Demolition – Lieben und Leben (Filmkritik)

Davis Mitchell (Jake Gyllenhaal) ist ein erfolgreicher Investment Banker. Bei einem Autounfall kommt seine Frau Julia (Heather Lind) ums Leben, während er ohne einen einzigen Kratzer überlebt. Irgendwie stellt sich bei Davis kein Gefühl der Trauer ein. Dennoch hat sich etwas verändert. Mit der Hilfe von Karen Moreno (Naomi Watts), einer Kundendienstmitarbeiterin, beginnt er damit, sein altes Leben und seine Ehe Stück für Stück zu demontieren.

Demolition

Regie bei diesem Film führt Jean-Marc Vallée, der 2013 mit „Dallas Buyers Club“ vergleichsweise erfolgreich war. Bei seinem aktuellen Werk widmet Vallée sich dieses Mal dem Thema der Trauerbewältigung und zwar auf eine ungewöhnliche Art und Weise. Für die Hauptrolle konnte er Jake Gyllenhaal für sich gewinnen, der zuletzt mit Filmen wie „Southpaw“ und „Nightcrawler“ von seiner Vielseitigkeit überzeugen konnte.

Der Film beginnt mehr oder weniger mit dem Autounfall. Während er im Krankenhaus wartet möchte Davis etwas bei einem Automaten kaufen, doch die Maschine verweigert ihm die Süßigkeit. Unzufrieden mit seiner Erfahrung als Kunde, schreibt er der zuständigen Firma einen Brief und erläutert dabei im Detail seine Situation.

Irgendwie scheint die Trauer bei Davis anders zu funktionieren. Er ist scheinbar nicht traurig und dennoch dürfte sich etwas in ihm verändert haben. Neben dem Brief an den Kundendienst, dem noch weitere Folgen, beginnt er damit Dinge zu zerlegen und arbeitet später im Abriss – eine Tätigkeit für die er sogar bezahlt.

Später tritt dann Karen in sein Leben, die als Kundendienstmitarbeiterin seine Briefe gelesen hat und tief emotional von ihnen berührt ist. Irgendwie ist die Geschichte schräg. Sie führt nirgends hin und hat scheinbar nur den Zweck regelmäßig Emotionen beim Zuschauer zu erzeugen. Dabei ist der Film weder besonders witzig noch traurig und dennoch ist man emotional gefesselt.

So überzeugt der Film den Zuschauer beispielsweise von Davis Gefühlen für seine Frau, obwohl er kein Gefühl der Traurigkeit empfindet. Dies gelingt durch kurze Montagen, die die Vergangenheit zeigen. Selbst wenn Davis nicht ausdrücken kann, was er für seine Frau empfindet, bekommt man als Zuschauer dennoch ein Gefühl dafür.

Dann gibt es Szenen, wie die bereits mehrfach erwähnten Briefe an den Kundendienst, die von der Inszenierung und dem Inhalt her hundertprozentig stimmig sind. Der Umstand, warum der Film in seiner Gesamtheit so gut funktioniert, ist, neben der Inszenierung, vor allem Jake Gyllenhaal zu verdanken. Gyllenhaal fiel in der Vergangenheit vor allem durch seinen körperlichen Einsatz für seine Rollen auf, kann hier aber, wieder einmal, ganzheitlich überzeugen.

Als Davis verhält er sich vergleichsweise schräg, wenn man die Situation bedenkt und dennoch wirkt er zu jedem Zeitpunkt authentisch. Er will verstehen wie die Welt funktioniert, er will sie einreißen und er will sein Leben neu ausrichten. Der Film begleitet Davis in diesem Abschnitt seines Lebens und er funktioniert ausgezeichnet weil Gyllenhaal perfekt in die Rolle passt.

In den Nebenrollen finden sich unter anderem Naomi Watts (St. Vincent) als Karen, Judah Lewis (Point Break) als Karens Sohn und Chris Cooper (The Muppets) als Davis Schwiegervater Phil. Watts und ihr Filmsohn Lewis sind, was ihre Rollen betrifft, teilweise etwas schräg unterwegs, wobei alle ausgezeichnete Arbeit leisten.

Alles in allem ist „Demolition“ die außergewöhnliche Aufarbeitung eines eigentlich deprimierenden Themas. Die von Jean-Marc Vallée inszenierte Geschichte überzeugt durch eine emotionale Umsetzung, glänzt durch eine perfekte Inszenierung und perfekt besetzte Rollen, wobei vor allem Gyllenhaal selbst von sich überzeugen kann.

Der Film „Demolition“ bekommt 8,5/10 sich selbst findende Empfehlungspunkte.


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