Rampage: Capital Punishment (Filmkritik)

Es ist ruhig geworden um Amokläufer Bill Williamson (Brendan Fletcher). Seit seiner letzten Videobotschaft im Internet, über die sowohl von seinen Fans als auch den Kritikern heftig diskutiert wurde, ist bereits ein Jahr vergangen. Nun hat das Planen aber ein Ende. Bill zieht seinen Schutzanzug wieder an, schnappt sich seine Waffen und Bomben und stürmt das örtliche Fernsehstudio irgendwo nahe Washington DC.

Nachdem er hier einige Menschen erschossen hat, nimmt er ein paar Leute als Geisel, unter ihnen den bekannten Nachrichtensprecher Chip Parker (Lochlyn Munro). Der soll nicht nur eine von Bill erstellte DVD landesweit ausstrahlen lassen, sondern auch live ein Interview mit ihm führen. Sollte er oder sein Sender sich weigern, dann werden alle Geiseln sterben. Die Uhr tickt und eines steht fest: Bill wird seine Botschaft an die Welt senden und wenn es sein Leben kostet!

Rampage - Capital Punishment

Fünf Jahre nach seiner ersten „Rampage„, ist der hier wieder mal als Produzent, Drehbuchautor und Regisseur fungierende Uwe Boll zurück. Nachdem er zuletzt mit „Schwerter des Königs 3“ wieder mal eindrucksvoll bewiesen hat, dass er Videospiele und deren Fans hasst und dies mit furchtbar lieblosen Filmen zur Schau stellt, hat er nun scheinbar wieder genug Geld beisammen, um einen seiner für ihn wichtigen Filme der Marke „Dafur“ oder „Assault on Wall Street“ zu drehen. Dabei dürfte das doch begrenzte Budget dazu geführt haben, dass der Großteil der Handlung in nur einem Gebäude spielt, dafür gibt es aber einige Explosionen, die ohne CGI-Billigeffekte auskommen.

Aber das sind natürlich nur Kleinigkeiten. Wichtig ist hier vor allem die Frage, ob Boll wieder mal provozieren wollte (ganz sicher sogar), zum Nachdenken anregen (könnte auch passieren) oder eine echte Botschaft senden möchte (was doch stark fragwürdig wäre). Bill Williamson setzt seinen Feldzug zur Verbesserung des Lebens auf der Erde auf jeden Fall systematisch fort. Die Bösen sind die Regierung, Hollywood, die Religions-Macher, eben alle Reichen und jene Menschen, die die normalen Bürger kontrollieren und mit ihren Parolen für dumm verkaufen.

Leute wie Julian Assange oder Edward Snowden werden von ihm als moderne Propheten bezeichnet, Kriege werden seiner Meinung nach immer nur des Geldes wegen geführt und Länder, die reihenweise Menschen töteten werden weiterhin als Geschäftspartner akzeptiert, weil Reiche eben viel Geld für das eigene Land bringen und über dem Gesetz stehen. Was hier wie schon im ersten Teil sehr gut gelingt, ist es die Wut des Protagonisten nachfühlen zu können, weil er soviel Bereiche mit seinen Hasstiraden abdeckt, dass sicherlich jeder das eine oder andere Thema schon im Kopf hatte und sich über die anonymen Drahtzieher im Hintergrund oder über die sich öffentlich als Vertreter des Volkes bezeichnenden Politiker geärgert hat.

Dass er dann aber wieder wahllos Menschen tötet weil Reden keinen Sinn mehr hat und sein Handeln damit vergleicht, dass es nichts anders ist, wie wenn die amerikanische Regierung hundert Kinder mit einer Rakete tötet, nur damit ein Terrorist dabei stirbt, dann hat er zwar auf eine gewisse Weise recht, aber sein Handeln richtig finden, das passiert ja hoffentlich dann doch bei keinem der Zuschauer. Darum finde ich den am Ende des Filmes zum wiederholten Male eingespielten Aufruf, hinaus zu gehen und die Politiker und die Reichen zu töten, doch etwas bedenklich, da ich mir fast sicher bin, dass dies selbstgerechten „beinahe Amokläufern“ den letzten Stoss geben könnte, um ihre Taten durchzuführen. Aber vielleicht hat dies ja die USA gerade verdient, eben wegen Waffengesetzen und so (und ja, das wird natürlich auch kurz angesprochen).

Stilistisch ist Boll dem Original hier treu geblieben, Wackelkamera-Bilder und Zoom-Aufnahmen bestimmen das Szenario. Der Humor ist schwarz und böse, was auch zu atmosphärisch starken Szenen führt, etwa wenn Bill Yoga als Gymnastik für realitätsfremde Egozentriker bezeichnet und sich dabei von einer von ihm bedrohten Trainerin etwas vorturnen lässt. Überhaupt ist mein Gefühl bei der verbalen One Man Show des Amokläufers konstant gemischt, teilweise ist er für mich nur unsympathisch, egomanisch und verrückt, dann wieder sagt er Sachen, die ich mir ähnlich auch schon gedacht habe, aber eben nicht ausgesprochen. Genau das würde ich dann auch als eine der eindeutigen Stärken des Filmes bezeichnen.

Der größte Pluspunkt ist aber wieder Brendan Fletcher (Boll Dauergast unter anderem auch in „Bloodrayne 3“ oder „Blubberella„), der einige der Dialoge improvisiert haben soll und sämtliche Szenen mit einer Art hypnotisierenden Präsenz füllt. Sogar in die schwächeren Momente bringt er eine gewisse Art von Spannung hinein, ist dabei weder Anti-Held, noch Schurke, oder Opfer des Systems, sondern irgendwie dazwischen und auch noch mehr. Ich habe ihn noch nie besser gesehen, seine Performance würde ich auch klar als das Einzige bezeichnen, was sich im Bezug auf den ersten Teil noch gesteigert hat. Als schleimiger News-Mann ist Lochlyn Munro (Schwerter des Königs 2) mit dabei und Boll selbst spielt dessen Boss, ein echt schräger Auftritt, aber genau das erwartet man auch von ihm.

Insgesamt also eine Fortsetzung, die abgesehen vom steigenden Wahnsinn des Protagonisten, nicht auf größer, lauter und schneller setzt, was entgegen des Hollwood-Trends ist und daher eine feine Sache. Fletcher ist fraglos großartig, was die Botschaft des Filmes betrifft, da könnte man länger darüber diskutieren. Auf jeden Fall ein würdiger Nachfolger und auch handwerklich einer der besten Boll Filme bisher. Ein bombastischer Angriff auf das Weiße Haus kann ja dann im dritten Teil folgen, wenn Boll irgendwo wieder Geld auftreibt, dann könnte das durchaus passieren.

„Rampage: Capital Punishment“ bekommt von mir 6,5/10 das Fernsehen zum Umdenken nutzende Empfehlungspunkte.

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