Warte bis es Dunkel wird (2014 Filmkritik)

65 Jahre nachdem ein Serienkiller das Städchen Texarkana (an der Grenze zwischen Texas und Arkansas) unsicher gemacht hat, beginnt die – von allen „Moonlight Murders“ genannte Mordserie erneut. Jami (Addison Timlin) ist eine junge Frau auf der High School. Ihr Freund wird mehr oder weniger vor ihren Augen ermordet, aber der Killer lässt sie entkommen, damit sie „alle an damals erinnern kann“. Sie weiß aber nicht genau, was das bedeuten soll.

Denn jedes Jahr wird der Film „Der Umleger“ dort gezeigt – eine Interpretation von tatsächlich in Texarkana geschehenen und nie wirklich geklärten Morgen. Just während einer dieser Filmvorführungen passiert der erste Mord. Und es soll nicht der letzte Mord bleiben …

Ich mag gute Ideen. Ich mag es, wenn ein Film sich auf einen anderen bezieht und quasi als Nachfolger als auch als Remake durchgehen kann. Allerdings mag ich „Warte bis es dunkel wird“ nicht. Es ist schwer für mich zu sagen, was mich an dem Film so gestört hat, denn objektiv werden alle Zutaten geboten, die so ein Film haben muss.

Einen schrägen Mörder, schräge Morde, nette Charaktere, absurde Situationen, witzig-peinlich-schräge Dialoge und die eine oder andere Wendung.

Was mich vermutlich mehr abgestossen als unterhalten hat, ist die Art und Weise wie hier Brutalität gezeigt bzw. zelebriert wird. Vielleicht werde ich auch zu alt für diese Art von Film, aber es gibt einige Szenen in diesem Film die ich absolut nicht gut ausgehalten habe. Natürlich kann man jetzt sagen dies würde für den Film sprechen. Allerdings sehe ich das nicht so.

Selbst wenn ich beschreibe, was genau gezeigt wird und was ich so abstossend fand, es wird schwer nachzuvollziehen sein, denn es ist weniger die Art was gezeigt wird, als vielmehr die Art wie es gezeigt wird. Ich hatte nie das Gefühl, das sehen zu müssen was mir gerade gezeigt wird und trotzdem wurde es mir unter die Nase gerieben. Ich habe selten einen Film als dermaßen brutal erlebt wie diesen hier. Und ich könnte euch den Unterschied nicht im Ansatz erklären.

Da springt jemand aus dem Fenster und landet auf dem Fuß – der bricht und der Knochen bricht durch das Fleisch nach draußen. Die Frau läuft weiter, bei jedem Schritt klackt der Knochen (der klarerweise nach unten rausgefahren ist) auf dem Asphalt. Dann rettet sie sich in ein Auto, startet und muss mit genau diesem Fuß aufs Gas treten – was dazu führt, dass … ihr könnt es euch denken.

Am Papier: Super Idee, spannend, brutal insofern, als dass es zeigt, wie viel Kräfte die Frau auf ihrer Flucht entwickelt. Im Film: Danke, nein. Will ich nicht sehen, will ich so nicht sehen. Und da gibt es einige weitere Szenen. Der erste Mord etwa: Der Kerl liegt mit dem Bauch am Boden, der Mörder hockt sich auf seinen Rücken und rammt ihm das Messer wirklich oft in den Kopf und Rücken. Dabei bewegt er sich, als würde er ihn von hinten … besteigen und schnaubt dabei, als hätte er fast einen Orgasmus. Das. Muss. Ich. Nicht. Sehen. Oder. Hören.

Wie gesagt – selten, dass ich mir während einem Film denke: Das brauche ich jetzt echt nicht.

Man verstehe mich nicht falsch: Wenn es einem Film um eine Message geht oder die Brutalität im Rahmen der Handlung/Charaktere Sinn ergibt – okay, passt, verstehe ich. Damit kann ich gut umgehen.

Wenn es aber wie hier ist … nein, danke. Da wird mir schlecht. Ich fand diesen Film perverser und abstossender als Hostel, der hatte für mich im Vergleich zu diesem Film hier sogar eine Message. Und das Ende? Vergesst es. Interessant finde ich auch, dass die Brutalität in keiner Relation zu den Charakteren steht. Da passieren völligen Durchschnittsmenschen absolut abartige Dinge – das steht in keiner Relation. Liegt mit Sicherheit an mir, aber ich will nicht sehen, wie normalen (oder noch schlimmer: netten) Menschen so grauenhafte Dinge passieren. Natürlich kann man jetzt sagen: Das ist ja der Sinn. Es soll gezeigt werden, wie schlimm dieser Mörder ist, weil er völlig Unschuldigen (immer eine Standpunktfrage) Menschen sowas antut. Ja, eh. Trotzdem: Nein, danke.

Vielleicht hat Regisseur Alfonso Gomez-Rejon nach seinen Regiearbeiten beim „Glee“ sich mal so richtig abreagieren müsen – könnte ich nachvollziehen. Aber ansehen möchte ich es mir trotzdem nicht, auch wenn Addison Timlin wirklich gut spielt (grandios als Colleen in „Little Sister“) und sich auch sonst niemand eine Blöße gibt (abgesehen von den halb-nackt Aufnahmen im Film), so hat mich der Film einfach irgendwie am falschen Fuß erwischt.

Kurze Version: Wer es brutal um der Brutalität halber haben will: Bitte schön, hier ist euer Film. Mich schaudert bei dem Gedanken daran, dass ich auf der IMDB gelesen habe, dieser Film wäre „a good, fun slasher flick“. Nichts an diesem Film ist „fun“.

„The Town That Dreaded Sundown“ bzw. „Warte bis es dunkel wird“ bekommt von mir 3,5 von 10 möglichen, mich wirklich abstossende, Punkte (wer sowas super findet, der/die kann gut 5 Punkte draufklatschen).


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