Gone Girl – Das perfekte Opfer (Filmkritik)

Ein warmer Sommermorgen in Missouri: Heute ist Nicks (Ben Affleck) und Amys (Rosamund Pike) fünfter Hochzeitstag, doch Amy ist plötzlich verschwunden. Als sie nicht zu finden ist, gerät ihr Ehemann Nick ins Visier der Polizei. Nick pocht auf seine Unschuld, doch nach und nach tauchen Indizien auf, die darauf hindeuten, dass Amy Angst vor ihrem Mann hatte. Durch den Fund ihres Tagebuchs kommen dunkle Dinge ans Licht, die niemand jemals von der vermeintlich perfekten Frau erwartet hätte. Ist Amy nun tot und wenn ja, war es Nick?

gone girl

Wow. David Finchers (The Girl with the Dragon Tattoo) zehnter Kinofilm hat mich über seine gesamte Laufzeit in seinen Bann gezogen, bei 2,5 Stunden Film durchaus kein schlechtes Ergebnis. Ich wusste durch das Buch, wie der Film ausgehen würde und fand den Film trotzdem spannend bis zum Schluss. Also gleich vorweg, man kann den Film fast nicht einer Kritik unterziehen, ohne zu verraten, ob die Frau jetzt tot ist oder nicht, also: Spoiler ahead, wenngleich ich die im Text kennzeichnen werde.

„Gone Girl“ basiert auf einem gleichnamigen Bestseller-Roman (8 Wochen Nr. 1 der New York Times) der Autorin Gilian Flynn, die auch das Drehbuch zum Film verfasste. Regisseur David Fincher schaffte es die Handlung den ganzen Film über auf kleiner Flamme köcheln zu lassen und ihn dadurch eigentlich so gut wie immer interessant zu halten. Über weite Teile besteht der Film gleichzeitig aus der Sichtweise von Nick und Amy, während Amy via Tagebucheinträge zu sehen war, was den Zuseher im Ungewissen über das Schicksal von Amy ließ. Ansonsten hat der Film einen für Fincher sehr typischen Look. Seine leicht grau-blau stichigen, wunderschönen Aufnahmen, unterlegt mit dem tollen Score von Trent Reznor und Atticus Ross, sind ein wahrer Augenschmaus.

Die Handlung ist so aufgebaut, dass man so ca 45 Minuten echt rätselt, hats Ben Affleck nun getan oder nicht. Immer wieder kommt mal ein Punkt, wo man glaubt er hätte sich verraten und doch kam dann wieder alles anders. SPOILER Ich wusste durch den Roman, dass Amy ihr Verschwinden vorgetäuscht hatte, aber ich sprach mit mehreren Blog-Autoren, die diese Wendung unterschiedlich erlebt haben, bzw sie teilweise vorher gesehen haben und deswegen enttäuscht waren. SPOILER ENDE

Ben Affleck als Nick Dunne zeigte, dass er durchaus schauspielern kann und dass die Befürchtung, er könne der Figur des Batman im kommenden „Batman vs Superman“ nicht gerecht werden, zumindest für mich völlig unbegründet war. Nick schwankt zwischen schleimig, unbedarft und stellenweise schlicht und einfach dumm, tappt von einem Fettnäpfchen ins Nächste, SPOILER nur um am Schluss Amy in ihrem Katz- und Maus-Spiel durchaus ebenbürtig zu sein. SPOILER ENDE Ich hatte den Eindruck, dass er während diesem Film schon die Gewichte für seine Rolle als Batman gestemmt hatte, was für mich nicht unbedingt zu einem faul anmutenden Journalisten passt, aber hier suche ich schon nach Kleinigkeiten.

