Assault on Wall Street (Filmkritik)

Der Sicherheitsbeamte Jim Baxford (Dominic Purcell) führt mit seiner Frau Rosie (Erin Karpluk) ein bescheidenes Leben in einem kleinen Häuschen mitten in New York, ohne dabei im Alltag mit finanziellen Problemen kämpfen zu müssen. Als Rosie jedoch schwer erkrankt und ihre täglichen Behandlungen nicht nur sehr teuer sind, sondern sich auch über einen längeren Zeitraum erstrecken, muss Jim auf seine Geldreserven zurückgreifen.

Doch sein Erspartes ist weg, verspekuliert von Leuten, die eigentlich als Job haben, das Geld anderer Menschen zu vermehren. Keine Bank kann ihm helfen, Anwälte kosten nur immer noch mehr Geld und liefern keine Resultate. Als Jim gerade dabei ist alles zu verlieren, fasst er einen Entschluss. Die wahren Verbrecher tragen Anzüge, sitzen in riesigen Gebäuden in der Wall Street und gehören bestraft und zwar auf blutige Art und Weise.

Assault-on-Wall-Street

Der vielgehasste Uwe Boll hat eine neue Art von Film in sein Repertoire aufgenommen. Neben trashigen und lieblos heruntergekurbelten Computerspielverfilmungen (Bloodrayne 3, Far Cry), die Geld bringen und seinen Herzensprojekten (Rampage, Darfur), die kontrovers und brutal daherkommen, gesellt sich nun das Genre Drama hinzu. Das soll wohl ein Scherz sein meint ihr nun? Nein, eher eine positive Überraschung.

Für den Film hat er selbst einiges an Hintergrundwissen angesammelt, am Drehbuch gearbeitet und als Hauptaussage angegeben, dass er zwar nicht zum Erschiessen von geldgeilen Bankern aufrufen möchte, doch ihnen durchaus Angst machen will, damit diese anfangen zu überlegen, ob diese nicht auch ohne skrupellose Geschäftemacherei zum Erfolg kommen können. Natürlich bleibt Boll sich aber auch hier treu. Den Showdown des Filmes werden einige Moralapostel sicher sofort als bedenklich einstufen.

Was aber vorher passiert, ist eine gute Stunde Handlung, eine Mischung aus Sozialstudie und Familiendrama, technisch sehr gekonnt gefilmt und geschnitten und einigen Boll-Hassern darum sicherlich ein Dorn im Auge. Für mich aber wieder mal ein eindeutiger Beweis, dass er nicht nur kann wenn er will, sondern insgesamt auch einiges dazu gelernt hat. Einen ruhigeren Film mit so wenig Action, der sich auf Story und Darsteller verlässt, habe ich von Mister Uwe wirklich noch nie gesehen.

Als Zuschauer fühlt man klar mit Jim mit und wenn er gegen Ende das Böse in anzugtragender Form beseitigt, dann hat man null Mitleid mit ihnen. Klar wird hier auf moralische Grautöne verzichtet, Gut und Böse sind klar abgesteckt und das Ganze wirkt eher weniger wie eine Actionorgie, als wie die offensichtliche öffentliche Auswirkung des totalen inneren Chaos unseres Antihelden. Die für ihn an seiner Situation schuldigen Menschen zu bestrafen, bleibt so seine einzige ihn ausfüllende Lebensaufgabe.

Was Boll ja sehr sympathisch macht, ist sein Umgang mit Schauspielern. Er wählt gerne die, die sich nicht mehr oder nie auf der Sonnenseite Hollywoods befanden und setzt diese auch gerne gleich in mehreren Projekten ein. Sowohl Dominic Purcell (Killer Elite), der außerhalb der Momente mit seiner Frau eigentlich immer wütend wirkt, als auch Erin Karpluk, die man nach ihrer hier gezeigten Performance einfach gerne haben muss, spielen in Boll´s nächsten Projekten mit.

Wieder mit dabei ist auch Edward Furlong (Siegburg) als Partner von Jim, Michael Pare (Tunnel Rats) als Polizist, Lochlyn Munroe (In the Name of the King 2) als zweifelhafter Geldanleger und sogar Bloodrayne selbst – Natassie Malthe – hat einen Miniauftritt als Kellnerin. Mit Keith David (Chain Letter) als Cop, Eric Roberts (The Expendables) als schleimigen Anwalt und John Heard als arroganten Oberbanker, sind dann auch noch ein paar bekannte Namen mehr als Neuzugänge im filmischen Boll-Universum mit dabei. Allesamt hatten sichtlich ihren Spass und geben sich keine Blöße.

Angeblich ist der Meister sehr zufrieden mit seinem Werk und hält es für eines seiner besten Arbeiten. Dem kann ich nur zustimmen. Ganz ohne Provokation kommt zwar auch dieser Film nicht aus, was ja nichts Schlechtes ist, doch es geht offensichtlich auch anders im Hause Boll. Natürlich werden sich Actionfans hier langweilen und Dramafreunden wird das Ende zu brutal sein, doch ich bin mir sicher, dass dieser Film sein Publikum finden wird, immerhin sind böse Banker ein prima Feindbild in der heutigen Zeit, nicht nur für Amerikaner.

Assault on Wall Street aka. Bailout: The Age of Greed bekommt von mir 7/10 Geldverlust mit Bleigewinn wieder ausgleichende Empfehlungspunkte.


2 thoughts on “Assault on Wall Street (Filmkritik)

  1. Ah, lange keinen Boll-Film mehr gesehen, werde ich wohl mal wieder in Angriff nehmen müssen 🙂

    BTW, habt Ihr gut gemacht, sieht ja sehr gewohnt aus 😉
    In Safari (Version 6.0.5 (8536.30.1) MacOS 10.8.4.) gibt es noch kleine Bugs, zum Beispiel öffnet sich beim Laden der Seite ein leeres Pop-Up Fenster, das man aber schließen kann.

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