Patient Zero (Filmkritik)

Nach einer globalen Pandemie sind die meisten Menschen mit einem hochansteckenden Virus verseucht worden. Als Infizierter bist du auf deine niedrigen, gewalttätigen Instinkte reduziert und machst in deiner Wut sogar vor Leuten nicht halt, die du eigentlich liebst. Auch Morgan (Matt Smith) wurde gebissen, doch er hat sich aus ungeklärten Gründen nicht verwandelt.

Deshalb ist er die beste Chance von Dr. Gina Rose (Natalie Dormer), denn er versteht die Sprache der Infizierten, die für normale Menschen nur nach undefinierten Geräuschen klingt. Versteckt in einem militärischen Bunker befragen sie so einen Erkrankten nach dem anderen, um den Ursprung des Virus auszuforschen. Bis eines Tages ein gewisser Ex-Professor (Stanley Tucci) vor ihm sitzt, der sich von allen bisher Befragten unterscheidet…

Im Jahre 2013 hieß dieses Projekt noch „Patient Z“ und befand sich auf der Blacklist der beliebtesten, bisher unverfilmten Drehbücher. 2016 war der Film dann fertig, wurde auf der Comic Con beworben, nur um dann nach hinten verschoben zu werden. Nun ist er doch sozusagen ganz heimlich als Heimvideo-Premiere erschienen. Regie führte der Österreicher Stefan Ruzowitzky (Die Hölle).

Nachdem sein Name seit dem Oscar für „Die Fälscher“ wohl noch immer für Qualität steht, sind hier einige Stars dabei, die ich in so einer Produktion nicht erwartet hätte. Das ist dann leider auch schon die einzige Überraschung, was nicht bedeuten soll, dass man hier keinen Spaß haben kann. Man sollte nur nicht irgendetwas hochwertiges wie etwa „28 Days Later“ erwarten, obwohl die Wesen hier denen ähnlicher sind, als gewöhnlichen Zombies.

Die Grundaussage ist klar eine alt bekannte: „Ist der Mensch der wahre Virus und ist es nicht er, der in Wirklichkeit ausgerottet gehört?“ Über solche Aussagen kann man schon nachdenken, das haben auch einige Filme ansprechend geschafft, aber nicht dieser. „Nur weil ich meine Familie getötet habe heißt das noch lange nicht, dass ich sie nicht geliebt habe“. Natürlich könnte man da jetzt psychologisch philosophieren aber hallo, diese Aussage kommt von einem Wesen, dass angeblich zur den Menschen überlegenen Spezies gehört.

Wenn überhaupt funktionieren die Infizierten hier als Spiegel, denn übermannt von Emotionen glaubt auch jeder Mensch, er sei der Beste und uns gehört die Welt. Dieser gewisse, offensichtlich künstlerische Anspruch des Filmes funktioniert für mich einfach nicht, ignoriert man ihn jedoch, dann wird man ganz ordentlich unterhalten. Vor allem die Sequenzen, in denen Morgan die Kranken befragt, sprühen von der gesamten Inszenierung, eine eigene Dynamik aus.

Ohne jetzt etwas bestimmtes verraten zu wollen, aber man weiß ganz genau, was im Verlauf des Filmes passieren wird und oft auch genau wann wer sterben wird, bevor es eigentlich passiert. Die gelben Augen und tierischen Geräusche der Infizierten erzeugen schon Unbehagen, durch ihre gestählten Körper wirken sie aber auch so, als hätten sie im Fitness-Studio zuletzt etwas zu viel Anabolika eingeworfen und seien deshalb ausgeflippt. Aber gut, die brutalen Szenen verfehlen ihre Wirkung nicht.

Matt Smith (The Crown) spielt gekonnt den Antihelden, den zerstörten Typen, der sowohl mit seinen physischen als auch psychischen Dämonen zu kämpfen hat. Natalie Dormer (Die Tribute von Panem: Mockingjay) als Doktor ist die treibende Kraft hinter der Suche nach einer Lösung und sie ist wohl einer der stärksten Charaktere hier. Stanley Tucci (Spotlight) schließlich strahlt Bedrohlichkeit durch Ruhe aus und hat an seinen überheblichen Sprüchen, sichtlich Freude.

Insgesamt daher im Prinzip ein Film, in dem der Auserwählte der Menschen, gegen den der Infizierten antritt (zuerst geistig, dann körperlich). Ein paar Egoisten entscheiden über das Schicksal der Welt. Das wiederum, ist bitterböse Satire. Im Gegensatz zum inneren Monolog am Ende des Filmes, denn der ist einfach nur peinlich. Wie man lesen kann, für mich ein etwas schizophrenes Erlebnis jedoch keines, wovor ich explizit warnen müsste (empfehlen kann ich es ehrlich auch nicht).

„Patient Zero“ bekommt von mir 5,5/10 sowohl als Mensch als auch als Infizierter scheiternde Empfehlungspunkte.

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