Rosamund Pike als Amy Dunne war eine absolute Überraschung für mich. Hier schafft sie es wirklich anmutende Emotionen zu transportieren. Wenn sie durch ihr Tagebuch erzählt, wie sie Nick kennen gelernt hat, kann man wirklich nachvollziehen, was sie in ihm gesehen hat. Man sieht förmlich die Herzchen in ihren Augen, wenn sie Nick ansieht. Fincher nimmt sich inmitten der Rahmenhandlung wirklich Zeit, die Entstehung und den Verfall der Beziehung des Ehepaars darzustellen und man kann deutlich an dem Gesicht von Pike ablesen, wie es zu welchem Zeitpunkt um ihre Ehe bestellt ist. SPOILER Als dann offenbart wird, dass Amy alles nur vorgetäuscht hat, sieht man erst was sie eigentlich für ein Psycho ist. Rosamund Pike schafft es durch nur minimale Mimik den Wahnsinn von Amy darzustellen. Keine schwache Leistung, denn als Zuseher gruselt man sich dann beinahe vor der wunderschönen Frau mit der tiefschwarzen Seele. SPOILER ENDE

Auch die Neben-Darsteller waren sehr gut gecastet, allen voran Neil Patrick Harris (A Million Ways to Die in the West), der hier als schmierig, ekeliger Ex-Freund von Amy einen Auftritt hat und beweist, dass er wirklich alles spielen kann. Als Nicks Schwester ist Amy Coon zu sehen, die vorher eher in Serien wie „The Leftovers“ zu sehen war und hier ihren ersten Auftritt auf der großen Leinwand hat. Sie spielte Margo, die Zwillings-Schwester von Nick Dunne. Affleck und Coon verkaufen diese enge Geschwister-Beziehung großartig und man nimmt Coon die bedingungslose Liebe zu ihrem Bruder vollkommen ab.

Kim Dickens (The Blind Side), eigentlich auch eine Serien-Schauspielerin, spielte eine Ermittlerin, die über weite Strecken des Filmes gegen ihren Instinkt Nick Dunne glaubt. Eine echte Überraschung war Tyler Perry (Alex Cross), der als mit allen Wassern gewaschener Strafverteidiger bewies, dass er mit dem richtigen Drehbuch durchaus ein ernst zu nehmender Schauspieler sein kann. Missi Pyle brilliert als sensationsgeile TV-Emanze, die jedes Detail der Ermittlung zu Amys Verschwinden ausschlachtet und sogar so weit geht, Margo und Nick ein inzestuöses Verhältnis anzudichten.

Das Ende ist noch zu erwähnen, da es wirklich mutig war, den Film so enden zu lassen. Man möchte wirklich noch 10 Minuten Laufzeit anhängen und ein „ordentliches“ Ende haben, wie wir es von jeder Krimi-Serie gewöhnt sind, bei der die Täter am Ende des Filmes in Handschellen abgeführt werden und im Knast landen.

Fazit. „Gone Girl“ ist ein fesselnder Thriller, bei dem David Fincher großartig den Beginn und den schleichenden Verfall einer Beziehung dokumentiert, ja wie man sich trotz diverser Versprechen in jemanden verwandeln kann, der man nie werden wollte.

Dieser Film bekommt von mir 9/10 nicht vermisste Punkte.


18 thoughts on “Gone Girl – Das perfekte Opfer (Filmkritik)

  1. Ich war nicht halb so begeistert, wie scheinbar alle anderen. Vermutlich habe ich den Film (das meine ich völlig ohne Sarkasmus) nicht verstanden. Als Krimi fand ich ihn sehr konstruiert und gerade die „Befreiung“ SPOILER von Amy, die das gleiche schon vor Jahren abgezogen hat, das Bewusstsein, der Polizistin, dass da was nicht stimmt und auch die Frage „wenn sie die ganze Zeit angebunden war, woher hatte sie das Messer“ etc werden für mich nie beantwortet, sprich: Die Frau hätte in meinen Augen aber sowas von auffliegen müssen. Oder warum räumen die beiden den Schuppen nicht aus, wenn sie den Plan von Amy kennen? Wenn im ganzen Haus Kameras sind, dann müsste man doch sehen, das die Sache (Amy und Ex-Lover) abgekartet war. Ich weiß schon, dass sie sich die Kameras ansieht, um zu sehen, wo sie sich zeigen kann und wo nicht, aber allein als sie ins Haus kommt – da müssen schon Unmengen von Material sein, die sie freiwillig(!) im Haus zeigen, etc) SPOILER ENDE SPOILER ENDE

    Als eine Betrachtung und extreme Überzeichnung der Dinge, die sich Pärchen antun ist der Film super gelungen und zeigt halt wirklich, wozu Menschen bzw. gekränkte Menschen fähig sind bzw. wären.

