Spotlight (Filmkritik)

Der Boston Globe bekommt mit Marty Barton (Liev Schreiber) einen neuen Chefredakteur. Sein Interesse an einem Artikel über einen Missbrauchsfall in der katholischen Kirche, führt dazu, dass er das Spotlight-Team auf die Angelegenheit ansetzt, deren Recherchen schreckliche Fakten zur Oberfläche bringen.

Denn Spotlight-Chef Walter „Robby“ Robinson (Michael Keaton) und seine Mitarbeiter Michael Rezendes (Mark Ruffalo), Sacha Pfeiffer (Rachel McAdams) und Matt Carroll (Brian D’Arcy James) stellen fest, dass weit mehr Priester in den Missbrauch von Kindern verwickelt sind, als bislang angenommen…

Spotlight

Ein Film über sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche? Ein durchaus sensibles Thema. Der Film selber handelt von einer Gruppe von Journalisten die aufdeckten, dass die Kirche von hunderten Missbrauchs-Fällen wusste und diese vertuschte, Priester teilweise einfach in andere Bezirke versetzte, wo diese sich zum Teil weiter an wehrlosen Kindern vergingen.

„Spotlight“ erzählt diese wahre Geschichte, die 2002 große Wellen schlug und wodurch weltweit Missbrauchsfälle aufgedeckt wurden. Am Ende des Filmes erscheint eine Liste von Orten, an denen Fälle bekannt wurden und diese Liste ist dermaßen lang, dass mir direkt übel wurde. Für ihre Arbeit an diesem Artikel erhielten die Journalisten 2003 den renommierten Pulitzer-Preis.

Dieser Triumph kam aber mit einem schalen Beigeschmack, denn die Kirche wusste schon lange Zeit von diesen Vorfällen und viele der Opfer nahmen sich das Leben oder wurden aus Verzweiflung drogenabhängig. Auch der Boston Globe wusste schon vorher von diesem Vorfällen, ging diesen Anschuldigungen allerdings nie wirklich auf den Grund.

Vom Stil her erinnert mich der Film ein wenig an „Erin Brockovic“, wobei „Spotlight“ durchgehend ernst bleibt und keinen schnippischen Hauptcharakter hat. Vielmehr wirkt „Spotlight“ trotz der thematischen Brisanz sehr sachlich und nimmt davon Abstand, die Institution Kirche samt und sonders zu verteufeln. Nichts desto trotz wird gut gezeigt, wie viel Macht die Kirche immer noch besitzt, welche Macht sie über Menschen und auch über Kinder hat.

Regisseur Thomas McCarthy (The Cobbler), der zusammen mit Josh Singer (Inside Wikileaks) auch das Drehbuch schrieb, schaffte es durch Momentaufnahmen zu zeigen, wie sensibel das Thema ist, vor allem als die Journalisten mit betroffenen Personen reden, die oft lange Zeit schwiegen, weil sie sich schämten und desillusioniert ob ihrer Hilflosigkeit waren. Diese Szenen sind eher rar und meistens kurz, haben aber dennoch genug Impact, um den Reportern ausreichend Motivation zu geben und dem Zuseher ein Verständnis für deren Situation zu vermitteln. Alleine eine kurze Aufnahme von dem zerstochenen Armen eines Missbrauchsopfers, sagte mehr als tausend Worte jemals könnten.

„Spotlight“ ist kein hektischer Film, sondern wirkt, als ob sich McCarthy wirklich Zeit nehmen wollte, diese Geschichte ordentlich und authentisch zu erzählen. Geholfen wird ihm hier durch ein hervorragendes Schauspieler-Ensemble, das sich hervorragend gegenseitig ergänzt. Dank „Birdman“ ist ja Michael Keaton wieder auf der Bildfläche erschienen und macht als Robby Robinson eine gute Figur.

Hervorragend ist Mark Ruffalo (Avengers: Age of Ultron), der Mike Rezendes spielt. Man wird von seinem journalistischen Eifer angesteckt und man kann seine Verzweiflung ob der kniffligen Ermittlungen förmlich spüren.

Der Anwalt Mitchell Garabedian wird von Stanley Tucci (The Hunger Games: Mockingjay – Part 2) gespielt. Ich bin immer wieder von der Wandelbarkeit dieses Schauspielers begeistert und auch hier macht er seine Sache ausgezeichnet. Als desillusionierter Anwalt, der Missbrauchsopfer gegen die übermächtige Kirche vertritt, ist er ein wesentlicher Teil der Story.

Rachel McAdams (Southpaw) als Journalistin Sacha Pfeiffer geht ihre Rolle sehr sensibel an und ihr nuanciertes Spiel passt gut in diesen Film. Sie interviewt viele der Opfer und zeigt dabei viel Fingerspitzengefühl.

Fazit: Ein Film mit einem dramatischen Thema. Missbrauch in der Katholischen Kirche. Nichts desto trotz kommt dank dem Drehbuch von Thomas McCarthy kein Gefühl der Sensationsgier auf, sondern aufrichtiges Interesse an der Arbeit des „Spotlight“-Teams des Boston Globes.

Dieser Film bekommt von mir 8,5/10 ermittelte Punkte.


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