Still Alice – Mein Leben ohne Gestern (Filmkritik)

Dr. Alice Howland (Julianne Moore) ist eine anerkannte Linguistikerin, die gerade ihren fünfzigsten Geburtstag gefeiert hat. Sie leidet seit kurzem vermehrt an gelegentlicher Orientierungslosigkeit und es kommt vor, dass ihr während eines Vortrages ein einfacher Begriff nicht einfallen will. Eine neurologische Untersuchung ergibt, dass Alice an einer vererbbaren und aggressiven Variante der Alzheimer-Krankheit leidet. Und die Symptome werden schlimmer…

Still Alice

Wir leben in einer Gesellschaft die, durch die Wunder der modernen Medizin, immer älter wird. Wenn man jetzt bedenkt, dass ein hohes Alter der Risikofaktor für eine Demenzerkrankung ist, wird einem dann auch schnell bewusst, dass diese Erkrankung uns vermutlich irgendwann (wenn auch hoffentlich erst recht spät und vorzugsweise nicht persönlich) trifft.

Dabei trifft es, wie im Falle von Alice, nicht nur die ältere Generation, die sich dann Stück für Stück von ihrem (hoffentlich) erfüllten Leben verabschieden muss. Alice ist gerade einmal fünfzig Jahre alt, ein Alter, dass eigentlich in der heutigen Zeit noch keines ist. Normalerweise steht man zu diesem Zeitpunkt mit beiden Beinen im Leben und ist ein vollwertiges Mitglied der Gesellschaft.

Alice ist eine starke, erfolgreiche Frau, die zu Beginn massive Schwierigkeiten damit hat, sich mit ihrer Erkrankung abzufinden. Sie trifft Vorkehrungen für den Fall, dass die Krankheit zu weit fortgeschritten ist und ist kurze Zeit später am Boden zerstört, nachdem sie ihren Job verliert, weil sie ihre Vorträge nicht mehr halten kann.

Als es dieses Jahr um den Oscar für die beste Performance einer Schauspielerin in einer Hauptrolle ging, war bereits vorher klar, dass ihn Julianne Moore (The Hunger Games: Mockingjay) für diesen Film bekommen würde. Moore schafft es dabei einerseits ihre Alice als starke Person zu inszenieren, die sich andererseits im weiteren Verlauf der Krankheit/des Filmes immer mehr selbst verliert.

Einer der bewegendsten Momente ist dann eine Rede, die Alice bei einer Veranstaltung eines Verbandes für an Alzheimer Erkrankte hält – wenn man hier nicht emotional wird, kann man vermutlich mit dem Thema nichts anfangen. Auch wenn Moore (natürlich) den zentralen Platz in der Geschichte hat, so ist es dennoch passend, dass ihre Familie einen entsprechenden Platz im Leben von Alice hat.

Alec Baldwin (Blue Jasmin) als Ehemann John mag auf den ersten Blick etwas eigenartig wirken. Dennoch spürt man eine innige Verbindung zwischen Alice und John, der sich liebevoll um seine Frau kümmert und seine Kariere vorerst hinten anstellt. Kristen Stewart kann hier als Tochter Lydia etwas mehr zeigen als in „Twilight„, wirkt aber dennoch immer irgendwie gelangweilt.

Kate Bosworth (Superman Returns) als ältere Tochter Anna wirkt dagegen übermäßig verkrampft, was im Kontext des Films ebenfalls nur mäßig funktioniert. Erzählerisch springt der Film gerne in der Zeit, was aber nie störend auffällt. Sowohl die Optik als auch der Soundtrack wirken meist dezent und sorgen dafür, dass das gezeigte nicht allzu deprimierend wird.

Alles in allem ist „Still Alice“ ein Film, der dem Zuschauer einen ernüchternden Einblick in das Leben einer Alzheimerpatientin gewährt. Julianne Moore ist großartig als Alice und vermittelt glaubhaft sämtliche Stadien ihrer Erkrankung. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass Richard Glatzer und Wash Westmoreland sowohl für Regie als auch Drehbuch verantwortlich waren. Die Geschichte basiert auf dem gleichnamigen Roman von Lisa Genova aus dem Jahr 2007.

Der Film „Still Alice“ bekommt 8/10 immer noch Alice seiende Empfehlungspunkte.


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