    Technisch brillant (wie von Fincher gewohnt), musikalisch perfekt umgesetzt und von allen gut gespielt, war ich dennoch der Meinung, das der Film viiiiel zu lange dauert. Vermutlich, weil ich der Meinung war, dass es sich um einen Krimi handelt (dessen Lösung schon gaaaaanz lange vorher angekündigt wird) und nicht um eine Charakterstudie.

    Schade, dass ich den Film offensichtlich nicht so genießen konnte wie er gemeint war. Ich scheine was verpasst zu haben.

  2. Ich habe mir ja gedacht, dass sie ev Videomaterial gelöscht hat, wie sie da herum gedrückt hat, aber das war nur eine Theorie von mir. Aber ja da hast du Recht, wenn sie das Bildmaterial sichten, müsste das eigentlich auffallen.

    Und ja das mit dem Schuppen war von der Seite von Nick absolut dämlich, da er ihr damit komplett in die Hände gespielt hat.

  3. Wie sie so herumgedrückt hat, hat sie – sowie ich das verstanden habe – geschaut, wo die Kameras aufzeichnen, damit sie weiß, wo sie was spielen muss und wo sie „normal“ sein kann.

    Ich fand auch die „Will you let me continue my story about how I was being held by a sicko and brutally and sexually abused …“ etc-Sager während sie im Krankenhaus war ziemlich aufs Auge gedrückt. Das war so offensichtlich manipulativ, dass mir fast das Kotzen gekommen ist. Und alle Männer im Raum gucken nur und nicken … ich fand das abartig, ehrlich gesagt. Dass da kein einziger Typ dabei war, der mehr als zwei Hirnzellen hatte ..

    Aber wie gesagt, wenn er damit zeigen wollte, wie leicht sich Männer durch oder Medien durch Aussagen über „sexuellen Missbrauch“ über den Tisch ziehen lassen, dann ist es logisch. Allerdings finde ich dann die Message vom Film ein bisschen schräg … (weil das alle Vergewaltigungsopfer als potentielle LügnerInnen hinstellt, denen sowieso geglaubt wird … und in der Realität kommt mir das leider genau umgedreht vor).

    • ich für meinen teil bin einfach davon ausgegangen, dass sie wusst wie das videoüberwachungssystem von nph funktioniert. immerhin war sie ja mehrere wochen dort und hatte genügend zeit herauszufinden wo die kameras sind und wie man gegebenenfalls aufnahmen löscht – sonst hätte sie ja wohl kaum behaupten können der typ hätte sie jeden tag vergewaltigt.

      vielleicht wirkt die von dir als beispiel gebrachte szene im krankenhaus für dich künstlich weil du weißt was wirklich gelaufen ist. denn es gilt nicht zuvergessen, das es auf grund einer gründlichen planung ihrerseits scheinbar eine menge indizien und gestellter beweise gab (hat man andeutungsweise gesehen). das einzige was ich komisch fand, dass die eingeweihte polizistin am ende sagt „sorry kamma nix machen, fall abgeschlossen“….

      das mit dem schuppen hat mich auch nicht gestört. da ben und seine schwester ja mehr oder weniger beobachtet wurden hätte das vermutlich auch noch wer gesehen (war doch eine menge) – ganz zu schweigen von möglichen fingerabdrücken. wobei ich die aussage „sie kennen den plan von amy“ für weit hergeholt halte, denn zu wissen das jemand böses plant und zu wissen was läuft sind zwei verschiedene dinge.

      wegen amys alten freund. natürlich hat der behauptet er war es nicht. das er es wirklich nicht war spielt hier aber meiner meinung nach keine rolle, da jeder verbrecher vermutlich erst einmal behauptet er war es nicht. nach dieser logik wäre jede frau die opfer eine vergewaltigung wird erst einmal selbst verdächtig wenn ihr das selbe noch einmal passiert?

