Almost Human (Serienkritik)

Im Jahr 2048 bekommt jeder Polizist des Los Angeles Police Department (LAPD) einen hoch entwickelten, menschenähnlichen Androiden als Partner. Wenig davon begeistert ist Polizist John Kennex (Karl Urban), der sich so gar nicht mit dem Gedanken an einen mechanischen Partner anfreunden kann. Nachdem er seinen ersten Androiden absichtlich schrottet, bekommt er zum Ersatz ein Auslauf-Modell: Dorian (Michael Ealy). Der Androide hat ein ausgeprägtes Gespür für Menschlichkeit, ganz im Gegensatz zu Kennex, der nach einem Unfall ein emotionales Wrack ist.

almost human

Schon nach dem ersten Sehen des Trailers war ich sehr auf diese Serie gespannt. Einer der kreativen Köpfe hinter der Serie ist kein geringerer als JJ Abrams, der unter anderem für den Reboot der „Star Trek“-Reihe verantwortlich ist. Schöpfer des „Almost Human“-Universums ist JH Wyman, der unter anderem für eine meiner Lieblings-Serien verantwortlich war – „Fringe“ – die nach der 5. Staffel leider eingestellt wurde. Da waren die Erwartungen natürlich ziemlich hoch.

2048 – 35 Jahre in der Zukunft werden mit der Weiterentwicklung der Technologie auch Straftaten immer ausgefeilter und vor allem mehr. Und zwar um 400%. In einem Versuch, diesem Trend etwas entgegen zu setzen, muss sich auch die Polizei weiter entwickeln. Ein Schritt in diese Richtung ist die Vorschrift, dass menschliche Cops humanoide Roboter als Arbeits-Partner an ihrer Seite haben müssen, etwas, dass nicht bei einem Jeden auf Freude oder gar Verständnis stößt. Einer dieser Cops ist John Kennex.

Nach einem Zwischenfall, in dem er sein Bein und einen menschlichen Arbeitskollegen verliert, gibt er den mechanischen Kollegen die Schuld an dem tragischen Vorfall, bei denen sie seiner Ansicht nach durch zu rationelles Denken seinen Freund sterben ließen. Da es aber Pflicht ist, einen Androiden als Partner zu haben, beißt John erst einmal die Zähne zusammen, nur um seinen „Kollegen“ bei der ersten Uneinigkeit aus dem fahrenden Auto zu werfen. Um weiter als Polizist zu arbeiten, muss ein neuer, künstlicher Partner für John her. Bei dem aktuellen Standard-Modell gibt es einen Lieferengpass, daher bekommt John zur Strafe ein Auslaufmodell aufs Auge gedrückt: DRN, oder Dorian. Dorian ist in Android, der mit einer künstlichen Seele ausgestattet wurde, den Erzeugern aber dann doch zu menschlich ausfiel und ausgemustert wurde.

Die Handlung: Vor allem beim Piloten wurde ich an diverse andere Filme und Serien erinnert, bei denen man teilweise recht ungeniert geborgt, um nicht zu sagen geklaut hat. So borgte man sich große Teile von „I, Robot“ – künstliche Körperteile, generalisierter Hass des Hauptcharakters auf Cyborgs wegen dem Tod eines Zweitcharakters. All das wirkt schon sehr bekannt, wenngleich es mich in diesem Fall weniger störte, sondern vielmehr amüsierte.

Im Kern ist „Almost Human“ aber dann doch mehr ein Buddy-Cop-Format, das wir ja auch schon aus diversen Serien (Common Law, Sherlock) kennen, was aber durch den Sprung in die Zukunft zumindest einiges an frischer Farbe erhält. Laut Wyman wird es in jeder Episode einen in sich geschlossenen Kriminal-Fall geben, wobei es wie so oft bei dieser Art von Serie vielmehr um die wachsende Beziehung zwischen Kennex und Dorian geht.

Wirklich interessant wird es aber dann, wenn es um Fragen der Menschlichkeit geht, die in zukünftigen Folgen mit Sicherheit noch behandelt werden. Kann ein Roboter menschlich sein? Sollte auch ein Roboter Rechte haben? Muss man auf sie Rücksicht nehmen oder sie gar respektieren? Kann ein Roboter menschlicher sein als ein „echter“ Mensch?

Auf die Background-Story bezüglich der Verlobten von Kennex und ihre mögliche Verbindung zu einem Verbrecher-Kartell, hätte ich persönlich verzichten können. Solche Rätsel finde ich überflüssig und mir wäre es fast lieber gewesen, wenn Kennex‘ Verlobte ihn verlassen hätte, anstatt vermisst oder eventuell gar eine Verbrecherin zu sein.

Das Set-Design wirkt sehr durchdacht und die Special-Effects sind für eine Fernseh-Serie erstaunlich gut gemacht. Man hat sich viel Mühe mit den Gadgets gegeben, die sowohl die Polizei als auch die Kriminellen verwenden und mehr als einmal dachte ich mir: Wow, wie cool. Die Gadgets haben auch noch einen gewissen Bezug zur Realität, denn man kann sich als Zuseher wirklich vorstellen, dass es so etwas mal geben könnte. Am unrealistischsten sind die Androiden, was aber eher daran liegt, dass es in der heutigen Zeit noch nicht einmal ansatzweise etwas ähnlich hoch entwickeltes gibt.

Karl Urban – wieder einmal ein Filmschauspieler (Star Trek, Dredd), der sich für eine Serie verpflichten ließ. Er hat eine gute Chemie mit seinem Co-Star Michael Ealy. Ich hoffe Kennex taut im Laufe der Serie noch ein wenig auf, denn Urban mit mürrischen Gesicht habe ich in letzter Zeit schon oft genug gesehen. Er hat auf jeden Fall ein gutes Gefühl für Comedy, denn die verbalen Schlagabtausche zwischen ihm um Ealy sind einfach genial anzusehen.

Michael Ealy (Underworld: Awakening) – der Mann mit den unheimlich blauen Augen könnte einigen von euch durchaus bekannt vorkommen, unter anderem durch Serien wie „Common Law“ – wo er auch einen Cop spielte, der samt seinem Partner in der Paartherapie landet. Er spielt den Androiden Dorian, der zwar möglichst menschenähnlich geschaffen wurde, aber trotzdem nicht ganz „echt“ wirkt. Ealy schafft es durch minimale Mimik „künstlich“ zu wirken, denn optisch unterscheidet sich Dorian nicht von Menschen. Nur wenn er Daten bearbeitet tauchen feine, leuchtende blaue Linien auf seinen Schläfen auf.

Minka Kelly (Charlies Angels) als Detective Valerie Stahl wirkt eigentlich nur als Eye Candy und hat nicht wirklich viel zu tun. Lili Taylor (Public Enemies) als Kennex‘ Boss Captain Sandra Maldonado bekommt in Zukunft hoffentlich ein bisschen mehr zu tun und hoffentlich sieht man davon ab, sie zu einem Vorgesetzten zu machen, der von der tatsächlichen Arbeit eines Polizisten Null Ahnung hat und einfach nur inkompetent ist.

Fazit: „Almost Human“ ist einer der besten Sci-Fi-Serien-Piloten den ich in der letzten Zeit gesehen habe und ist jetzt schon um einiges besser als „Marvel‘s Agents of SHIELD“. Die Quoten zeigen leider bereits einen Abwärtstrend, aber hoffentlich sehen wir noch mehr von „Almost Human“.

Diese Serie bekommt von mir 8/10 kaum künstliche Punkte.


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