Split (Filmkritik)

Casey (Anya Taylor-Joy) fährt mit zwei Freundinnen nach Hause, da sie niemand von einer Feier abholen kann. Der Vater der beiden scheint nett zu sein, also, was soll es? Auf dem Parkplatz steigt aber plötzlich ein Fremder in das Auto ein und betäubt die drei Mädchen. Als sie wieder aufwachen befinden sie sich in einem Raum eingesperrt und ihr Entführer benimmt sich sehr, sehr eigenartig.

Denn dieser Entführer hört auf die Namen Dennis/Patricia/Hedwig/Kevin Wendell Crumb/Barry/Orwell/Jade (allesamt James McAvoy) und ist in Therapie, denn er befürchtet eine weitere Persönlichkeit könnte auftauchen. Und diese wäre dann überhaupt nicht nett …

Es dürfte sich ja mittlerweile herumgesprochen haben, welche Verbindung am Ende von „Split“ auf die ZuseherInnen wartet. Um dennoch nicht zu spoilern, sage ich nur soviel: Wer einen bestimmten älteren Film von Shyamalan kennt, der oder die wird hier sicher breit grinsen müssen – denn das Ende verknüpft die beiden sehr eng.

Abgesehen von dieser Verbindung ist „Split“ ein absolut klassischer Film von M. Night Shyamalan („The Sixth Sense„, „Unbreakable„, „Signs„, „The Village„, „The Visit„, „The Happening„, „The Last Airbender„, „After Earth„) – ein kleiner, gemeiner Thriller, der sich an einer Krankheit aufhängt und deren Symptome und wissenschaftliche Extremfälle hernimmt um daraus eine Story zu stricken. Hier geht es um – wie bereits klar sein sollte – Menschen mit mehreren Persönlichkeiten. Ohne jetzt in psychologischen Erklärungen zu tauchen, sagen wir mal so: Wer einfach alles so glaubt, was er/sie sieht wird mit einem wirklich spannenden Thriller belohnt.

Das liegt an der sehr gut gelungenen Mischung: Zum einen die Mädchen, die keine dummen Opfer sind, sondern durchaus intelligent versuchen aus der Gefangenschaft zu entkommen. Auch wenn Fehler passieren – die Grundhaltung, dass es sich um dumme Damen handelt, die Rettung brauchen, existiert hier nicht. Die drei würden schon rauskommen, wenn sie genug Zeit hätten. Leider steht diese nicht zur Verfügung, denn die Person/Persönlichkeiten bereiten die Frauen darauf vor, dass bald „The Beast“ kommen wird. Und dieses Biest ist nicht sehr nett (wie der Name ja schon verraten sollte). Die Zeit läuft also.

Dazu kommt die Therapeutin von Kevin, Dr. Fletcher (großartig: Betty Buckley), welche eine zentrale Rolle in der Geschichte einnimmt – aber nicht jene, mit der man rechnet (also, ja die auch), sondern viel wichtiger: Sie hilft beim Spannungsaufbau, denn sie erforscht das Phänomen, dass mit einer anderen Persönlichkeit im gleichen Körper sogar die Krankheitsbilder wechseln können. Das wäre auch ohne Thriller-Hintergrund schon spannend genug. Vor allem sind diese Ausflüge in die „Wissenschaft“ wichtig für alles was passiert, denn diese Anmerkungen treiben die Spannung weiter nach oben und lassen das Ende plausibler erscheinen.

Großartig ist es, was Shyamalan mit so wenig Budget und so wenig Schauspielern als auch Räumlichkeiten anstellt. Die Kamera ist super, wenn auch nicht extrem innovativ und später kommen ein paar Szenen vor, bei denen man weiß, dass diese nur im Film sind, weil sie gut aussehen (für alle, die den Film gesehen haben: Warum durch die halbe Stadt? Warum in der Straßenbahn? Warum nicht einfach Zuhause? Hab ich was übersehen?), aber das ist ja eh okay.

James McAvoy („Wanted„, „X-Men: First Class„)… er spielt hier diverse Rollen von denen sich aber eigentlich nur vier in meinem Kopf gehalten haben, weil sie verschieden sind – sollten noch andere gezeigt worden sein, dann kann ich mich an die nicht erinnern. Diese Figuren spielt er super und glaubwürdig, wenn ich auch ganz ehrlich (und jetzt dürft ihr mich gerne Idioten nennen und schimpfen) sagen muss: So verschieden sind sie nicht: Wenn es die gleiche Person in verschiedenen Stimmungen gewesen wäre, hätte ich es auch nicht gemerkt. Von den Akzenten abgesehen vielleicht. Aber ich will McAvoys Leistung nicht schmälern, denn es gibt eine Szene in welcher er durch ein paar Persönlichkeiten springt (von A nach B nach C und so weiter) – das ist wirklich großartig. Da merkte ich erst, wie gut er ist, als ich die Persönlichkeiten direkt nacheinander gesehen habe. Einzeln und für sich: Super, aber halt schwer zum Vergleichen.

Anya Taylor-Joy als Casey ist super wie eigentlich in allen Filmen bis jetzt („The Witch“ und „Morgan„), aber auch alle anderen brauchen sich nicht verstecken. Die Musik ist passend und der Film kurz genug, um nicht langweilig zu werden. Die Rückblenden in die Vergangenheit von Casey sind nett und sollen das Ende wohl erklären, aber ich muss gestehen, dass sie mich ein wenig verwirrt haben – die Andeutungen sind absolut verständlich, aber in diesem Fall hätte ich es gebraucht, dass es auch jemand ausspricht, damit ich mir ganz sicher sein kann. Aber auch hier gilt: Vielleicht habe ich es überhört.

Auf sich allein gestellt ist „Split“ ein gemeiner, kleiner – wie bereits oben erwähnt – Thriller, dessen Ende vielleicht entäuschend sein könnte für Leute, die sich ein grandioses, spektakuläres Finale erwarten, denn das bekommt man hier nicht unbedingt. Die Sache fühlt sich mehr an wie der Auftakt für etwas Größeres. Wer den „Twist“ versteht hat sicher gleich mehr Spaß und kann sich auch vorstellen, wofür es der Auftakt sein könnte.

„Split“ bekomt von mir 8 von 10 möglichen, geteilte, Punkte.

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