  4. Nein, keineswegs ist jede Frau, die Opfer einer Vergewaltigung wird in meiner Welt erst Mal selbst verdächtig, weit weg davon. Auch nicht, wenn ihr das zwei Mal passiert – aber wenn ich von dem Medienrummel in dem Film ausgehe, dann glaube ich auch, das es mehr als nur eine/n Reporter/in gibt, die an dem Fall dran ist (was man ja auch haufenweise sieht) und irgendeine Person da dabei, wird nachhaken und recherchieren und draufkommen, dass da was im Argen liegt … zumal ja auch eine ziemlich große Zeitspanne offen ist – Warum ist sie erst ab Datum XY bei dem Typ auf Kamera und nicht früher, was war in der Zwischenzeit? Wo war sie in der Zwischenzeit? Hat der Tote überhaupt an dem TAg, an dem sie verschwunden ist Zeit gehabt, um sie zu entführen, oder hatte er ein Alibi, etc.

    Da gibt es so viele Fragen – dass die sich (nochmals: gerade bei dem Medienrummel) niemand ansieht … hm, sag ich nur. Hm.

    • ich glaube du mutest dem durchschnittlichem reporter zuviel zu. meiner meinung nach machen sich immer mehr medien, die eigentlich den anspruch haben sollen über tatsächliche neuigkeiten zu berichten, zu viele sorgen über quoten bzw auflage was (teilweise) zur folge hat das schlecht recherchiert wird und etwas als tatsache verkauft wird, was eigentlich nicht viel mehr ist als ein gerücht oder eine vermutung (was man meistens dann merkt wenn man selbst gut über ein thema bescheid weis).

      und bezüglich der aufzeichnungen von Neil Patrick Harris: sollte ich jemand in mein mit überwachungskameras ausgestatteten ferienhaus entführen, würde ich die aufnahmen in regemäßigen abständen verschwinden lassen (keine beweise und so?). das deckt sich mit der annahme, dass amy sie einfach gelöscht haben wird (bis auf die letzte bei der sie scheinbar vergewaltigt wird), ist naheliegend und meiner meinung nach die logische erklärung.

      vielleicht ist das problem einfach das der film für dich nicht funktioniert hat was zur folge hat das du hier probleme oder logikfehler findest wo zumindest ich keine sehe.

  5. Ich denke du hast recht. Ich weiß aber noch nicht so recht, ob ich ein Problem habe, weil der Film Fehler hat, die ich handlungstechnisch nicht nachvollziehen kann (wobei ich nochmals dick und fett unterstreichen muss, dass ich ihn eh gut fand – aber halt nicht so genial, wie überall geschrieben wird. Ich hätte ihm so grob 7,5 Punkte gegeben) oder ob ich Fehler suche, weil ich den Film nicht mochte. Ist aber auch letztlich egal.

    Ich sage halt jetzt mal, dass es ein Problem ist, wenn man „zu viel“ Filmwissen hat und als ich gelesen habe, dass es ein Film von Fincher ist, war mir schon klar, wie der funktionieren muss. Was weniger über mich als mehr über Fincher aussagt 🙂

    • ich kenne aus erster hand. wenn es ein film nicht schafft dich in irgendeiner form zu fesseln dann fallen dir vermehrt szenen auf die für dich keinen sinn ergeben bzw. fängst du an unterbewusst fehler zu suchen.

      auf der anderen seite fallen dir solche logikfehler entweder nicht auf oder du suchst/findest eine einigermaßen plausible erklärung für diese wenn der film für dich funktioniert.

      aus diesem gesichtspunkt werde ich vermutlich für viele deiner fehler eine (zumindest für mich) zufriedenstellende erklärung finden. was ich dennoch nicht nachvollziehen kann ist, dass gewisse zuschauer (nicht einmal unbedingt auf dich bezogen) die eine oder andere „schockierende“ wendung erahnen und in weiterer folge mit dem film nichts mehr anfangen können – ist ja nicht so das in 2,5 stunden nicht noch mehr passiert?!

  6. Das mit der Wendung kommt darauf an … bei einem Mystery/Krimi/Thriller ist es halt schon ein wichtiges Element vom Spannungsaufbau, dass man nicht weiß, was noch passieren wird – und gerade bei so einem Film macht das dann halt viel kaputt.

