Final Girl (Filmkritik)

Nachdem ihre Eltern getötet wurden, wird ein kleines Mädchen von einem mysteriösen Mann (Wes Bentley) rekrutiert und einer speziellen Ausbildung unterzogen. 13 Jahre später ist Veroncia (Abigail Breslin) zur jungen Dame herangereift und bereit, ihren ersten Soloauftrag zu erledigen. Vier junge Männer angeführt von Chris (Alexander Ludwig), haben es sich zum Hobby gemacht, junge Damen auszuführen und dann in einem nahen Waldstück Jagd auf sie zu machen.

Veronica steht vor ihrer bisher schwierigsten Aufgabe, doch eines ist dabei klar, die Opferzahl dieses tödlichen Quartetts ist bereits im zweistelligen Bereich angekommen und niemand scheint sich um die Sache zu kümmern, außer sie selbst. Vier starke Jungs gegen ein zartes Mädchen, eigentlich haben die Kerle ja keine Chance, aber mal sehen was passiert. Möge die finale Jagd beginnen!

Final Girl Abigail Breslin

Regisseur Tyler Shields kommt ursprünglich aus dem Bereich der Fotografie, wo er schon einige Bücher herausgebracht hat und weltweit Erfolge mit seinen Ausstellungen feiern konnte. Hiermit feiert er sein Debüt als Regisseur und ich muss schon sagen, visuell weiß der Mann wirklich, was er macht. Sein Film ist zwar in vielen Bereichen angreifbar, doch funktioniert er für mich gerade deshalb, weil die gesamten Drehorte (vor allem der Wald) dieses Theater-Flair versprühen und den Zuschauer einladen, sich einfach auf den Trip einzulassen.

Zuerst mal zum Zeitpunkt der Handlung, das Ganze dürfte wohl ungefähr 1950 in Amerika spielen, wird übrigens nie näher geklärt. Welche seltsame Organisation trainiert denn Kinder in dieser Trainer-Schüler Konstellation, warum fällt nach zwanzig toten Mädchen noch immer niemanden (der Polizei vielleicht) auf, dass die immer mit den vier jungen Männern zuletzt in einem Kaffee gesehen wurden und wo kommen eigentlich diese offensichtlichen Scheinwerfer im Wald daher, die die Schauspieler magisch anzuziehen scheinen, weil sie wenn es darauf ankommt, immer in gut ausgeleuchteten Bereichen agieren?

Wie man sehen kann, brauche ich weder beim Drehbuch noch bei den Settings lange nach Ungereimtheiten suchen, doch stört dies den Film in irgendeiner Weise? Nicht wirklich lautet meine klare Antwort. Angefangen von der befremdlichen Vater-Tochter Beziehung von Veronica und ihrem Trainer, den sie auch gerne auf eine nicht platonische Art lieben wollen würde, wenn er es nur zuließe, bis hin zu den asozialen Bösewichten, die wohl zu keiner normalen Beziehung fähig sind und jeden Tag nur darauf warten, endlich abends wieder auf die Jagd gehen zu können. Das alles wirkt herrlich überzeichnet, schlägt sich auch klar in den Performances nieder und hat eine eigentümliche Sogwirkung.

Abigail Breslin (Haunter) habe ich ja zuletzt in „Maggie“ gesehen, wo sie völlig anders agierte. Im Gegensatz dazu kann sie hier richtig aufdrehen und hat sichtlich ihren Spaß dabei. Irgendwo zwischen manipulativer Lolita und eiskalt tötender Kämpferin angesiedelt, dezimiert sie die Jungs einen nach dem anderen. Man hat – obwohl sie nie wie ein Übermensch wirkt – dabei nie wirklich Angst um sie, man sieht ihr einfach gerne bei der Arbeit zu. Wes Bentley (Welcome to Me) macht zwar nicht viel, außer irgendwie dauernd wütend auszusehen, doch ihn umgibt eine unberechenbare Aura, die besonders im Training schön zum Vorschein kommt.

Das Muttersöhnchen, dass seine Mama heimlich etwas zu sehr liebt, der gelangweilte reiche Junge alleine im riesigen Haus, der einzige Typ mit Freundin, der sich durch ihre Liebe an den letzten Rest Normalität in seinem Leben klammert. Von allen Killern weiß man mehr, als von Anführer Alexander Ludwig (Die Tribute von Panem) und sie agieren großteils ziemlich überdreht. Ludwig selbst ist dafür charismatisch und überheblich und es ist schnell klar, dass er nichts mehr liebt, als den Thrill der Jagd und das Töten von Menschen. Warum? Ist doch egal, dafür gibt es keine Entschuldigung.

Was sehr schön ins Gesamtbild passt, sind dann die Augenblicke, in denen Veronica beim Finale, im Zweikampf auf ihre Verfolger trifft. Da sie unter Drogen stehen, sehen sie Personen, die nicht wirklich da sind. Was dann folgt sind Szenen, die wie bereits anfangs erwähnt wie auf einer Bühne spielend wirken, bei denen Musik, Schnitt und die Effekte diesen Strudel erzeugen, der sich nur durch den Tod der halluzinierenden Person wieder auflösen kann. Dass es dabei um die Optik und nicht um die durchaus vorhandene Gewalt geht, brauche ich hier wohl nicht mehr extra erwähnen.

Insgesamt daher ein Film, den man leicht furchtbar finden kann und man es mir nicht lange erklären müsste, warum dies so ist. Ich persönlich fand ihn aber irgendwie altmodisch und erfrischend zugleich und habe mich gerne auf diesen Trip eingelassen (nur so kann der Film meiner Meinung nach funktionieren). Die Karriere von Breslin verfolge ich sowieso schon länger, doch nun habe ich auch Regisseur Shields auf dem Radar, denn wiederholen kann er sich mit dieser Machart sicherlich nicht ohne zu langweilen, der muss sich bei seinem zweiten Film neu erfinden, was hoffentlich eine spannende Sache wird.

„Final Girl“ bekommt von mir 7/10 den Wald als Bühne eines tödlichen Spieles perfektionierende Empfehlungspunkte.


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