RoboCop (2014 Filmkritik)

Raymond Sellars (Michael Keaton), CEO von OmniCorp, hat ein massives Problem. Seine Roboter sorgen auf der ganzen Welt für Amerikas Vormachtstellung und Frieden, nur in der eigenen Heimat nicht. In Amerika ist der Einsatz derartiger Maschinen auf Grund des Dreyfuß-Akts verboten und deshalb muss eine neue Idee her – der Mensch in der Maschine.

Polizist Alex Murphy (Joel Kinnaman) ermittelt, da aus der Asservatenkammer des Detroiter Police Department einige Waffen verschwunden sind, gegen einige korrupte Kollegen. Eines Abends wird er samt seinem Auto in die Luft gesprengt und OmniCorp bietet seiner Frau (Abbie Cornish) an, dass was von ihrem Mann noch übrig ist zu retten – woraufhin RoboCop entsteht. Da Murphys menschliche Seite bei anfänglichen Tests nicht die erhofften Leistungen bringt versucht man diese zu unterdrücken, was (wie immer) ein sehr schwieriges Unterfangen und mit Komplikationen verbunden ist.

RoboCop

Alles begann im Jahre 1987, als das erste Kapitel einer neuen Form der Verbrechensbekämpfung geschrieben wurde. Paul Verhoevens Vision war sarkastisch, über alle Maßen brutal und mit der Frage „Was macht einen Mensch menschlich?“ seiner Zeit einige Jahre voraus. Dank seines Erfolges erhielt RoboCop (der eigentlich richtigerweise CyborgCop heißen müsste) unter anderem zwei Fortsetzungen, eine Serie und einen fürs Fernsehen konzipierten Mehrteiler.

Remakes! Die einen hassen sie dafür, dass jemand es wagt IHREN geliebten Film in irgendeiner Form zu verändern, während sich andere freuen, dass die Geschichte, die sie bereits früher möchten, noch einmal neu erzählt wird. Sollte man sich zur ersten Gruppe zählen ist man hier dementsprechend falsch. Auf der anderen Seite bedient sich Hollywood gerne bereits bekannter Ideen, sei es jetzt in Form der unzähligen Comic-Verfilmungen (z.B. The Avengers) oder indem man die Geschichte alter Klassiker neu erzählt.

Ich schätze man versucht hier in der Regel einen bekannten Namen neu zu vermarkten, um damit sowohl die alten als auch potentielle neue Fans ins Kino zu locken. Wenn man sich allerdings ansieht, wie viele dieser Remakes/Reboots es dann schaffen erfolgreich genug zu sein um dann noch eine Fortsetzung zu verdienen („Kampf der Titanen“ scheint hier eher eine Ausnahme wie die Regel zu sein), stellt sich die Frage ob das Konzept an und für sich wirklich so eine gute Idee ist.

Mein Zugang zu der Materie ist der, dass ich gerne neue Geschichten meiner Kindheitshelden sehe, solange ich das Gefühl habe, das Remake wird dem Original gerecht, ist durchdacht und nicht ausschließlich des Geldes wegen entstanden. Wenn man bedenkt, dass der aktuelle RoboCop-Film bereits 2005 angekündigt wurde (und dann mehrmals verschoben wurde, wobei auch die MGM Pleite ihren Teil dazu beigetragen haben wird) kann man zumindest davon ausgehen, dass der Film keine Schnellschussaktion war.

Für die Regie bei der aktuellen Version von RoboCop zuständig war der Brasilianer José Padilha, der hier auch sein Hollywood-Debut feiert. Wie Verhoeven in der 1987-Fassung bringt Padilha, was das Aussehen und das Gefühl während des Sehens des Films betrifft, etwas sehr eigenständiges mit, was das Original und das Remake irgendwie zu verbinden scheint. Padilha setzt auf eine leicht sandige Optik, erstklassige Effekte und in Actionszenen auf eine wackelige Optik (die sich jedoch innerhalb des Rahmens befindet) und grenzt sich damit gekonnt von den anderen Hollywood-Filmen ab.

Was das neue Design von RoboCop betrifft, waren viele (nennen wir es einmal so) skeptisch. Dabei wirkt das aktuelle Modell in bewegten Bildern in jedem Moment überzeugend und kann ganz nebenbei noch durch eine Reihe neuer Features glänzen. Konnte man vor der 1987er Version zumindest theoretisch noch davon laufen, ist der neue auch zu Fuß deutlich schneller. RoboCop 2014 hat einen drahtlosen Zugriff auf die Polizeidatenbank (was auch sonst…), seinem Mutterkonzern ist es möglich seine Tätigkeiten ständig zu überwachen oder ihn im Falle einer Fehlfunktion aus der Ferne abzuschalten (um nur die wichtigsten Features zu nennen).