    Wie oft hast du „Der Sechste Sinn“ gesehen, nachdem du wusstest, dass Bruce Willis die ganze Zeit über ein Geist ist? Ich ein einziges Mal. Um zu sehen, ob die irgendwo einen Fehler gemacht haben. Ein super, genialer Film. Aber wenn ich vor dem Ansehen schon gewusst hätte, was das Thema ist, dann wäre er langweilig.

    SPOILER SPOILER SPOILER

    Hier das gleiche: Es ist ja nicht so, dass ich in dem Fall vorher wusste, dass sie alles inszeniert hat. Aber nach den ersten Szenen (Spiel, Kärtchen, jedes Hochzeitsfest, etc) war mir sogar schon relativ rasch klar, wie das laufen wird. Das klingt jetzt vielleicht arrogant, aber das ist dann langweilig, wenn 2 Stunden lang Sachen passieren, die man eh kommen gesehen hat. Von Dingen wie „warum räumen die den Schuppen nicht leer“ mal abgesehen. Oder die Szene als sie von dem „Pärchen“ überfallen wird – die fand ich super, weil ich damit absolut NICHT gerechnet hatte. Wenn es „nur“ das „Sie steckt dahinter“ wäre, dann ist das kein großes Ding, weil das „wie“ ja noch verdeckt ist. Aber wenn man sich ziemlich genau ausmalen kann, was noch alles passieren wird (weil Fincher ja auch alles super genau vorbereitet – wenn du den Film nochmals siehst, dann wirst du sehen, dass er ALLES was noch kommt bereits voher ankündigt – das macht er IMMER), und das ist dann halt … naja.

    Was witzig ist, weil ich grad ein Buch „The Anatomy Of Story“ gelesen habe und an die Sachen die da drin stehen hält Fincher sich akribisch.
    SPOILER ENDE SPOILER ENDE SPOILER ENDE

    Ich werd mir den Film nochmals auf Englisch ansehen, vermutlich mag ich ihn dann mehr. Ich konnte, wie gesagt, ja auch mit der Synchrostimme von Amy nix anfangen (die war so pathetisch leidend und schmachtend, da hab ich Aggressionen bekommen).

    • „the sixth sense“ ist ein nettes beispiel aber dennoch eher die ausnahme, denn filme in denen ein stückchen information die sichtweise des zuschauers so dermaßen verändert gibt es eigentlich kaum.

      übrigens, wenns nach dem geht wären z.b. sämtliche filme des marvel cinematic universe total langweilig: immerhin ist es von vorhinein klar dass der bösewicht (entweder der erzähler im trailer oder es ist aus anderen gründen im vorhinein klar wer es ist) mit seinen plänen nicht durchkommt und sterben tut auch keiner der guten…

      selbst wenn man bei „gone girl“ weiß das amy eigentlich an der hinrichtung ihres ehemannes arbeitet (darauf wärs nämlich hinausgelaufen) kann man auch das wie spannend finden. mit „wie“ meine ich unter anderem: was hat sie wie genau geplant (z.B. mit dämliche, schwangere nachbarin anfreunden – check), was macht sie als ihr plan eher zufällig durchkreuzt wird (kurzer Aufenthalt bei NPH) und wie sie es schafft selbst da wieder raus zu winden (was dann zugegeben etwas weit hergeholt war da ich der meinung bin, dass jeder andere filmcop der weiß was läuft weiter ermittelt hätte).

      das mit dem schuppen hab ich bereits weiter oben kommentiert bzw meine sichtweise dazu zum besten gegeben…

  7. Ich muss sagen, dass ich eigentlich schon lange nicht mehr so wirklich von einer Plotwendung wirklich überrascht wurde, wohl auch weil ich durch das Kritiken schreiben ein wachsameres Auge für den Inhalt von Filmen bekommen habe.

    Und ja, gerade Marvel-Filme sind von ihren Bösewichten sehr vorhersehbar, ich sage nur Obediah Stain, Robert Redfords Charakter. Der Mandarin war eine Ausnahme, aber ansonsten is der Böse eigenlich immer der bekannte Schauspieler in der Nebenrolle. Die Filme machen aber trotzdem Spaß, wie für mich auch „Gone Girl“, wenngleich das natürlich eine andere Art Film ist.

