Enemies – Welcome to the Punch (Filmkritik)

Da sein Sohn angeschossen wird und schwer verletzt im Krankenhaus landet, unterbricht der Exganove Jacob Sternwood (Mark Strong) seinen selbstgewählten Ruhestand und kehrt in seine Heimat London zurück. Dies ruft sofort den Polizisten Max Lewinsky (James McAvoy) auf den Plan, der vor Jahren bereits mit fanatischer Besessenheit Jagd auf Sternwood gemacht hatte und dies mit einer hässlichen Schussverletzung bezahlen musste.

Während sich die beiden Kontrahenten ein Katz und Maus Spiel liefern wird den zwei Männern schnell klar, dass hinter den aktuellen Ereignissen eine viel weitreichendere Verschwörung steckt, in die auch Männer aus Max Einheit verwickelt sind. Um die Sache aufklären zu können, muss sich Max wohl oder übel mit dem Mann verbünden, den niemand jemals als seinen Partner vermuten würde. Jacob und Max bilden daher ein effizientes Team auf Zeit und auch wenn sie sich gegenseitig nicht trauen können, die Gefahr für ihre Gegner ist noch weit größer.

Welcome to the Punch Film James McAvoy

Nach „Shifty“ aus dem Jahre 2008, ist dies erst der zweite Film von Erna Creevy. Es ist ja ein gar nicht so selten anzutreffendes Phänomen, dass erfahrene Stars oft auch neuen, jungen Regisseuren eine Chance geben wollen und in deren Projekten mitwirken. Gut so, die frische Energie bei der Regie trifft so auf die innere Ruhe der routinierten Darsteller. Dass englische Gangsterfilme meistens ein gewisses Niveau erreichen und ihre Fans gekonnt immer wieder mit neuem Futter versorgen, ist ja spätestens seit den früheren Guy Ritchie Filmen (RocknRolla) auch bei uns bekannt.

Die großen Stärken von diesem „Punch“ liegen, neben den großartigen Schauspielern, vor allem in der Optik bzw. in der Art wie gefilmt wurde. Der gesamte Film ist einfach wunderbar anzusehen, alles wirkt gestochen scharf, düster, dynamisch und mit diesem grünlich-blauen Farbfilter versehen, der dieses spezielle „hier befindest du dich in einer ganz eigenen Welt“- Feeling gekonnt vermittelt. Hin und wieder schnellere Schnitte, verlangsamte Sequenzen und kreative Kameraeinstellungen lockern dabei zusätzlich das Geschehen auf.

Man hat als Zuschauer zwar ständig das Gefühl, dass etwas los ist, die Action an sich ist aber weit weniger dominant, als man erwarten hätte können. Wenn dann aber geschossen wird, dann fliegen die Fetzen, Mauern werden durchlöchert und das Blut spritzt. Dabei verliert man nie die Übersicht und die pushende Musik sorgt zusätzlich für Spannung, an der es den gesamten Film über aber sowieso keineswegs mangelt. Technisch kann ich daher nicht wirklich etwas aussetzen an diesem Abenteuer.

Extrem stark finde ich auch James McAvoy (X-Men: First Class), der innerlich getrieben, manisch, voller Zweifel und Selbsthass schon längst seine Hoffnung auf inneren Frieden aufgegeben hat und in seinen Szenen herrlich ambivalent wirkt: man weiß einfach nie, ob er nun souverän alle beseitigt oder doch wieder mal zerknirscht am Boden landet. Mark Strong ist privat ja sicherlich ein ganz lieber Kerl, in seinen Filmen aber scheint er abonniert zu sein auf fiese Bösewichte (siehe „Kick Ass„, „Sherlock Holmes„, „John Carter“ oder „Robin Hood„). Hier kann er erfreulicherweise auch seine menschliche Seite zeigen, ist nicht der eindeutige Feind des Helden, sondern ergänzt diesen sogar ziemlich gekonnt als ruhiger, überlegter Gegenpart.

David Morrissey (Blitz) mimt den Boss der Polizeieinheit und wie so oft weiß man nie genau, woran man bei ihm eigentlich ist. Andrea Riseborough (demnächst neben Tom Cruise in „Oblivion“ zu sehen) spielt McAvoys Partnerin, die nicht auf den Mund gefallen ist und die man auf Grund ihrer gesamten Art einfach schnell ins Herz geschlossen hat. Es gibt hier noch einige Andere, die man durchaus erwähnen könnte (da durchgehend alle stark spielen), die oben genannten sind mir aber am Meisten im Gedächtnis geblieben.

Diese ganzen positiven Aspekte können aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass man sich am Ende des Filmes etwas veräppelt vorkommt. Was, das soll es jetzt gewesen sein? Wo ist der Rest des Filmes? Ja, schöner erster Teil, aber wo sind die weiteren Beiträge der Trilogie? Ich habe ja nicht grundsätzlich was gegen Enden, die sich wie Anfänge anfühlen, aber einen gewissen Abschluss bzw. eine befriedigende Auflösung brauche ich als Zuschauer doch. Hinzu kommen ein paar seltsame Entscheidungen, was das Tragen von Dienstwaffen angeht, was zu einem für mich unnötigen Mord führt, auch wenn ich verstehe, dass genau dieser die Handlung weiter vorantreiben soll.

Daher ist dieser Film am Ende leider nur gutes Mittelmaß und nicht der große Wurf geworden, der streckenweise durchaus möglich gewesen wäre. Schlecht ist aber sicherlich ganz was anderes und Fans von englischen Actionkrimis und Freunde von McAvoy und Strong, sind hier sowieso genau an der richtigen Adresse. Mein Fazit daher: Super inszeniert, toll gespielt, storymäßig ein paar Sachen in den Sand gesetzt, also zuviel aufgebaut und zu wenig aufgelöst.

„Welcome to the Punch“ bekommt von mir 7/10 die Wut aufeinander hinter den gemeinsamen Kampf gegen ein größeres Übel stellende Empfehlungspunkte.

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One thought on “Enemies – Welcome to the Punch (Filmkritik)

  1. Yay, Andrea! 😉 Die Anmerkung zu Mark Strong find ich interessant. Kann mich grad nicht erinnern ihn jemals in einer positiv besetzten Rolle gesehen zu haben xD

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