Schritt voraus zu sein scheint und er hat sichtlich seine Freude dabei. Danny Glover (Bad Asses) schaut für eine emotionale Minirolle vorbei, genau wie Camilla Belle (Push), die sich von ihrer kämpferischen Seite zeigt.

ACHTUNG SPOILER: Jackson ist in Wirklichkeit gar nicht ein Held, im Bürgerkrieg hat er mehr Leute getötet als jeder andere Soldat und er leidet nun an einem posttraumatischen Stresssyndrom, da er im Kampfgeschehen auch unabsichtlich seinen Bruder getötet hat. Im Laufe seiner Reise wird es dann immer unklarer, wer nun wirklich der „Diablo“ ist bis hin zu einem großen Twist, der dann alles umdreht und sämtliche Unklarheiten beseitigt. Nein, die Überraschung verrate ich nicht, das schaut ihr euch lieber selber an. SPOILER ENDE.

Insgesamt daher ein unheimlich kurzweiliger Western, kein großer Film, aber klar ein sehr gelungener Start für Eastwood in diesem Genre, in dem man ihn als Zuschauer gerne willkommen heißt, zumal die Sympathien im Laufe der Geschichte durchaus wandern und die Sache immer unterhaltsam bleibt. Gehüllt in die tollen Bilder und inklusive dem Einsatz von den Helden stilisierende/überzeichnende Sequenzen, ist dies in Summe der Beweis, dass Scott mit seiner Präsenz im Action-Genre ein Zu Hause hat, egal was er auch immer in Zukunft sonst noch drehen möchte.

„Diablo“ bekommt von mir 7/10 sich den inneren Dämonen und denen der Vergangenheit stellende Empfehlungspunkte.


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