Destiny (Game-Review)

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„Nur online.“ – Es ist ein kurzer und an sich auch leicht verständlicher Satz, der die Verpackung von „Destiny“ ziert, ganz unten auf der Vorderseite platziert und schnell ins Auge springend. „Wie ernst meinen die Entwickler das wohl“, fragt sich der neugierige Spieler. „Schon klar, viele Funktionen werden nur bei bestehender Internetverbindung verfügbar sein. Aber heißt ‚nur online‘, dass ansonsten wirklich absolut nichts geht?“ – Ja, lieber neugieriger Spieler, genauso ist es. In „Destiny“ kommt man offline genau bis zum Startbildschirm, aber nicht weiter.

Wir wollen das jetzt nicht überdramatisieren. Denn einerseits haben „MMO“-Titel ja bereits so etwas wie eine lange Tradition, und „World of Warcraft“ hat einen Bart, der von Berlin nach Wien reicht und wieder zurück, per Pferdekutsche. Andererseits hatte Microsoft zum Zeitpunkt, da „Destiny“ noch in tiefgreifender Entwicklung war, den Plan, bei der xBox One eine – zumindest einmal tägliche – Internetverbindung vorauszusetzen. Viele aktuelle Download-Titel benötigen eine Verbindung ins Netz, um zu starten, und das auch auf Sonys Plattformen. Trotzdem ist es ungewohnt, zum Vollpreis ein Konsolenspiel zu erwerben, bei dem ohne schnelle Internetleitung tote Hose ist.

OK – nachdem das nun geklärt ist 😉 , lautet die spannende Frage, welche Spielmodi „Destiny“ nun bereithält. Weder das Entwicklerhaus Bungie noch der Herausgeber Activision vermarkten das Spiel als „MMO“-Titel, und das hat auch gute Gründe. Prinzipiell lässt sich „Destiny“ fast vollständig im Alleingang durchspielen, wenngleich dann vieles außen vor bleibt. Wirklich aufblühen tut das Spiel aber erst, wenn man sich immer wieder zu kleineren Gruppen von acht bis zehn Personen zusammenschließt und dann gezielt gemeinsam zu Missionen aufbricht.

Diese Umsetzung des Multiplayer-Modus ist recht eigenständig und konzeptionell schlüssig. Vor allem funktioniert sie auch gut: Nachdem wir vorher so kritisch waren, müssen wir Bungie nun auch ein Kompliment machen. Anders als bei vielen anderen Neuveröffentlichungen gab es beim Start von „Destiny“ keine Serverprobleme, die es Spielern unmöglich gemacht hätten, Teil des Geschehens zu werden. Zumindest hätten wir keinerlei Berichte von frustrierten frühen „Destiny“-Berufenen gefunden. Hier hat das Bungie-Team offenbar sehr darauf geachtet, die nötigen Kapazitäten zu haben, und gründlich geplant.

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Die „Welt“, in der die Handlung von „Destiny“ ihren Lauf nimmt, ist bekannt und neuartig zugleich. Die drei Planeten Erde, Mars und Venus plus der Erdenmond dienen als Schauplätze. Allerdings entfaltet sich der Plot nicht in der Jetztzeit, sondern in einer fernen Zukunft, in der die Menschheit die Nachbarplaneten zu besiedeln begonnen und sich verdreifacht hat. Der Haken daran ist nur, dass im Verlauf der Expansion Aliens auf der Bildfläche erschienen sind, die den Helden des Spiels ordentlich das Leben schwer machen. Alle Planeten wie auch der Mond sind optisch aufwändig in Szene gesetzt und mit unterschiedlichsten Gegnern gespickt, die über eine ordentliche Portion künstliche Intelligenz verfügen. Jeweils circa fünf Missionen warten darauf, erledigt zu werden; ihre Länge fällt unterschiedlich aus (etwa 15-40 Minuten).

Der große Sachverstand, den Bungie schon so oft bei „Halo“ unter Beweis gestellt hat, zeigt sich auch bei „Destiny“ in aller Deutlichkeit. Die Waffen sind ausgefeilt, die Gegner vielfältig und klug, die Hauptfeinde originell und neuartig und die musikalische Untermalung sehr gelungen. Dramaturgisch ist „Destiny“ sehr ausgeklügelt und der Spannungsbogen reißt nie ab. Allerdings taucht in diesem Kontext schon ein Makel auf, nämlich die Story. Selbst wenn man sich bemüht, die Zusammenhänge im Spiel zu verstehen, so wollen sie sich doch nicht so vollends erschließen lassen. Das mag daran liegen, dass Bungie angesichts der Multiplayer-Ausrichtung bei der Stringenz des Plots Kompromisse machen musste. Oder aber die fehlenden Puzzleteile waren einst als Teile des Kernspiels geplant und dann zum – noch zu erscheinenden – Download-Content umfunktioniert und ausgelagert.

A propos Download-Content: Dass die Inhalte, die mit der frisch gekauften Silberscheibe geliefert werden, am Ende des Tages nicht alles gewesen sein werden, was „Destiny“ bereit hält, ist ein offenes Geheimnis. Was von den künftigen Ergänzungen gratis und was kostenpflichtig sein wird, wird darüber entscheiden, ob „Destiny“ nun ein gutes oder ein exzellentes Preis-Leistungsverhältnis aufweist. Wer lediglich den grundlegenden Storymodus bestreitet und sich einer kleinen Handvoll Gemeinschaftsmissionen anschließt, könnte den Eindruck erhalten, von „Halo 4“ besser bedient worden zu sein. (Hier unsere Rezensionen zu „Halo 4“ und „Halo: Reach“, Letzteres noch von Bungie.)

Der Vergleich mit dem einstigen Franchise Bungies, eben diesem wohlbekannten „Halo“, drängt sich nicht nur vordergründig auf. Je nach Spielertyp kann man vom vergleichsweise dünnen Storymodus (sprich: Einzelspielermodus) von „Destiny“ ein ganz klein wenig enttäuscht sein. Aber auch abseits dessen spürt man oft, wie sehr sich Bungie bemüht hat, gleichzeitig die eigenen Stärken zu nutzen und doch nicht einfach einen „Halo“-Klon aus dem Ärmel zu schütteln. Und „Destiny“ ist definitiv mehr als das, viel mehr sogar. Ob jedoch alle Komponenten dieses Mehrs für den Großteil der Spieler eine Bereicherung sind, wird sich erst nach und nach zeigen müssen.

Wir geben „Destiny“ 8,5 von 10 internetaffinen Empfehlungspunkten.

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