Dark Matter – Staffel 1 (Serienkritik)

One (Marc Bendavid) ist vor kurzem in seinem Stase-Pod aufgewacht. Er befindet sich scheinbar auf einem Raumschiff und die lebenserhaltenden Systeme, geben bald den Geist auf. Er trifft auf Two (Melissa O’Neil), die nach einem kurzen Handgemenge, das Schiff stabilisieren kann. Plötzlich stürmt Three (Anthony Lemke) mit zwei gezogenen Waffen herein und will wissen, was hier gespielt wird. Leider kann keiner diese Frage beantworten, denn alle haben ihr Gedächtnis verloren.

Auch Four (Alex Mallari Jr.), Five (Jodelle Ferland) und Six (Roger R. Cross) haben keine Erinnerungen, daher behalten sie vorerst ihre Namen, die der Reihenfolge entsprechen, in der sie erwacht sind. Wo sind sie, wer sind sie und wie kam es zu diesem Zwischenfall? Vielleicht liefert die Androidin (Zoie Palmer) ja Antworten, zumindest nach der Re-Programmierung, wenn sie nicht mehr vor hat, die Crew einfach zu töten.

Dark Matter Staffel 1

Dark Matter ist eine kanadische Science Fiction Serie geschaffen von Joseph Mallozzi and Paul Mullie (bekannt durch ihre Arbeit an den drei Stargate Serien SG1/Atlantis/SGU) und basiert auf ihren gleichnamigen Comics aus dem Jahre 2012. Der Syfy-Channel hat die Rechte erworben und nach den 13 Folgen der ersten Staffel, wurde mittlerweile bereits eine zweite genehmigt. Zeitgleich startete auf dem Sender übrigens Killjoys (wurde direkt davor ausgestrahlt), was in Kombination nun endlich ein Ende der Durststrecke anbelangt, was bitter nötiges neues Futter für SciFi-Fans betrifft.

Natürlich ist für den Sender typisch das Budget nicht groß und die Effekte, bei denen das Raumschiff der Crew, kurze Weltraumschlachten oder diverse Landungsmanöver gezeigt werden, sind billig und klar als CGI erkennbar. Zum Glück ist dies jedoch eine Serie, die über ihre Charaktere funktioniert und über die Dynamik, die man so noch nicht gesehen hat. Der leichte Trash-Charme ist daher durchaus eine Ebene, die mitschwingt, auch der Geist von Star- Gate und Trek gesellt sich dazu (übrigens ganz ohne den Einsatz von Aliens), bestimmend sind jedoch die großen Themen wie Vertrauen, Gemeinschaft und natürlich die Frage nach dem Gut oder Böse.

Ähnlich wie es damals der Manipulation des Geistes im Film „Dark City“ entsprach, stellt sich hier die Frage, ob man ohne Gedächtnis einen Neustart wagen kann. Um es mal vereinfacht auszudrücken: ich bin böse geworden, durch die Erlebnisse in meinem Leben. Habe ich keine Erinnerungen mehr daran, dann kann ich mich durchaus anders weiterentwickeln. Kann ich das dann auch, wenn ich immer mehr über meine Vergangenheit erfahre? Ist es nicht einfacher zu den alten Verhaltensmustern zurück zu kehren, da ich eben so bin und ja nicht aus meiner Haut kann? Oder vielleicht etwa doch?

Nach der grundsätzlichen Irritation die der Gedächtnisverlust ausgelöst hat bei den sechs Crew-Mitgliedern, rücken dann diese Fragen nach dem „wer bin ich“ bzw. „wer will ich sein“ in den Vordergrund. Wobei einige dann noch zusätzlich Geheimnisse über sich erfahren, die wieder einiges auf den Kopf stellen. Mit diesen Dingen umzugehen, wäre an sich ja schon schwierig genug, doch hinzu kommt dann noch die Tatsache, dass man keinem der anderen Fünf vertrauen kann. Klar, man geht nach Sympathien, beobachtet, redet miteinander, doch wie kann ich jemanden vertrauen, der sich selbst nicht kennt?