  8. @Marvel-Filme: Nein, die Marvel-Filme funktionieren nicht als Thriller und die Handlung wird nie darum gruppiert, wer jetzt der Bösewicht ist. Warum auch? Das sind Actionfilme. Ich habe oben schon betont, dass ich von Mysteryfilmen/Krimis/Thrillern spreche.

    @Bösewicht entlarven: Ich denke, dass ich das oben schon erklärt habe, wie ich das meine, ich kopiere es gern nochmals hierhin: SPOILER SPOILER SPOILER Hier das gleiche: Es ist ja nicht so, dass ich in dem Fall vorher wusste, dass sie alles inszeniert hat. Aber nach den ersten Szenen (Spiel, Kärtchen, jedes Hochzeitsfest, etc) war mir sogar schon relativ rasch klar, wie das laufen wird. Das klingt jetzt vielleicht arrogant, aber das ist dann langweilig, wenn 2 Stunden lang Sachen passieren, die man eh kommen gesehen hat. Von Dingen wie “warum räumen die den Schuppen nicht leer” mal abgesehen. Oder die Szene als sie von dem “Pärchen” überfallen wird – die fand ich super, weil ich damit absolut NICHT gerechnet hatte. Wenn es “nur” das “Sie steckt dahinter” wäre, dann ist das kein großes Ding, weil das “wie” ja noch verdeckt ist. Aber wenn man sich ziemlich genau ausmalen kann, was noch alles passieren wird (weil Fincher ja auch alles super genau vorbereitet – wenn du den Film nochmals siehst, dann wirst du sehen, dass er ALLES was noch kommt bereits voher ankündigt – das macht er IMMER), und das ist dann halt … naja. SPOILER ENDE SPOILER ENDE SPOILER ENDE

    @Zufälligkeit: Da haben wir jetzt von zwei verschiedenen Dingen gesprochen: Du sprichst davon, dass du es spannend gefunden hat, wie Amy auf die unerwartete Störung reagiert. Ich spreche davon, dass die Sache nicht überraschend ist und ich mich das deshalb nicht gefragt habe, wie sie reagiert, weil mir vom Drehbuch her klar war, das NPH (der super creepy gespielt hat) noch eine große Rolle haben wird (als DRITTER in den Credits) und deshalb schon wusste, was kommen wird.

    Summa Sumarum: Wenn man so will, gibt es eigentlich nur einen großen Unterschied: Du warst emotional im Film und bist mitgerissen worden – super, gratuliere, hätte ich auch gehofft. Ich war aus irgendeinem Grund auf der „Meta-Ebene“ und habe nicht die Handlung des Films, sondern den Aufbau des Films analysiert. Keine Ahnung warum, aber das ist halt so passiert (liegt vermutlich an der zu dieser Zeit von mir getätigten Lektüre des weiter oben erwähnten Buches). Emotional war ich ziemlich gleichgültig den Figuren gegenüber, vermutlich deshalb.

    • dann hast du an diese art von film auch schichtweg einen anderen anspruch als ich. als amy beispielsweise bei NPH aufgetaucht ist dachte ich mir auch „und deine lebenserwartung ist gerade drastisch gesunken“. hat es mir die nächsten minuten madig gemacht, denn immerhin ist hundertprozentig klar das NPH bald sterben muss? nein, weil es für mich auch unterhaltsam ist wie sie es macht und nicht nur was am ende rauskommt.

      das man hier zwei stunden lang jede einzelne noch so kleine wendung vorhersieht halte ich für weit hergeholt – respekt an dich dafür, dass du es geschafft hast. alles in allem können wir uns wohl darauf einigen das ich wärend des films mittendrin war und du scheinbar nur dabei (oder wie von dir beschrieben darüber)!

