Live by Night (Filmkritik)

Im Boston der 20er Jahre fließt der Alkohol, obwohl er eigentlich durch die Prohibition verboten ist. Verantwortlich dafür sind Männer wie Joe Coughlin (Ben Affleck), dem Sohn eines Polizisten, der seiner Erziehung zum Trotz ein Leben als Krimineller gewählt hat. Er erklimmt die Karriereleiter und schafft es, trotz einiger moralischer Bedenken, zu einer der mächtigsten Personen im Alkoholschmuggelgeschäft zu werden.

Dieser Film basiert auf dem gleichnamigen Roman des Autors Dennis Lehane, dessen Romane wie „Mystic River“, „Gone Baby Gone“ und „Shutter Island“ bereits ihren Weg auf die Leinwand gefunden haben. Warner Bros. besorgte sich sie Rechte für diese Geschichte bereits 2012 und man hatte die Absicht, Leonardo DiCaprio (The Wolf of Wall Street) für die Hauptrolle zu verpflichten.

Kurze Zeit später wurde bekannt, dass Ben Affleck (Argo) nicht nur die Hauptrolle, sondern auch die Regie übernehmen würde und das Drehbuch schreiben sollte. Nun ist der Film erschienen und hat Afflecks Karriere als Filmschaffender einen herben Dämpfer verpasst. „Live by Night“ ist ein finanzielles Desaster, bei dem Warner Bros. damit rechnet gut 75 Millionen Dollar abschreiben zu müssen.

Die unmittelbare Konsequenz für Affleck bestand darin, dass er erst kürzlich die Regie für den bevorstehenden Batman-Film, bei dem er ebenfalls die Hauptrolle übernimmt, abgegeben hat. Die Frage ist jetzt: Gibt es einen Grund, warum dieser Film von den Zuschauern vergleichsweise beharrlich gemieden wird? Leider ja.

Beginnen wir mit der Handlung: Hier hat man sich wahlweise die falsche Geschichte ausgesucht oder falsch adaptiert. Dafür, dass der Film über zwei Stunden lang ist, passiert hier reichlich wenig. Die Actionsequenzen die es gibt sind erstklassig inszeniert, machen aber leider nur gefühlte zehn Minuten der gesamten Laufzeit aus.

Statt auf Action setzt man hier auf Stimmung. Zugegeben hat man dabei die Vergangenheit gut eingefangen. Von den Kostümen über die Kulissen sieht hier alles unglaublich stimmig aus. Zwar wirkt diese Welt hier und da ein klein wenig surreal und dennoch funktioniert sie hervorragend. Hier gibt es keine Szene, die so aussieht als würde sie optisch nicht dazugehören.

Was die Schauspieler betrifft gibt es nur ein Problem und das ist Affleck selbst. Ich bin davon überzeugt, dass es unglaublich anstrengend ist in einem Hollywood-Bockbuster neben der Hauptrolle auch noch die Regie zu übernehmen. Leider macht sich dieser Umstand dann ganzheitlich in Afflecks Performance bemerkbar.

Die ist nicht per se schlecht, aber es fehlt ihr jegliche Energie. Als Zuschauer hat man regelmäßig das Gefühl der gute Herr habe deutlich zu wenig geschlafen und würde jetzt versuchen irgendwie doch sein Bestes zu geben. Das Ergebnis funktioniert leider in keinster Weise. Es wäre besser gewesen Affleck hätte sich auf die Regie konzentriert, nur eine Nebenrolle übernommen und die Rolle des Joe Coughlin beispielsweise an Leonardo DiCaprio abgegeben.

Der restliche Cast ist durch die Bank gut besetzt. Schauspieler und innen wie Elle Fanning (The Neon Demon), Sienna Miller (G.I. Joe: The Rise of Cobra), Zoe Saldana (Star Trek Beyond), Chris Cooper (The Muppets) und Brendan Gleeson (Edge of Tomorrow) sind allesamt erstklassig in ihren jeweiligen Rollen. Das Problem ist, dass sie allesamt nur relativ kurz vorkommen.

Zudem wird dem Zuschauer durch die hohe Anzahl an guten schauspielerischen Leistungen hier und da bewusst, dass Affleck hier von der Performance seines Lebens so weit entfernt ist, wie er nur sein kann. Schade eigentlich, da er sowohl in „Gone Girl“ als auch in „Batman v Superman“ von sich überzeugen konnte.

Alles in allem ist „Live by Night“ leider ein Film mit einer langweiligen Geschichte und einer unbrauchbaren schauspielerischen Performance des Regisseurs. Dennoch sollte man Affleck nicht zu schnell abschreiben – immerhin ist er Batman!

Der Film „Live by Night“ bekommt 6/10 Regie und Hauptrolle das nächste Mal lieber trennende Empfehlungspunkte.

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