Jesus Henry Christ (Filmkritik)

Henry (Jason Spevack)  hat es nicht leicht mit seiner alleinerziehenden Mutter Patricia (Toni Colette). Immerhin ist er hyperintelligent und eigentlich ein Genie. Dafür, dass seine Mutter die letzte Überlebende einer Problemfamilie ist (ihre gesamte Familie hat es geschafft sich einer nach dem anderen auf verschiedenste Arten selbst aus dem Leben zu katapultieren), kann ja wohl er nichts. Und immerin – sein Opa (Frank Moore) lebt ja noch. Was ihm aber bei genauerer Betrachtung zu schaffen macht: Er kennt seinen Vater nicht. Das nervt. Also will Henry das ändern und macht sich auf die Suche nach seinem Vater, da er sich sicher ist, dass seine Mutter ihm etwas verschweigt.

Auf der anderen Seite ist da Audrey (Samantha Weinstein), Tochter eines Vortragenden an der Uni, der es sich bei ihrer Geburt zur Aufgabe gemacht hat, sein Kind ohne Geschlechterrollen großzuziehen und darüber ein Buch geschrieben hat – was zu einer „leichten“ Verhaltensstörung bei Audrey geführt hat, der es überhaupt nicht passt, dass alle Welt über ihre verkorkste Kindheit lesen kann. Immerhin ist sie ein Kind und kein Experiment. Und Audreys Vater tut es auch leid, was er getan hat, aber der arme Mann ist dermaßen auf Beruhigungsmitteln, dass er eigentlich froh sein kann, wenn sich bei ihm emotional überhaupt noch etwas bewegt. Was wohl passiert, wenn diese Welten aufeinanderprallen?

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„Jesus Henry Christ“ ist einer jener Filme von denen ich mir absolut nichts erwartet habe und von denen ich dann völlig geplättet war. Ich meine, okay, dass Toni Collette eine gute Schauspielerin ist („Der sechste Sinn“ oder „Little Miss Sunshine“) ist nicht neu. Und auch Michael Sheen (Underwold, Underworld: Rise Of The Lycans) ist super – auch wenn ich ihn anfangs fast nicht erkannt hatte, den ich immer noch als Werwolfanführer in meinem Hirn abgespeichert hatte.

Die wahren Stars sind hier allerdings Jason Spevack, der den netten, sympathischen Henry mit viel Herz spielt, die verdammt kultige Samantha Weinstein, welche sein Gegenstück Audrey darstellt und – das Herz des Films – Frank Moore, der Henrys Großvater spielt, der sich mit seinem Enkel einfach prächtig versteht und der auch für ein paar der emotionalsten Szenen im Film zuständig ist.

Der wirklich, wirklich wahre Held des Films ist allerdings Dennis Lee, der den Film geschrieben und auch die Regie geführt hat, denn die bunte, knallige Mischung, die „Jesus Henry Christ“ darstellt, hätte sehr leicht ins Auge gehen können – Lee hat es aber so hinbekommen, dass sich eine skurrile Situation an die nächste reiht und sich dennoch alles irgendwie im Rahmen des Plausiblen befindet. Allein die ersten Minuten, welche die (kurzen) Geschichten von Henrys Onkeln und Tanten erzählen fühlen sich wie die besten Momente von „The Royal Tenenbaums“ an.

Und skurril ist der Film von A bis Z, sei es in seinen Dialogen, seinen Szenen oder auch seiner Bildsprache. Beispielhaft die Szene in der alle vier oben erwähnten Personen (die Kinder vorn, die Eltern dahinter) mit einem Pflaster auf dem Finger im Gang stehen. Sieht super aus. Und ist in dem Moment, in welchem sie vorkommt, absolut witzig.

Vor allem die kleinen Töne und die leisen Überraschungen kann Mr. Lee sehr gut in Szene setzen. So gibt es zum Beispiel einen Jungen in der Schule der Henry immer hänselt und schickaniert. Und dann gibt es da einen tragischen Fall in Henrys Leben. Und genau jener Schüler geht zu Henry hin, legt ihm die Hand auf die Schulter und spricht ihm sein – absolut glaubwürdiges und ehrliches – Beileid aus. Eine verdammt schöne Szene. Oder die Szene als Henrys Großvater und Henry plötzlich mitten im Reden ins Spanische wechseln, weil es dramatischer klingt – und so weiter und so weiter.

Ein schöner Film von kleinen, einfach gestrickten, aber sehr, sehr schönen Momenten. Und keine Angst – der Film hat mit Religion überhaupt nichts am Hut, er bezieht sich viel mehr auf die Redewendung „Jesus H. Christ“ wenn etwas schiefgeht.

„Jesus Henry Christ“ ist ein kleiner, schön gespielter, sympathischer Film, den man mit Taschentüchern in der Hand mit der gesamten Familie sehen kann und er bekommt von mir 9 von 10 möglichen die Welt mit neuen Augen betrachtenden Punkten

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