Sehr bezeichnend dafür fand ich eine Folge, in der alle wie eine glückliche Familie (sogar die Androidin) an einem Tisch sitzen, essen, trinken und Spaß haben. Eine Folge später, bricht dann aus gegebenen Anlass, die Paranoia aus. Ein paar Menschen, die nichts gemeinsam haben, sich im Prinzip nicht mögen und vom Anderen ständig Verrat erwarten. Eine unglaubwürdige Entwicklung? Nein, sicher nicht, aber eine sehr bittere die zeigt, wie viel Arbeit nötig ist, um diese Crew wirklich zusammen zu schweissen.

Dark Matter Staffel 1 The Android

Von den Darstellern kannte ich vorher nur zwei, es machen aber alle ihre Sache gut, einige sogar richtig spitze. Marc Bendavid (Bitten) als One ist der sanfte Typ, der Menschen helfen will und an das Gewissen der anderen appelliert. Er hat eine Aussenseiter-Rolle, warum erfährt man auch im Laufe der Handlung. Melissa O’Neil (This Life) ist Two. Die Schauspielerin stammt ja eigentlich vom Theater und ist auch Sängerin, macht als harte Anführerin der Truppe aber eine sehr gute Figur, bleibt auch in Stress-Situationen cool und trifft Entscheidungen nie, ohne zuvor moralische Überlegungen angestellt zu haben.

Anthony Lemke (White House Down) ist Three und den lässigen Typen, der seinen Waffen Namen gibt und den schönten Mädchen nicht abgeneigt ist, jedoch klar einen weichen Kern versteckt hat im Inneren, den glaubt man ihm einfach und er hat sichtlich seinen Spass dabei. Alex Mallari Jr. (Robocop) ist Four und besticht vor allem mit seinen Martial Arts Fähigkeiten und seinen emotionslosen, teilweise radikalen, aber sehr präzisen Aussagen. Jodelle Ferland (The Cabin in the Woods, The Tall Man) ist mittlerweile auch schon 21 Jahre alt, sie ist ja seit sie fünf war vor der Kamera aktiv und ohne für Kinderstars typische Abstürze, groß geworden.

Als Five ist sie klar ein Fremdkörper auf dem Schiff, ist aber unheimlich klug und emphatisch, kennt sich mit Technik aus und möchte unbedingt ein Teil des Teams sein. Roger R. Cross (Continuum) ist Six und ein wenig wie ein Beschützer für sie, hat jedoch klar mit seinen eigenen Dämonen zu kämpfen, auch wenn er sich selten eine Blöße gibt. Zoie Palmer (Devil) schließlich ist die Androidin, die immer mehr menschliche Gefühle entwickelt und dieser „Fehlfunktion“ auch nachgeht, mit ihrer eigenen Art auch des Öfteren für die meisten Lacher sorgt.

Neben der Lüftung einiger Geheimnisse aus der Vergangenheit und was den Grund für ihre Gedächtnis-Löschung anbelangt, geht es in Staffel 1 auch klar darum, ob sie als Team zusammen bleiben und wie man Aufträge an Land zieht, die Geld einbringen. Dabei gibt es einige große Unternehmen, die die Fäden im Hintergrund ziehen und mit der nun weniger radikalen Art der Truppe, nur wenig anfangen können. Auch wenn einige Fragen beantwortet werden, es ist noch kein einziger Handlungsstrang wirklich zu Ende erzählt und das ist gut, weil spannend so für die kommenden Abenteuer.

Insgesamt daher eine sehr gelungene erste Staffel, bei der Sympathien innerhalb der Serie und auch beim Zuschauer sehr wahrscheinlich mehr als einmal wandern und man sich nie sicher sein kann, was als nächstes schief geht und was verhindert hätte werden können, wären die betroffenen Leute nur ehrlicher zueinander. Am Ende wartet dann ein sehr böser Cliffhanger, der das Warten auf die zweite Staffel, einigermaßen unangenehm gestaltet. Ich freue mich dann auf die Rückkehr, diesmal vielleicht ja sogar als echtes Team (obwohl ich das nicht ganz glaube), bestimmt durch aktuelle Taten und nicht die einer längst vergessenen Vergangenheit.

„Dark Matter Staffel 1“ bekommt von mir 8/10 gemeinsam und auch gegeneinander, für die scheinbar selbe Sache kämpfende Empfehlungspunkte.


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