American Hustle (Filmkritik)

Irving Rosenfeld (Christian Bale) führt 1978 in New York ein gutes Leben, gemeinsam mit seiner Geliebten Sydney Prosser (Amy Adams) erschwindelt er sich beträchtliche Summen. Seine Frau Rosalyn (Jennifer Lawrence) und der gemeinsame Sohn wissen nichts von seinen Machenschaften.

Durch eine Unachtsamkeit des Duos kommt ihnen der FBI-Agent Richie DiMaso (Bradley Cooper) auf die Schliche, der die Beiden dazu zwingt, im Gegenzug für mildernde Umstände, einen noch größeren Berüger zu fassen. Doch das Unterfangen ist nicht ganz ungefährlich, denn nun haben sie es etwa mit dem Politiker Carmine Polito (Jeremy Renner) und der Mafia in Gestalt von Victor Tellegio (Robert De Niro) zu tun. Dank eines mit Geld um sich werfenden Scheichs, gelingt es, mehrere Spitzenpolitiker zu überführen.

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„American Hustle“ hat bei den Golden Globes groß abgeräumt und das absolut verdient. Auch wenn er zu einer Zeit spielt, in der ich noch nicht geboren war, hat er einen sich sehr authentisch anfühlenden Vibe (auch dank eines stimmungsvollen Soundtracks), was einen als Zuseher dazu verleitet, komplett in dem Film zu versinken.

Er basiert auf einer wahren Geschichte. Für den Abscam (verkürzte Form von Abdul Scam – also Abdul Schwindel, sehr kreativ meiner Ansicht nach), eine Geheimoperation, mit der das FBI 1979 Korruptionsfälle in höchsten politischen Kreisen bekämpfen wollte und damit auch Erfolg hatte: Fünf Kongressabgeordnete und ein Senator konnten wegen dem Strafbestand der Bestechung und Verschwörung verhaftet werden.

Im Film wird die Geschichte von 2 Con-Artists erzählt, professionellen Schwindlern, die nichtsahnenden Kredit-Bewerbern Geld aus der Tasche leiern. Doch bald geraten sie auf das Radar des FBI, das die Beiden benutzen will, um einen noch größeren Betrüger zu überführen. Doch bald ist nicht mehr ganz klar, wer hier eigentlich wen betrügt, Schein und Sein rücken immer näher zusammen und mehr als einmal kann man sich für bodenlose Dummheit fremdschämen.

Bevor „American Hustle“ verfilmt wurde, war das Drehbuch von Eric Singer (The International) auf der Black List der besten unverfilmten Drehbücher des Jahres 2010, die von der Zeitschrift Entertainment Weekly herausgegeben wird. Singer „überarbeitete“ für sein Drehbuch die Original-Figuren ein wenig und machte sie mehr oder weniger zu Karikaturen ihrer selbst, sehr zur Freude des Publikums, das dank der „künstlerischen Freiheiten“ bestens unterhalten wird.

Regisseur David O.Russell inszeniert den Stoff als schräge Komödie mit Star-Besetzung. Leicht hätte man mit dem vorliegenden Inhalt auch in eine ganz andere Richtung gehen können, indem nach den diversen Betrügereien alles in einem Chaos eskaliert und dann möglichst in Gewalt mündet. Doch hier steigert sich mit jeder Minute Spielzeit die Dummheit und Naivität der Figuren, bis man selbst eigentlich Unschuldigen vergönnt, über denn Tisch gezogen zu werden. Das fällt dann unter: soviel Dummheit gehört gestraft. O.Russel geht dabei mitunter bis an die Schmerzgrenze, kann jedoch dem ganzen Szenario immer etwas vorwiegend Komisches abgewinnen. Der Regisseur recycelte übrigens gleich einige Schauspieler aus seinen vorherigen Filmen: Cooper und Lawrence aus „Silver Linings Playbook“ und Bale und Adams aus „The Fighter“.

Christian Bale (Batman Begins) war ja anfangs nur schwer zu überzeugen, die Rolle des Irving Rosenfeld anzunehmen und ließ sich sehr bitten. Nachdem bereits Jeremy Renner seine Rolle übernehmen sollte, sagte er doch zu und machte als Vorbereitung etwas, für das er schon in ganz Hollywood bekannt ist: er passte seinen Körper seiner Rolle an. Bale hat kein Problem damit, seinem Körper einiges zuzumuten, so hungerte er sich für „The Machinist“ auf 55 kg herunter und lebte von einem Apfel am Tag. Hier legte er ordentlich zu, anstatt wie andere Schauspieler auf einen Fat-Suit zurück zu greifen. Im Film bewies er, dass er als Schauspieler auch in einer Komödie gut aufgehoben ist und es beeindruckt mich, da die meisten seiner Szenen improvisiert waren.

Amy Adams (The Muppets) als Schwindlerin überzeugte mich ebenso wie der Rest des Cast. Nachdem ich sie in „Verwünscht“ gesehen habe, wo sie die Rolle des dummen Blondchens (ja, ich weiß sie hat rote Haare) verkörpert, hätte ich nie geglaubt, dass sie eine so sinnliche Rolle glaubhaft spielen könne. Wenn sie dann mit aufgesetztem britischen Akzent über den Bildschirm stöckelt, merkt man dass Kleider – gepaart mit einem (falschen) Adelstitel – wohl wirklich Leute machen.

Bradley Cooper (Silver Linings Playbook) kann man schon dank seiner Frisur nicht ernst nehmen und wenn man ihn dann mit Lockenwicklern in den Haaren zu Hause bei seiner Mama sieht, ist es vorbei mit jedem Funken Respekt, den er vorher eventuell noch beim Zuseher gehabt hat. Im Laufe des Filmes steigert er sich immer mehr in seine Ermittlungen hinein und geht letzten Endes sogar so weit, seinen Vorgesetzten mit Mord zu drohen, wenn er seinen Willen nicht bekommt.

Jennifer Lawrence (The Hunger Games), die Schauspielerin, die wohl ein Jeder mag und mit der man am Liebsten mal auf Sauftour gehen würde. Absolut nicht auf dem Mund gefallen redet sie wie ihr der Schnabel gewachsenen ist und gibt dabei so manch eine Killermeldung von sich. Hier spielt sie die Frau von Irving, Rosalyn. Stellenweise wirkt sie sträflich dumm (gibt Metall in die Mikrowelle, obwohls in der Beschreibung als verboten drin steht, nur um nachdem das Ding explodiert ist zu erklären, dass die Strahlung dem Essen die Nährstoffe entziehe), nur um an anderer Stelle mit wahren Weisheiten aufzutrumpfen. Man wird als Zuseher nicht ganz schlau aus ihr, was das sie als Figur aber nur interessanter werden lässt.

Fazit: „American Hustle“ lässt einen daran zweifeln, ob das Gute im Menschen tatsächlich existiert. Dank einer Laufzeit von 139 Minuten hat der Film durchaus einige Längen und man sollte ihm seine ungeteilte Aufmerksamkeit widmen, da es sonst sicher schwer ist, der nicht unkomplizierten Handlung zu folgen.

Dieser Film bekommt von mir 8/10 ergaunerten Punkten.


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