Maggie (Filmkritik)

Zwei Wochen nachdem sie von zu Hause weggelaufen ist, findet Wade Vogel (Arnold Schwarzenegger) seine Tochter Maggie (Abigail Breslin) in einem Krankenhaus auf der Quarantäne-Station wieder. Da sie von einem Zombie gebissen wurde und sich innerhalb der nächsten zwei Wochen verwandeln wird, könnte man sie auch gleich hier lassen, doch das kann Wade seiner Tochter keinesfalls antun.

Während ihre beiden Halbgeschwister bei der Tante untergebracht werden, kümmern sich ihr Vater und Stiefmutter Caroline (Joely Richardson) auf der gemeinsamen Farm liebevoll um Maggie, die lernen muss, sich mit ihrer aussichtslosen Lage abzufinden. Wird Wade wenn es soweit ist die Kraft haben, seine Tochter zurück ins Spital zubringen, wo sie eine tödliche Spritze erhalten wird? Oder bringt er es übers Herz, die Sache selbst mit seinem Gewehr zu erledigen?

Dies ist der erste Spielfilm von Henry Hobson, der bis jetzt für das Design und die Regie von Anfangs- und Endsequenzen von Filmen wie „Fright Night“ und „The Thing“ oder Spielen wie „Killzone: Shadow Fall“ und „The Last of Us“ zuständig war. Mit Produktionskosten von nur 4,5 Millionen Dollar, ist dies der Schwarzenegger-Film mit dem geringsten Budget, seit seinem ersten Auftritt als „Terminator“ im Jahre 1984. Auch sonst hat man den Österreicher noch nie so gesehen und das nicht nur darum, weil ich mich nicht erinnern kann, ihn jemals zuvor auf der Leinwand weinen gesehen zu haben.

Dass die Luft bei Zombie-Filmen gerade durch die Überflutung von herzlosen Billigproduktionen etwas draußen ist, konnte man in den letzten Jahren klar beobachten. Hin und wieder kommt dann aber ein Beitrag, der die Story etwas abwandelt, wie zum Beispiel Zombies als sich ständig verbreiten wollender Virus wie in „World War Z“ oder als Wesen, die sich durch Lieben entscheiden können, wieder menschlich zu werden wie in „Warm Bodies„. „Maggie“ geht den Weg des Vater-Tochter Dramas und verlässt sich bis auf kleine kürzere Horror-Sequenzen, allein auf die Spannung, die aus den verzweifelten Gefühlen der beiden Hauptfiguren resultiert.

Wirklich großartig fand ich Abigail Breslin (Wicked Blood) als Maggie. Einerseits ist sie eine starke junge Dame, die versucht eine gewisse Normalität im Umfeld ihrer Familie aufrecht zu erhalten. Andererseits muss sie sich damit abfinden, nie die Freuden des Erwachsenwerdens genießen zu können, dass ihr Leben schon bald vorbei sein wird und was dies mit ihrem Vater machen wird, der sie über alles liebt und ihrer Mutter vor deren Tod versprochen hat, sie immer zu beschützen. Abgesehen von ihrem Vater ist bei allen anderen Menschen mit denen sie zu tun hat, das normale Auftreten nur Fassade. In Wirklichkeit haben sie Angst vor ihr.

Schwarzenegger gegen Zombies, wenn man so etwas ließt, dann fällt einem viel ein, aber sicherlich nicht ein Film wie Maggie. Arnold (zuletzt schön ironisch wieder als Terminator im fünften Teil Genisys unterwegs) hat hier keine Action und keine Spezialeffekte, die von seiner Schauspielerei ablenken könnten und ich muss sagen, ich fand ihn richtig gut. Die Liebe zu seiner Tochter und der Schmerz darüber, nicht nur dass er sie verlieren wird sondern auch auf welche Art und Weise, sind ihm ins Gesicht eingebrannt. Trotz seines Akzentes musste ich auch bei der englischen Fassung kein einziges Mal schmunzeln und das ist mir vorher noch nie passiert mit ihm.

Die bedrückende Grundstimmung ist jederzeit spürbar und ich hatte beim Zusehen schon bald einen Kloß im Hals, der sich nicht so recht lösen wollte. Das kranke Kind ins Krankenhaus bringen, damit es dort „in Ruhe“ sterben kann? Die dort übliche, tödliche und angeblich ziemlich schmerzhafte Spritze seiner Tochter selbst verabreichen? Sie einfach erschießen? Hier muss der Vater nicht nur mit dem Verlust umgehen lernen, sondern auch mit der finalen Lösung, die er letztendlich wählen wird. Auch die Tochter muss nicht nur mit ihrem Leben abschließen sondern auch Angst haben, dass sie die Menschen verletzt und so zu dem gleichen Schicksal wie dem ihren verdammt, die sie am meisten liebt.

Man kann Regisseur Hobson schon vorwerfen, dass er sich ausschließlich auf die Beziehung der beiden Hauptfiguren verlässt und nicht „mehr“ (was immer das dann auch sein sollte) daraus macht, doch es funktioniert wirklich gut, ist nie langweilig und emotional richtig mitnehmend. Hinzu kommen die Make-up Effekte und die Geräusche wie das Rasseln bei der Atmung, die die Verwandlung von Maggie auch physisch zu einem Horrorerlebnis werden lassen. Dass die gezeigte Gewalt oder kurze Actionsequenzen sehr rar gesät sind und nie in den Vordergrund gelangen, ist dabei eine logische Konsequenz dieser Inszenierungs-Art, die sich voll auf den Schrecken aus der Stille heraus konzentriert.

Insgesamt daher ein Zombie-Drama das stimmig ist und trotz all der gezeigten Hoffnungslosigkeit, mit einem (schrecklich) schönen Ende überzeugen kann. Breslin empfiehlt sich auch weiterhin als künftige Leading-Lady und Schwarzenegger kann ruhig noch länger Filme drehen, wenn er für seine für ihn typischen Rollen in Actionkrachern zu alt geworden ist. Und was haben wir gelernt? Manchmal ist das Ende unausweichlich, doch die Liebe deiner dir wichtigsten und nächsten Menschen, macht es leichter.

„Maggie“ bekommt von mir 7,5/10 den aussichtslosen Kampf bis ans Ende gemeinsam gehende Empfehlungspunkte.

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