Kick Ass (Filmkritik)

Dave Lizewski (Aaron Johnson) ist ein ganz normaler Typ. Er steht auf Comics, in der Schule gehört er zu den Verlierertypen und Mädchen nehmen ihn überhaupt nicht wahr. Da das Verbrechen in seiner Wohngegend sich immer mehr ausbreitet und niemand etwas dagegen tut, entschließt er sich eines Tages als maskierter Held mit dem Namen Kick-Ass, auf den Straßen für Recht und Ordnung zu sorgen. Nach anfänglichen Rückschlägen wird er durch eine von ihm durchgeführte Rettungsaktion, die gefilmt und ins Internet gestellt wurde, über Nacht zum Medienstar.

Damit beginnen für Dave die Probleme jedoch erst so richtig. Der örtliche Verbrecherboss Frank D’Amico (Mark Strong) wird auf ihn aufmerksam und würde ihn lieber heute als morgen tod sehen. Außerdem trifft er in Form von Big Daddy (Nicolas Cage) und seiner Tochter Hit-Girl (Chloe Grace Moretz) auf „echte“ Helden, die bei ihrer maskierten Verbrecherjagd auch vor Gewalt mit tödlichem Ausgang nicht zurückschrecken. Dave würde daraufhin sein Dasein als Kick-Ass am Liebsten hinter sich lassen und zu seinem normalen Leben zurückkehren, doch dafür müsste er es zuerst einmal schaffen, die nächsten Stunden zu überleben.

Kick-Ass

Kick Ass ist das mit viel Engagement realisierte Projekt des englischen Regisseurs Matthew Vaughn (Layer Cake, Stardust). Das Drehbuch stammt ebenfalls von ihm und das fehlende nötige Geld um diesen Film machen zu können, hat er auch aus eigener Kraft nämlich aus eigener Tasche bezahlt. Außerdem stand er in ständigem Gedankenaustausch mit Mark Millar und John Romita Jr., die zeitgleich zu den Dreharbeiten an einem Comic zum Film arbeiteten. Trotz der parallelen Schaffungszeit kann man Kick-Ass daher ruhig als Comicverfilmung bezeichnen.

Nachdem die ersten Trailer und Clips durchs Netz wanderten wusste ich sofort, daß ich diesen Film unbedingt sehen muss. Nun ist das mit der Erwartungshaltung aber so eine Sache. Erwartete ich zu viel, dann wurde ich auch gerade in letzter Zeit etwas enttäuscht. Bei Kick-Ass machte ich mir diesbezüglich jedoch keine Sorgen. Berechtigterweise zum Glück! Warum dies der erste Kinofilm dieses Jahres ist, an dem ich nichts auszusetzen habe, das werd ich nun an Hand von ein paar Punkten versuchen zu formulieren.

  1. Die Liebe des Regisseurs zu seinen Figuren ist deutlich spürbar. Es gibt als Zuseher hier zahlreiche Möglichkeiten seine Sympathien zu verteilen. Dave alias Kick-Ass kommt auf eine unheimlich natürliche, menschliche Art herüber, die zwar voll dem Zeitgeist entspricht, jedoch mit einer gehörigen Portion Menschlichkeit angereichert ist. Er ist eindeutig nicht der coolste Charakter im Film, doch auf jeden Fall der, der alle Personen und die gesamte Handlung zusammen hält.
  2. Hit-Girl. Ein gerade mal elf Jahre altes Mädchen, daß schmutzige Wörter in den Mund nimmt und reihenweise Bösewichte auf nicht gerade unblutige Weise umbringt. Will ich sowas sehen? Die Antwort ist selbstverständlich ein klares ja. Wäre Hit-Girl älter wäre dies nur ein weiterer Actionfilm rund um eine weibliche Kampfmaschine. Wo Kick-Ass für das Herz sorgt ist Hit-Girl die Figur, der man am Liebsten zusieht und die eindeutig die lässigsten Szenen bekommen hat.
  3. Alle Darsteller geben ihre Bestes, einige sogar noch mehr. Aaron Johnson überzeugt als stinknormaler Typ mit großen Visionen. Chloe Grace Moretz wird in einigen Jahren einer der großen Hollywood Stars sein, das ist sicher. So cool verspielt und trotzdem ungemein souverän ist in diesem Alter sonst wirklich niemand. Nicolas Cage ist so gut wie lange schon nicht mehr. Er schwankt zwischen liebenden Vater, gewaltbereitem Racheengel und Einzelgänger mit ausgeprägten Nerd-Qualitäten gekonnt hin und her. Mark Strong funktioniert wie immer toll als Bösewicht, Lyndsy Fonseca als anfänglich unerreichbare Liebe ist ebenfalls toll besetzt. Übrigens: Die wenigen Figuren die etwas blass wirken, sind dies meiner Meinung nach sehr bewusst und liefern daher auch keine schlechten Performances ab.
    Die Dialoge sind nicht dumm. Ja, das ist was Besonderes. Schaut euch mal Kampf der Titanen an, dann wisst ihr was ich damit meine. Die gesamte Geschichte ist voller Humor und es gibt daher viel zu Lachen, doch ist die Grundstory im Prinzip von tragischer Natur. Der lakonische Wortwitz, die richtige Dosis Situationskomik gepaart mit kleineren Slapstickpassagen sorgen dafür, daß hier in keiner Sekunde Langeweile aufkommt. Die zahlreichen Anspielungen auf die Welt der Comics und Superhelden sehe ich hier jedenfalls noch als zusätzlichen Bonus.
  4. Die Actionsequenzen sind schnell geschnitten doch immer übersichtlich, es sei denn Fäuste regnen auf jemanden ein und die Kamera zeigt kurz die Sicht des Opfers. Dies kann ja wohl kaum übersichtlich gestaltet sein. Wohl dosiert, verfehlen die Actionszenen nie ihre adrenalinsteigernde Wirkung. Besonders die optisch beeindruckende Rettungsaktion, wo Hit-Girl in der Dunkelheit um sich schießt und nur videospielmäßige Lichteffekte für Sicht sorgen, finde ich einfach furios. Da hab ich einfach nur gebannt auf die Leinwand gestarrt. Der gesamte Showdown ist dann auch noch mal ein absoluter Actionleckerbissen.
  5. Die Gewalt hat zwar etwas comichaftes und überdreht cooles, doch hat man dabei nie das Gefühl, daß hier Brutalität verherrlicht wurde.
  6. Die Comicsequenz von Big-Daddy erzählt. Hätte peinlich oder unpassend sein können, wirkt aber einfach nur dynamisch und stimmig.
  7. Der Mix. Drama. Komödie. Gewalt. Sarkasmus. Liebe. Gefühlskälte. Comics. Pure Realität. Alles ist drin und alles passt zusammen.

Es gäbe ja noch mehr Punkte bzw. ich könnte noch weiter ins Detail gehen, warum mir dieser Film so gut gefallen hat, doch dann würde diese Kritik wohl etwas zu lange werden. Für mich hat hier einfach alles gestimmt. Regie, Dialoge, Handlung, Darsteller, Action, Humor. Könnte ich in der Zeit zurückgehen, dann würde ich nochmal die Schulbank drücken wollen und als Kick-Ass durch die Gegend rennen und für Recht und Ordnung sorgen. Ja, das wäre was.

Kick Ass bekommt von mir 9/10 zahlreiche Hintern wegkickende, Hit-Girl anfeuernde Empfehlungspunkte.


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