Nomis – Night Hunter (Filmkritik)

Als abgebrühter Lieutenant hat Marshall (Henry Cavill) schon einiges gesehen. Sein Leben für den Job, hat jedoch das Gemeinsame mit seiner Frau und Tochter unmöglich gemacht. Doch er hat im Moment andere Probleme, denn sein aktueller Fall betrifft Simon (Brendan Fletcher), der scheinbar unter mehreren psychischen Störungen leidet.

Verhaltensexpertin Rachel (Alexandra Daddario) soll heraus finden, was in ihm vorgeht und wie viele Frauenmorde auf sein Konto gehen. Als die ersten Polizisten sterben wird klar, dass Simon nicht alleine gearbeitet hat. Grund genug für Marshall, sich mit Cooper (Ben Kingsley) zu treffen, der einen privaten Feldzug gegen Triebtäter führt und dessen Hilfe zur Verhaftung von Simon geführt hat.

Nomis (was verkehrt Simon bedeutet) oder „Night Hunter“ wie er neuerdings genannt wird, wurde bereits Anfang 2017 gedreht, lief September 2018 auf einem Festival und wird nun ein Jahr später, auch bei uns im deutschen Raum veröffentlicht. Langes Warten auf eine Veröffentlichung und wenn, dann eine ohne Werbung, damit es keiner bemerkt? Ist das vielleicht kein gutes Zeichen?

Nun, das Regiedebüt von David Raymond, der hier auch als Produzent und alleiniger Drehbuchautor fungiert, ist für mich kein schlechtes Erlebnis gewesen, jedoch sehe ich ihn eher als Fingerübung eines Regisseurs, der durchaus Potential für richtig starke Filme hat. Inspiration hat Raymond sich offensichtlich von großen Vorbildern geholt, denn es sind Referenzen zu Sieben, Das Schweigen der Lämmer und Split eingebaut.

Dafür fehlt es klar an Eigenständigkeit. Schon wieder fast erfrischend ist dann wiederum die Tatsache, wie blutleer (im Sinne von wenig Gewalt) man einen Killer-Thriller doch gestalten kann, wenn man will. Der Hintergrund der wichtigen Figuren wird bis auf eine Ausnahme kaum beleuchtet, man spürt schon wer diese Leute sind, aber man weiß es eben nicht. Es gibt übrigens einen Unterschied zwischen komplex und kompliziert und hier entsprechen die Konstellationen, eher der zweiten Möglichkeit.

Auch die Erzählgeschwindigkeit schwankt etwas, was der Sache Spannung nimmt, jedoch hat man sowieso trotz der offensichtlichen Gefahr, keine Angst um seine Helden. Der Twist bei der Auflösung, tja, den muss man nicht mögen, ich fand es gerade wegen der Art wie es gespielt wird unterhaltsam, wenn auch rückblickend wohl eher unlogisch (weil es wie ein hinein geschriebener Twist wirkt und nicht einer, der sich aus der Story ergibt).

Was mich zu dem wohl größten Pluspunkt von Nomis bringt und das sind die Darsteller. Brendan Fletcher (Rampage-Trilogie) als Simon hat sicher die interessanteste Rolle erwischt und wie er zwischen kindlich hilflos und selbstgerecht bösartig wechselt, man glaubt ihm einfach jede Gefühlsregung und zweifelt dann dennoch, ob das jetzt nur gespielt war. Henry Cavill ist mit Bart und lockiger Haarpracht für Superman-Fans kaum wieder zu erkennen.

Er ist glaubwürdig und sympathisch als erfahrener Cop der endlich versucht, trotz all der Monster in seinem Job, auch seine Tochter in sein Leben zu lassen. Alexandra Daddario (Burying the Ex) bleibt immer neugierig als Profilerin während Ben Kingsley (Security) als Selbstjustiz ausübender Ex-Richter, gerade durch seine stoische Entschlossenheit unheimlich wirkt. In Nebenrollen mit wenig zu tun sind Stanley Tucci (Patient Zero), Nathan Fillion (Slither) und Minka Kelly (Almost Human) mit dabei.

Insgesamt also ein solider Film, dem wohl eine längere Laufzeit und ein ausgefeilteres Drehbuch gut getan hätten. Die Thriller-Elemente sind nett (mehr nicht) und mit erfrischend wenig Blut gestaltet, die Farben sind düster und trostlos und die Spannung wird nur in manchen Momenten gehalten, niemals durchgehend. Warum ich den Film trotz der Mängel gerne gesehen habe liegt klar an den Stars und deren Performances.

„Nomis“ bekommt 6/10 gemeinsam und nie indem man die eigene Menschlichkeit aufgibt, den Killer stoppende Empfehlungspunkte.


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