Vorab stark kritisiert wurde die Altersfreigabe ab 12 und hier kann ich zumindest teilweise Entwarnung geben. Zwar verwendet RoboCop hier die meiste Zeit einen Taser als neue Dienstwaffe, wer aber glaubt der Mann aus Stahl sei dadurch harmloser geworden, irrt. Hier wird Gewalt explizit angedeutet, etwa wenn ein ED 209 abseits der Kamera ein Kind niedermäht, oder es wird gezeigt, wie Robo einem flüchtenden Verbrecher in den Rücken schießt.

Zudem könnten Kinder in einem entsprechenden Alter etwas überfordert sein, wenn man Einblick in RoboCops „innere Werte“ erhält. Da wir gerade beim Thema sind: Wie viel muss von einem Menschen übrig sein, um noch als Mensch durchzugehen? In diesem konkreten Fall nicht besonders viel! Schön ist übrigens, dass man dieses Thema bzw. (wie beim Original auch) das Thema Mensch und Menschlichkeit nicht auf die leichte Schulter nimmt, was den Film abseits der Action, die zum Teil aus einem Computerspiel stammen könnte, einen unerwartet intelligenten Subtext verleiht.

In der Rolle von Alex Murphy wirkt der Schwede Joel Kinnaman (Safe House) zu Beginn etwas kühl, wobei dieser Umstand vermutlich auch seiner deutschen Synchronstimme geschuldet ist. Dafür passt er umso besser, um nicht zu sagen perfekt, in RoboCops metallene Rüstung. Die zeitweilige Emotionslosigkeit spielt er großartig und die Art und Weise wie er sich bewegt, ist genau das was man aus heutiger Sicht von einem mechanischen Verbrechensbekämpfer erwarten würde.

Abbie Cornish (Sucker Punch) als Murphys Ehefrau Clara bringt etwas in die Geschichte, dass mir beim Original etwas gefehlt hat: seine Familie. Auch wenn man hier darauf verzichtet hat das Thema allzu sehr breit zu treten, ist es erfrischend zusehen wie sehr sich Cornish Sorgen um ihren Ehemann macht und auch bereit ist um ihn zu kämpfen – und der wiederum kann jede Form von Unterstützung dringend brauchen.

Anscheinend ist Gary Oldman (Dame, König, As, Spion) ein Qualitätsmerkmal für jeden Film, denn schließlich spielt er nicht in jedem Schund mit. Als Dr. Norton sticht er trotz einer herausragenden Besetzung doch irgendwie am ehesten heraus. Bei Norton ist man sich lange Zeit nicht sicher in wie weit er seine Prinzipien verkaufen würde, aber letzten Endes ist Oldman halt doch immer einer der Guten.

Michael Keaton (zu hören in „Toy Story 3„) als CEO Raymond Sellars ist nicht so skrupellos wie man es vielleicht vermuten würde, besticht aber durch eine Vision seine Produkte betreffend, einem Verkaufstalent und der Bereitschaft Gesetze solange biegen zu wollen, bis er zum gewünschten Ergebnis kommt (z.B. hält er eine Maschine, die sich für einen Menschen hält, für völlig legal). Zu seinen treuen Mitarbeitern zählen Jay Baruchel (Tropic Thunder) der als Marketing-Mensch mit immer neuen obskuren Ideen daher kommt und Jackie Earle Haley (Watchmen), der als Mattox an RoboCops Training beteiligt ist und dessen Sprüche wie immer legendär sind.

In die Kategorie „Unvergesslich“ fällt Samuel L. Jackson (Django Unchained), der als Pat Novak in seiner eigenen Show mit einer eigenwilligen Frisur etwas macht, was nicht gerade als unparteiische Berichterstattung durchgeht. Wer nicht gleich zu Beginn verstanden hat, dass es Novak darum geht die vollautomatische Sicherheit nach Amerika zu bringen, hat vermutlich geschlafen.

Alles in allem glänzt RoboCop damit, sein neuestes Abenteuer mit einer intelligenten Geschichte und einer Portion Action zu erzählen. Das was das 1987er Original ausgemacht hat, ist im Wesentlichen enthalten und das Make-Over hat dem Detroiter Verbrechensbekämpfer auf keinen Fall geschadet. Etwas was dem neuen Model im Vergleich dennoch irgendwie fehlt, ist das bahnbrechend Neue, das seinen Vorgänger einzigartig gemacht hat.

Der Film „RoboCop“ bekommt von mir 8/10 ein neues Kapitel in der Verbrechensbekämpfung aufschlagende Empfehlungspunkte.

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One thought on “RoboCop (2014 Filmkritik)

  1. Kann ich bitte eine Fortsetzung von diesen Film haben!!!!!!!

    Der Original Robocop ist und bleibt einfach ein unübertroffenes Unikat. Aber ich hatte trotzdem hohe Erwartungen an dessen Remake und diese wurden völlig übertroffen.
    Ich stimme der Kritik von Darkagent völlig zu und möchte noch hinzufügen dass die musikalische Untermalung des Films gut gelungen ist, besonders die Titelmusik 🙂
    Trotz der niedrigen Alterseinstufung, war ich von der Härte des Films und von den Einblicken in die „menschliche Anatomie“ positiv überrascht.

    „Your move creep!“

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