      allgemein ist es ja eher schwierig den zuschauer heute noch zu überraschen und wenn ein regisseur in jedem seiner filme einen twist einbaut rechnet man beim nächsten erst recht damit. auf der anderen seite verbiegen filme die es mit allen mitteln versuchen oft dermaßen die logik das sich die „echt jetzt?“ frage stellt (gibts auch bei serien. mir fällt da gerade „the mentalist“ wo der hauptcharakter freisgesprochen wurde weil der mann den er erschossen hatte halt nicht der serienkiller der seine familie auf dem gewissen hatte?!). es soll ja auch leute geben die das letzte bioshock spiel langweig fanden weil es halt in den vorteilen auch einen twist gab – verstehe ich halt auch nicht…

  9. Ich merke da ein wenig den Vorwurf an mich arrogant zu sein – das dem nicht so ist, stelle ich hier bitte jetzt fix in den Raum. Ich war zB von „Exam“ völlig überrascht, auch wenn der (laut IMDB-Kommentaren) völlig einfach zu durchschauen war. Ich habe auch (weiter oben) ein paar Sachen aufgezählt, die mich überrascht haben, aber dennoch fand ich den Film einfach viel zu lange um mich bei der Stange halten zu können.

    Jedenfalls bleibt für mich übrig, dass „Gone Girl“ mich technisch (auch vom Drehbuch her) auf einer Meta-Ebene fasziniert hat, weil man einfach den Perfektionisten in Fincher hinten und vorne merkt, aber leider emotional völlig unberührt war, während du emotional mitgerissen warst. Punkt. Zumindest sind wir uns einig, das „Guardians Of The Galaxy“ super ist, oder? 😉

    Ich kann und möchte übrigens nochmals betonen (denn das scheinst du irgendwie zu ignorieren, mir kommt sogar vor, du fühlst dich von meinen Kommentaren angegriffen), dass ich den Film ja eh sehenswert fand, aber ich sehe nicht, was ihn zB besser machen sollte als „Prisoners“ … nur als Beispiel (Bei dem saß ich die ganze Zeit auf der Sitzkante und war gebannt, was da noch passieren wird), bzw. den „Hype“ rundherum. Als Studie über Beziehungen: sicher. Als Krimi/Thriller: Nein.

    • nein, das mit arrogant wollte ich mit meinen kommentaren nicht aussagen. ich für mich kann nicht nachvollziehen wie man jede wendung im film vorhersehen kann – von da her war das mit respekt ernst gemeint. ich für meinen teil hab auch ein problem damit filme gut zu finden (auch wenn sie technisch gut gemacht sind) wenn mir die charaktere (emotional) egal sind.

      und ja „guardians of the galaxy“ ist super!

  10. Ich mir gerade nicht alle Kommentare durchgelesen. Deswegen stelle ich eine Frage die vielleicht schon besprochen wurde…aber bitte klärt mich auf. Nach dem Mord an Desi geht Amy wieder nach Hause. Sie parkt in der Einfahrt und ist Blutüberströmt. Kurz darauf in dem skurrilen Kurz-Verhör ist Sie immer noch voll mit Blut. Unter anderem am Hals. Und auch als Sie dann zu zweit nach Hause, und dort direkt unter die Dusche gehen, hat Sie noch immer die selbe Menge Blut am Körper. Ist das nicht seltsam? Das Sie die ganze Zeit in diesem Zustand gelassen wurde. Ist das ein Fehler oder ein Detail mit tieferem Sinn?

    • Ich habe das auch ziemlich komisch gefunden, denn im Krankenhaus schaut man doch normalerweise, dass man Patienten, die offensichtlich traumatisiert sind, nicht am selben Tag wieder nach Hause schickt, bzw sie vorher zumindest notdürftig vom Blut ihres „Vergewaltigers“ befreit.

      Aber im Film haben sie es wohl gelassen, weil sonst die Duschszene weniger Sinn ergibt und weniger dramatisch aussieht…

  11. Ich find den Film sehr gut – ich mag Finchers Regiestil im Allgemeinen einfach sehr. Allzu genau analysieren würde ich den Plot eher nicht, weil die Frage ob das alles „wirklich hätte passieren können“ sicher grobe Schnitzer zutage fördert. Wie auch immer: Mir hat’s gefallen, meiner Meinung nach ein guter, aber nicht der beste Fincher.

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