Rampage: President Down (Filmkritik)

Bill Williamson (Brendan Fletcher) hat sich in ein Versteck am Ende der Welt irgendwo in der Einöde zurückgezogen. Seit seinem letzten Auftauchen ist viel passiert in der Welt und Bill reicht es. Im Laufe der letzten Jahre hat er sich eine treue Fangemeinde rund um den Globus aufgebaut und immer wieder Videos mit seinen Ansichten ins Netz gestellt. Er hat auch eine Freundin und ein Kind, die er aber zurücklassen muss, um seine letzte Mission zu erfüllen: Den Präsidenten der USA töten um damit die Welt in eine Spirale der Anarchie zu stürzen, denn seine Anhänger warten nur auf ein letztes Zeichen von Bill, um endlich zu den Waffen greifen zu können, um die Welt vom Kapitalismus, Lügen, Betrug und der Sklaverei durch Geld zu befreien …

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Das ist das Ende. In dreifacher Hinscht. In erster Linie ist die Trilogie von „Rampage“ zu Ende. Was im Jahr 2009 begann und ein kleiner, gemeiner, blutiger, kompromissloser und absolut überzeugender als auch schockierender Film war, überraschte extrem viele Leute. Immerhin – der Film war von Uwe Boll, dem „Billigfilmer“, dem „Trashproduzenten“, dem „Please Stop Making Movies“-Menschen Uwe Boll. Dass der Herr bereits andere, wirklich eindringliche Filme wie „Darfur“ oder „Stoic“ gemacht hat, schien niemand mitbekommen zu haben. „Postal„, seine genial-irre Verfilmung der (anspruchslosen und dummen) Videospielreihe war geschmacklos, überzogen, peinlich – und auf eine politisch unkorrekte Art und Weise herrlich lustig (und hatte die gleiche Message wie „Rampage„, nur anders verpackt). Ja, ich gebe zu, ich bin ein Fan von Postal (vor allem aufgrund der Selbstironie von Boll).

Rampage 2: Capital Punishment“ war dann mehr eine längere Erklärung der Weltsicht von Brendan Fletcher und Uwe Boll, die gemeinsam das Drehbuch geschrieben hatten. Meiner Ansicht nach nicht mehr so intensiv und überraschend oder actionreich wie der erste Teil, aber immer noch gut und auf jeden Fall zum Nachdanken anregend. Allerdings merkte man dem Film seinen Mangel an Budget an allen Ecken und Enden an. Definitiv sogar. Boll und Co haben aus dem Geld das sie hatten zwar vermutlich alles was ging rausgeholt, aber man spürte schon, dass die Idee größer gewesen wäre, als das Geld es zugelassen hat.

Damit sind wir beim zweiten Ende: In „Rampage: President Down“ geht die Welt unter. Oder sie ersteht neu auf. Das ist strikt Ansichtsache. Bill zieht sein Ding durch. Alles was er vorbereitet hat, all die Jahre der Vorbereitung – hier laufen die Fäden zusammen. Ein letztes Aufbäumen, ein letztes „Fuck You!“ an die Welt und dann geht es in die Anarchie. Die Menschen stehen auf und wehren sich gegen ihre monetären Sklavenhalter, sie holen sich zurück, was ihnen gehört und lassen die Milliardäre und Banker ihre liebsten Grüße in Form von Kugeln im Kopf zukommen. Zumindest vermitteln das die Nachrichten am Ende des Films, denn sehen tun wir so gut wie nichts davon.

War es im zweiten Teil bereits bemerkbar, so ist es im dritten Teil eine Tatsache: Das Budget hat aus einem vermutlich absolut großartigen Film einen kleinen, beschaulichen und an seiner Ambition leider scheiternden dritten Teil gemacht. Was wirklich, wirklich schade ist. Die Kickstarter-Kampagne, die Hr. Boll für den Film laufen hatte, ist gescheitert (ich habe leider erst gemerkt, dass sie lief als sie schon vorbei war, sonst hätte ich klar unterstützt) und so musste man eben mit dem auskommen, was da war.

Das merkt man an den Locations und den vielen Rückblenden als auch dem „Foreshadowing“ klar. Es streckt den Film, dient nicht immer einem Zweck und das actionreiche Ende ist zwar gut gemacht, aber tatsächlich bietet es wenig Neues. Da hätten die Herren Fletcher und Boll vermutlich noch mehr zurückstecken und eine andere Form von Erzählung finden sollen, um die Saga abzuschließen.

Wie dem auch sei – filmtechnisch ist alles in Ordnung (viel Wackelkamera halt). Die Tatsache, dass Bill einen Sohn hat und mittlerweile ein Meisterschütze ist muss man akzeptieren (er hatte ja genug Zeit zu üben) und viele Dinge, die wichtig für die Story sind bekommen wir in Form von Nachrichteneinspielungen serviert. War für mich völlig okay. Die Message ist angekommen und ich finde das Ende des Films (im Nachrichtenstudio) herrlich, da es durch den ausführenden Charakter super an Teil 1 und 2 anschließt.

Auch der absolut plakative und schwarze, düstere Humor (wenn es denn Humor ist, ich denke, dass ist durchaus genauso gemeint, wie es gesagt wird) ist wirklich super und man kann nicht umhin Bill (oder Uwe) mit vielen Aussagen einfach zu 100% recht zu geben. Es gibt so viele Szenen, die in meinen Augen zeigen, wie die Welt tatsächlich funktioniert und wie viele medial einfach manipuliert werden (zB bekennt sich ISIS zu Bills Attentat auf den Präsidenten und es gibt noch einige andere solche Seitenhiebe, die ich perfekt platziert finde). Und Brandan Fletcher spielt Bill erneut nicht – er IST Bill.

Damit kommen wir zum dritten Ende: Wie bereits vorhin erwähnt wurde es immer schwerer Geld für die Filme aufzutreiben. Alternative Einnahmequellen haben versagt, also blieb nichts anderes mehr übrig. In einem Interview mit Uwe Boll, das ich unlängst gelesen habe, meinte er, dass es ihm finanziell nicht mehr möglich sei Filme zu machen. Dies ist also sein letzter Film. Uwe Boll verlässt die Showbühne. Es hätte ein Knall werden können (aber dann wäre es wohl nicht der letzte Film gewesen), aber es wurde ein melancholischer, resignativer Schwanengesang, den Boll und Fletcher hier abliefern. Mit Genugtuung, wie ich meine. Mit einer Message, die ihnen wichtig war. In einem Film, der vielleicht nicht großartig ist, aber den Kreis schließt und sich bis zum bitteren(?) Ende kompromisslos treu bleibt.

Lebt Wohl, Bill Williamson und Uwe Boll, vielleicht sieht man sich ja irgendwann mal wieder. Ich hoffe es, denn ihr werdet mir fehlen. Danke an Uwe Boll – die meisten seiner Filme haben mir tatsächlich a) Spaß gemacht (jene, die er als techniches Training gemacht hat, wie „Bloodrayne“ zum Beispiel) und b) mich zum Nachdenken gebracht (ja, zum Beispiel „Rampage„).

„Rampage: President Down“ erhält 6,5 von 10 möglichen, leider am Budget scheitertende, Punkte.

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